Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Er ist kürzer. Doch dort roch es so stark nach Mensch, und nach den anderen.« Das letzte Wort sprach er mit Abscheu aus.
    » Das heißt, wir sind einen Umweg gelaufen? Und jetzt? Müssen wir umkehren?«, fragte Sahif, und er versuchte, den aufsteigenden Zorn zu unterdrücken.
    Marberic schüttelte den Kopf. » Ich kann es aufheben.« Und mit diesen Worten zog er einen kleinen Meißel aus der Tasche und fing an, Linien in die Wand vor ihnen zu ritzen. » Ich muss sie nur finden, Amurics Zeichen. Dann wird es gehen.«
    Der Mahr begann, in langen, ruhigen Strichen über das Gestein zu kratzen, aber gerade als Sahif, der mit schnell wachsender Ungeduld zusah, vorschlagen wollte, doch umzukehren und den anderen Weg zu versuchen, rief Marberic: » Hier, das Erste!« Er wischte Staub vom Gestein, und dann begann ein langer, silberner Strich in der Dunkelheit zu leuchten. Marberic setzte seine Arbeit fort, und vor den Augen des staunenden Sahif enthüllten sich nach und nach fünf dieser silbernen Streifen in der Wand. Dann trat er einen Schritt zurück.
    » Was jetzt?«
    » Jetzt muss ich mich erinnern, Steinzauber wirken.« Und dann setzte Marberic sich im Schneidersitz vor die Wand und begann leise in der knirschenden Mahrsprache zu murmeln.
    Nestur Quent eilte die Treppen hinab. Er hatte dem begriffsstutzigen Verwalter der Kanzlei den Auftrag erteilt, einen Reiter nach Felisan zu senden, und es hatte mehr Geduld erfordert, als er übrig hatte, bis der Mann begriffen hatte, dass es heimlich geschehen sollte. Er hatte auch die Baronin noch einmal gebeten, vorerst mit niemandem über seine Vermutung zu reden. Wäre er nicht so betroffen und erschrocken gewesen, hätte er ihr gar nichts erzählt. Aber sie war klug, sie würde seine Absichten begreifen. Er wurde aus dieser Frau nicht schlau. Sie schien sich mit dem Adlatus recht gut zu verstehen, doch offenbar war sie wenigstens so vernünftig, dass sie ihm ihre Beobachtungen gleich mitgeteilt hatte. Nekromantie! In seiner Burg! Der Adlatus würde den Tag bereuen, an dem er sich auf diese dunkelste Seite der Magie eingelassen hatte.
    Quent stieg weiter hinab. Ich habe die Dinge wirklich viel zu lange schleifen lassen, dachte er. Die Sterne, alles schön und gut, aber hier, hier unter meiner Nase geschehen Dinge, von denen die Gestirne nichts wissen. Aber nun würde er aufräumen, und der Adlatus würde der Erste sein, der es zu spüren bekam. Die Schwäche, die ihm nach dem Zauber so zugesetzt hatte, war gewichen. Er fühlte sich jung und stark. Er erreichte die Katakomben, durchquerte den Vorraum, ohne sich damit aufzuhalten, nach der Dienerschaft zu klingeln, und fand die Tür zum Laboratorium verschlossen. Er dachte kurz daran, sich mit einem Blitzschlag Zugang zu verschaffen, weil ihm sehr danach zumute war, aber dann ermahnte er sich zur Besonnenheit – er wusste ja nicht, was ihn auf der anderen Seite der Pforte erwartete. Also legte er eine Hand auf das Schloss und murmelte eine Beschwörungsformel. Er musste sie wiederholen, weil er sich zunächst nicht an den genauen Wortlaut erinnerte, aber dann fuhr ein scharfer Wind ins Schloss, es knackte, knirschte, und dann sprang die Tür auf. Quent betrat das Laboratorium, zum ersten Mal seit Monaten. Acht Augenpaare starrten ihn an, Augenpaare, die eindeutig nicht menschlich waren. Er hat es tatsächlich geschafft, dachte Quent, und für einen Augenblick war er zwischen Abscheu und Bewunderung hin- und hergerissen. Aber dann wusste er, was er zu tun hatte: » Bahut Hamoch!«, donnerte er. » Zeigt Euch!«
    Die Homunkuli hatten ihn nur kurz angestarrt, jetzt gingen sie wieder ihren Arbeiten nach. Offenbar reinigten sie das Laboratorium. Es roch nach verfaulten Eiern. Quent musste nur drei Sekunden warten, dann tauchte ein leichenblasser Bahut Hamoch aus einer der niedrigen Türen auf der gegenüberliegenden Seite des Laboratoriums auf. Eine verhärmt wirkende Frau folgte ihm, schloss die Tür der Kammer und versuchte gleichzeitig, ihren Meister von einer schwarzen Schürze zu befreien.
    » Meister Quent, welch unerwartete Ehre«, stammelte Hamoch.
    »› Unerwartet ‹ will ich glauben, doch eine Ehre ist es nicht, nein, eine Schande ist es! Für mich, weil ich es nicht bemerkte, weil ich nicht hörte, was die Flure flüsterten, und für Euch, Hamoch, weil Ihr Euch auf wahrhaft dunkle Dinge eingelassen habt!«
    » Aber, ich bitte Euch, es ist nicht, wie es aussieht …«
    » Sind diese widerwärtigen Kreaturen dort etwa

Weitere Kostenlose Bücher