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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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war zu spät. Das Wesen im Inneren drehte sich, schlug um sich, schien in Krämpfen zu zucken und trommelte mit den kleinen Fäusten gegen sein Gefängnis. Das Glas platzte, ein Schwall gelber Brühe schwappte heraus und mittendrin eine kleine Hand, aus der Blut schoss, dann zersplitterte der ganze Kolben, Esara ließ die Zange fallen, schrie auf und versuchte viel zu spät, ihr Gesicht zu schützen. Und dann schrie das Wesen, dünn, aber durchdringend. Seine Geschwister, die Homunkuli, erstarrten. Das Wesen wimmerte, zuckte, kroch blutend durch die Scherben, fiel zur Seite, schrie noch einmal, leise. Der Schrei erstarb, es öffnete die Augen, zuckte noch einmal, und dann rührte es sich nicht mehr.
    Ela hörte Meister Hamoch brüllen, sah, wie er die Treppe herabsprang. Die gelben Dunstschwaden wichen vor ihm zurück, und er lief zu dem toten Geschöpf, kniete inmitten von Scherben, Blut und gärender Flüssigkeit nieder und legte eine Hand beinahe zärtlich auf den Kopf des Wesens. » Nein«, flüsterte er, » nein.«
    Dann wandte er sich Esara zu, die wie erstarrt neben ihm stand und aus vielen kleinen Schnittwunden im Gesicht blutete.
    » Wie konnte das geschehen? Warum hast du mich nicht gerufen?« Dann sprang er auf, packte sie an der Gurgel und schob sie vor sich her durch das Laboratorium, bis sie hart gegen einen Tisch stieß. Gläser, Kolben und Werkzeuge fielen zu Boden, es klirrte und klapperte. » Wie konntest du nur, wie konntest du nur?«, zischte er.
    » Meister, bitte«, röchelte Esara.
    Er starrte sie noch einen Augenblick lang an, dann schob er sie mit einer harten, verächtlichen Handbewegung zur Seite, so dass sie stolperte und zu Boden fiel. Ela konnte es nicht sehr gut sehen, aber ihr war, als würden sich unter die Blutstropfen auch Tränen mischen.
    Die Homunkuli waren Zeugen dieser Szene, aber sie hatten sich nicht gerührt. Sie standen einfach nur da, weder achteten sie auf den Adlatus noch auf Esara, und auch nicht auf ihren toten Bruder. Sie wirkten völlig teilnahmslos. Bahut Hamoch schien sich wieder zu fassen. Er atmete zwar noch schwer, aber dann sagte er mit flacher Stimme: » Räumt auf, meine Kinder, macht sauber, und bringt euren toten Bruder in die hintere Kammer. Und du, Esara, geh und schick einen Diener in die Stadt. Er soll nachfragen, wo Meister Dorn mit den Kolben bleibt.«
    Esara kam mühsam auf die Knie, wischte sich mit einer rauen Bewegung Blut und Glassplitter aus dem Gesicht und stand auf. » Ja, Herr«, sagte sie, und ihre Stimme klang wieder so hart wie eh und je.

Mittag
    Leutnant Aggi fand, dass er endlich genug Dienst geleistet hatte. Seine Männer waren in der Stadt unterwegs, und die Bergkrieger waren an ihrer Seite – mehr oder weniger. Das gegenseitige Misstrauen war noch da, aber sie würden einander vorerst nicht an die Gurgel gehen, selbst wenn er nicht in der Nähe war. Wenn sie den Schatten fanden, würde man ihn schon holen. Allerdings hatte Teis Aggi starke Zweifel, dass sie erfolgreich sein würden. Es war ja schon mehr als erstaunlich, dass sie ihn überhaupt zu Gesicht bekommen hatten. Wenn er darüber nachdachte, fand er das Verhalten dieses Mannes ziemlich merkwürdig. Einerseits war er geschickt genug, bei Nacht ungesehen in die Burg einzudringen, andererseits war er so dumm, direkt in die Arme seiner Leute zu rennen. Aber darüber sollten sich nun andere den Kopf zerbrechen. Er würde nach Hause gehen und versuchen, endlich ein paar Stunden zu schlafen.
    Er schlenderte über den Marktplatz, am Gericht und am Zunfthaus vorbei, und es war, obwohl gerade erst die Mittagsstunde nahte, schon viel los auf den schmalen Gassen zwischen den Ständen. Vom Herzen des Platzes drang Jubel herüber, und Aggi dachte, es könnte nicht schaden, wenigstens einen kurzen Blick auf die Kämpfe zu werfen. Er war zwar todmüde, aber doch immer noch viel zu angespannt, um schlafen zu können. Er drängte sich durch die Menge, bis er einen halbwegs guten Blick auf den Ring werfen konnte. Der Kampfplatz war mit neun Pfosten mehr oder weniger kreisförmig abgesteckt, und ein schlichtes Seil hinderte die Zuschauer daran, den Ring zu betreten. Es musste einer der ersten Kämpfe des Turniers sein, aber trotz der frühen Stunde war das Gedränge schon recht groß.
    » Wer kämpft denn?«, fragte er einen der Nebenstehenden.
    » Fischer Jon aus Atgath im Faustkampf gegen einen Riesen aus Felisan«, lautete die Antwort.
    Es war unschwer zu erraten, wer wer war. Der Mann, der

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