Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
ersten Mal im ganzen Kampf den Schlag, und ließ die Faust dann in die Richtung sausen, in die sein Gegner auswich. Er erwischte ihn an der Schulter, und der Fischer taumelte. Der Felisaner setzte brüllend nach. Der Atgather versuchte, auf unsicheren Beinen auszuweichen, doch jetzt war er wirklich zu langsam. Der nächste Hieb erwischte ihn an der Brust und schleuderte ihn quer durch den Ring auf den Boden. Die Menge schrie entsetzt auf. Aggi hatte etwas krachen hören. Hatte der Hüne seinem Gegner eine Rippe gebrochen?
» Bleib liegen«, hörte Aggi den Baron murmeln, doch noch einmal kam Fischer Jon aus Atgath auf die Beine, schwankte und blickte auf. Dann krachte die Faust seines Gegners ihm ins Gesicht. Er lief drei Schritte rückwärts, fiel um und rührte sich nicht mehr. Die Menge stöhnte enttäuscht auf. Der Riese blickte auf seinen gefallenen Gegner, als könne er es nicht glauben, ihn endlich erwischt zu haben, dann riss er die blutverschmierte Rechte hoch und brüllte seinen Sieg hinaus.
» Einen Silbergroschen für jeden der beiden tapferen Kämpfer«, rief der Baron in das betretene Schweigen, das dem Ende des Kampfes folgte.
» Der Stärkere gewinnt immer«, sagte der Bergkrieger zufrieden.
» Meistens«, murmelte Aggi.
» Nun, ein guter Kampf, nicht wahr, Leutnant? Aber vielleicht war es ganz gut, dass Shahila nicht mitgekommen ist. Dieser Anblick hätte ihr sicher nicht gefallen.«
Ein paar Männer trugen den bewusstlosen Fischer aus dem Ring. Sein Gesicht hatte sich durch diesen einen letzten Schlag in eine blutige Masse verwandelt. Nase und Jochbein waren zerschmettert, und Blut sickerte aus der zerquetschten Augenhöhle. Eine Heilerin aus einem der Dörfer tupfte ihm das Gesicht mit einem Lappen ab, während sich der Riese mit einer Handvoll Bewunderer immer noch brüllend über seinen hart verdienten Silbergroschen freute.
» Die Baronin ist in der Burg geblieben?«, fragte Aggi, der bezweifelte, dass der Fischer auf dem zerstörten Auge jemals wieder etwas sehen würde.
» Ja, ihr ist dieses Wetter einfach nicht genehm. Nun, kein Wunder, wenn man weiß, dass sogar die Winter in Oramar wärmer sind als unsere Sommer hier, nicht wahr?«
Aggi blickte unwillkürlich zum Himmel. Ein paar Wolkenfetzen trieben darüber, und die Sonne stand hoch und blass hinter einer dünnen Dunstschicht. Es war ein wundervoll frischer Herbsttag.
Der Baron nahm Aggi zur Seite. » Gibt es eigentlich Neues in der Angelegenheit des Schattens?«, fragte er leise.
Aggi verneinte. » Die Männer aus Taddora sind jedoch eine willkommene Verstärkung, Herr«, erwiderte er.
» Ja, Shahila ist wirklich klug und umsichtig. Ich muss mich glücklich schätzen, dass ich sie zur Frau habe, nicht wahr? Sie hat auch darauf bestanden, dass ich diese beiden Leibwächter mitnehme. Sie ist sehr besorgt um mich, wisst Ihr?«
» Jawohl, Herr«, murmelte Aggi.
» Vielleicht übertreibt sie, Aggi, aber auch ich bin inzwischen besorgt. Meine beiden Brüder wollten mit dem Schiff kommen, aber sie sind immer noch nicht eingetroffen, und es gibt keine Nachricht von ihnen.« Er wirkte jetzt ernsthaft beunruhigt.
» Nun, widrige Winde«, meinte Aggi lahm.
» Wie? Ja, das wird es sein, widrige Winde.« Der Baron straffte sich. Er wurde sich offensichtlich bewusst, dass er unter Beobachtung der Menge stand. » Werdet Ihr Euch den nächsten Kampf auch noch ansehen, Aggi? Ein Ringkampf, und wieder ist einer unserer Bürger beteiligt, wenn ich mich nicht irre.«
Aggi sah zum Ring. Er kannte den Mann flüchtig, es war ein Metzger aus der Neustadt, dessen Name ihm aber nicht einfiel. Er schüttelte den Kopf.
» Ah, verstehe, immer im Dienst, wie? Sehr gut, Leutnant, weiter so«, sagte der Baron und hatte sich schon abgewandt, bevor Teis Aggi etwas erwidern konnte.
Als er sich durch die Menge drängte, hörte er noch, dass Beleran unter allgemeinem Jubel wieder zehn Silbergroschen auf den Atgather setzte. Aggi hatte seinen Gegner gesehen; vermutlich würde der Baron auch dieses Geld verlieren.
Er nahm nun doch noch einen Umweg in Kauf, um Wulger Dorn, den Glasbläser, zu besuchen, denn er musste sich dringend um etwas Bestimmtes kümmern, etwas, das er über seinem endlosen Dienst fast vergessen hätte. Er kannte Meister Dorn von Kindesbeinen an und wusste, dass er ein sehr enges Verhältnis zu Ela Grams und ihrer Familie hatte. Er fand ihn in der Werkstatt, wie immer viel zu beschäftigt, um zum Jahrmarkt zu gehen. In knappen Worten
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