Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
irgendwo auf dieser Liste steht auch Euer Name, Bahut Hamoch, vermutlich schon geraume Zeit, denn Ihr seid vermutlich der Einzige, der Quents dunklen Pläne durchkreuzen kann.«
Hamoch schüttelte den Kopf. Er begriff nicht, was dieser Mann da redete und was er von ihm erwartete.
Almisan verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete das Häuflein Elend, das da vor ihm stand. Er fand, dass dieser Magier ein hartes Stück Arbeit war. Er war eigentlich kein Mann des Wortes, aber Shahila hatte ihm erklärt, was der Adlatus zu hören bekommen musste: » Zuerst mach ihm klar, dass er todgeweiht ist, dann sage ihm, dass Quent Übles vorhat, und da ich bezweifle, dass das ausreicht, seinen Kampfgeist zu wecken, deute ruhig an, dass auch ich in Gefahr bin sowie alle, die er kennt«, hatte sie befohlen. Und jetzt war alles gesagt, und Almisan hoffte, dass er nicht noch mehr reden musste.
Der Zauberer starrte ihn immer noch kopfschüttelnd an. » Das Schiff ist also wirklich gesunken?«, fragte er schließlich.
» Die Baronin sagte mir, dass Ihr das vorausgesehen hättet.«
Der Adlatus nickte. » Aber auch ich kann ihn nicht aufhalten. Quent ist ein Meister des neunten Ranges. Seine Kunst ist unübertroffen, ich … bin noch nicht so weit.«
Almisan bezweifelte, dass dieser Mann jemals so weit sein würde. Er war auf die Verzagtheit des Zauberers vorbereitet worden, aber er hatte das Gefühl, dass er die richtigen Worte noch nicht gefunden hatte. Doch irgendetwas musste den Kampfgeist dieses Mannes doch wecken. » Das ist bedauerlich, denn ich glaube, nur Ihr könnt diese Stadt noch vor Quent retten. Meine Herrin sagte, Ihr wärt ein kluger Kopf, und dass Ihr viele Dinge erdacht hättet, an die gewöhnliche Magier niemals denken würden. Ihr sollt, so sagte sie, in der Alchemie wahrhaft Erstaunliches erreicht haben. Gibt es da nichts, was Euch bei einem Kampf helfen würde?«
Hamoch lachte bitter auf. » Meint Ihr die Homunkuli? Was er mit denen macht, habe ich heute gesehen, ermordet hat er sie, meine Kinder …« Und er verstummte.
War es das? Almisan dachte kurz nach, dann sagte er: » Es ist schade, dass Euer Wissen nun mit Euch verloren geht. Wenn Quent keinen Nutzen darin sieht, wird er alles, was Ihr erreicht habt, ausmerzen, und dann wird all das, was Ihr in langen Jahren herausgefunden habt, wieder vergessen sein.«
» Vergessen?«, Hamoch blickte auf. » Meine Forschungen«, murmelte er, und sein Blick flackerte.
Ja, das war es. Prinzessin Shahila hatte sich getäuscht: Hamoch würde nicht für sie kämpfen, nicht für den Herzog oder die Stadt, nicht einmal für sich selbst, nein, er würde für seine Arbeit ins Feld ziehen, seine Forschungen. Alles andere würde er später vielleicht nutzen, um seine Taten auch vor sich selbst zu rechtfertigen, aber im Grunde interessierten ihn nur die verbotenen Früchte der Erkenntnis, an denen er genascht hatte. » Denkt nach, man sagte mir, die Alchemie stecke voller ungeahnter Möglichkeiten«, sagte Almisan ruhig.
Die Prinzessin hatte ihm eingeschärft, dass es wichtig war, ihn von allein auf die Lösung kommen zu lassen, die sie schon lange gefunden hatten. Jetzt konnte Almisan nur hoffen, dass der Mann den richtigen Gedanken finden würde. Denn auch er, obschon ein Meister der Bruderschaft der Schatten, verspürte wenig Lust, sich mit einem so mächtigen Magier wie Quent anzulegen.
Der Blick des Adlatus ging ins Leere, dann aber ließ er die verbotenen Rollen fallen, stand auf, zog ein schmales Buch aus dem Regal und schlug es auf. » Das hier, das könnte vielleicht gehen. Es ist etwas, das ich nicht selbst herausgefunden habe, ich habe es nur verbessert, und ich weiß noch nicht, wie wir es einsetzen können, aber …«
Almisan sah ihm über die Schulter. Endlich!, dachte er und rief: » Bei allen Himmeln, Meister Hamoch, das ist es! Meine Herrin hatte Recht, als sie Euren Verstand lobte.« Und er trat in gespielter Ehrfurcht einen Schritt zurück, bevor er hinzufügte: » Vielleicht erlaubt Ihr mir, Euch zu helfen, denn im Kampf bin ich erfahren, wenn auch nicht mit dieser Art Waffe.«
In den Augen des Magiers sah er jetzt fiebrige Erregung. Endlich, dachte er noch einmal, endlich hat er den Kampf angenommen.
Abseits des Jahrmarkts wurde es schnell ruhiger, und die Gassen waren beinahe menschenleer. Hinter Faran Ured schlurfte ein Straßenkehrer mit seinem Besen durch die Straße. Der Mann war ihm zuvor schon ein- oder zweimal aufgefallen. Er schien
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