Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
sehen will.«
» Gut. Dann geh, ich denke, es ist Zeit. Aber achte darauf, dass du Quent nicht in die Arme läufst.«
» Aber Hoheit, ich bin ein Schatten«, sagte Almisan und lächelte, zum ersten Mal, seit sie Atgath erreicht hatten.
Unmittelbar nachdem der Rahis gegangen war, um den nächsten Schritt ihres Planes einzuleiten, trat Beleran in die Kammer und warf seinen Mantel auf einen Stuhl. Dann stellte er sich an den Kamin und wärmte sich die Hände. » Ich hatte vergessen, wie mitreißend diese Kämpfe sein können. Es war schade, dass du nicht dabei warst. Sie hätten dir gefallen, Liebste.«
» Vielleicht morgen, Liebster«, sagte Shahila.
» Allerdings geht es auch ganz schön ins Silber, wenn man der herzoglichen Tradition folgt und auf die Einheimischen setzt. Ich fürchte, unsere Reisekasse hat erheblich gelitten.« Beleran ließ sich in einen Sessel fallen und legte die Beine hoch. » Das Pflaster von Atgath ist hart, das hatte ich vergessen«, sagte er, » und ich hatte vergessen, wie anstrengend es sein kann, den Herzog zu vertreten.«
Shahila wandte sich ihm zu. Er sah müde aus, aber auch irgendwie zufrieden. Das Bad in der Menge schien ihm gutgetan zu haben, auch wenn er sich nun über seine müden Füße beklagte.
Wie wenig an ihm doch fürstlich ist, dachte sie.
» Du wirkst jedoch bekümmert, Liebste. Ist etwas nicht in Ordnung?«
» Es ist nichts«, erwiderte sie und wandte sich wieder ab.
Sie hörte ihn förmlich aus dem Sessel springen. Zärtlich legte er die Arme um sie. » Was ist mit dir, mein Leben? Du wirkst besorgt.«
Angespannt träfe es wohl eher, dachte Shahila und sagte: » Ich habe versprochen, es nicht zu sagen.«
» Wie? Ein Geheimnis? Vor mir?« Er küsste ihren Nacken.
Ein wohliger Schauer durchströmte Shahila. Er verstand es wirklich, sie schwach werden zu lassen, allerdings hatte sie in diesem Fall ohnehin vorgehabt nachzugeben. » Quent hat es verlangt«, sagte sie.
» Quent? Er verlangt etwas? Von meiner Frau?«
» Nun, es war vielleicht auch eine Bitte. Er ist eben manchmal etwas rau in seiner Wortwahl«, nahm Shahila den Zauberer scheinbar in Schutz.
» Und was ist es, das du mir nicht sagen solltest, Liebste?«, fragte Beleran, der nicht damit aufhörte, ihren Nacken mit seinen Küssen zu verwöhnen. Wohlige Schauer liefen ihr durch den ganzen Leib, aber dafür war jetzt keine Zeit. Sie löste sich von ihm und wandte sich ihm zu. » Es geht um deine Brüder, Beleran.«
Beleran hielt inne. » Gajan und Olan?«, fragte er.
» Ich habe Quent heute Vormittag besucht. Offenbar störte ich ihn bei einem Zauber. Er war nicht sehr erfreut.«
» Was für ein Zauber?«
» Er stand in einem Kreidekreis, einem, wie du ihn mir einmal beschrieben hast.«
» Ein Sturmkreis?«
» Ja, mag sein, dass er so genannt wird. Er war sehr erschöpft, und er sagte, das Schiff, es sei möglicherweise … in Gefahr.«
» In was für einer Gefahr?«, fragte er besorgt.
Ich muss genau abwägen, was ich ihn wissen lasse, und was nicht, dachte sie und sagte: » Ich weiß es doch nicht, und ich weiß auch nicht, warum er mich bat, es vorerst für mich zu behalten. Er murmelte etwas davon, dass er sich noch nicht sicher sei, ob es gelungen … ach, ich verstehe diesen Mann einfach nicht«, rief sie mit einem Seufzer.
» Nun, das Meer ist immer voller Gefahren, aber wenn etwas geschehen wäre, dann könnte Quent es in Erfahrung bringen. Er versteht sich gut auf den Wind, weißt du?«, erklärte Beleran.
Er versucht wirklich, mich zu beruhigen, dachte Shahila. Aber sie war die Ruhe selbst, auch wenn sie versuchte, einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken. » Weißt du, ich habe mich schon immer darüber gewundert, dass er von den Einladungen nichts wusste. Sie waren doch von ihm gesiegelt.«
» Tatsächlich?«, fragte Beleran.
Shahila hatte ihm damals in Taddora die Einladung gezeigt, sie wusste, dass er sich die gefälschten Siegel nicht genauer angesehen hatte. Sie hatte ihn beinahe schon nötigen müssen, wenigstens das Schreiben selbst zu lesen. Sie fügte hinzu: » Ich wollte, wir wären seinem Vorschlag gefolgt und auch mit diesem Schiff gereist, dann wüssten wir wenigstens, ob alle wohlauf sind.«
» Ach, ja, so stand es ja in den Einladungen«, meinte Beleran gedankenverloren.
Shahila lächelte. Sie hatte ihrem Gemahl noch viel zu sagen über all die seltsamen Ereignisse, die, wenn man sie aus dem richtigen Blickwinkel betrachtete, ein schlechtes Licht auf den alten
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