Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Blut und Hirn durch die Schädeldecken quellen sehen. Der Adlatus sagte keinen Ton.
Als Esara den zweiten Leichnam abgelegt hatte, fragte sie: » Was sollen wir nun tun, Meister, soll ich die Kolben dennoch vorbereiten? Wir haben immer noch …«
» Hast du es nicht gehört? Es ist vorbei, närrisches Weib! Es ist vorbei.«
Esara nahm diesen plötzlichen Ausbruch hin, ohne mit der Wimper zu zucken.
Der Zauberer sah Ela nicht einmal an, als er sagte: » Binde diese da los und versorge ihre Wunde. Mag Richter Hert sich um sie kümmern, soll sie eben Folter und Henkersaxt zu spüren bekommen. Es ist eine Verschwendung, eine Verschwendung! Aber so wollen sie es offenbar. Ich werde nach oben gehen und die Pergamente zusammensuchen. Und dann … nun, darum kümmern wir uns später.«
» Jawohl, Meister«, sagte Esara.
Ela konnte ihr Glück kaum fassen. Eben noch hatte sie dem sicheren Tod ins Auge geblickt, jetzt würde sie hier herauskommen, und bald wäre dann sicher auch ihre Unschuld erwiesen. Und nach allem, was sie hier erlebt hatte, war selbst eine Begegnung mit diesem Richter Hert oder sogar Hauptmann Fals nichts mehr, wovor sie sich fürchtete.
Esara blieb bei ihr, bis die müden Füße des Zauberers die Treppe hochgestiegen waren und die schwere Tür ins Schloss fiel. Dann wandte sie sich Ela zu, aber keine Liebe war in ihrem Blick. » Er hat Zweifel, manchmal, wie alle großen Männer. Aber er wird am Ende das Richtige tun.«
» Mag sein, aber du hast ihn gehört. Binde mich los«, verlangte Ela, die endlich den Knebel losgeworden war.
Esara betrachtete sie mit unbewegter Miene. Dann bückte sie sich und hob etwas vom Boden auf. Dann kam sie mit ihrem hart geschnittenen Gesicht nah an das von Ela und sagte: » Nicht so schnell, Mädchen.« Und mit diesen Worten drückte sie ihr den Knebel wieder in den Mund, ja, zu allem Übel befestigte sie ihn noch mit einem Lederriemen.
Ela wehrte sich vergeblich.
» Es ist noch nicht vorbei, Mädchen. Er wird sich besinnen, und dann wird er froh sein, dass wir weitergemacht haben.«
Ela schrie gegen den Knebel an, aber nur ein dumpfes Stöhnen drang hindurch. Die Wunde! Immer noch rann das Leben in kleinen Tropfen aus ihrem linken Arm. Esara lächelte kalt, dann sagte sie: » Es wird noch eine Weile dauern, eine ganze Weile. Das Leben verlässt dich langsam. Du hast also Zeit, in dich zu gehen und deine Fehler zu bereuen. Und wenn du sie nicht bereust, dann macht es mir auch nichts.« Dann löschte sie das Licht, verließ die Kammer, verschloss sie sorgfältig und ließ Ela allein in der Dunkelheit zurück.
Nachmittag
In ihren Gemächern starrte Shahila hinaus auf die Stadt. Ihre Spitzel in der Dienerschaft hatten gemeldet, dass sich Quent endlich auf den Weg in die Katakomben gemacht hatte. Die Dinge spitzten sich zu, und nun stand vieles, nein, alles auf des Messers Schneide. Fehler konnte sie sich nicht erlauben. » Der Wassermeister«, sagte sie langsam, » konntest du mehr über ihn in Erfahrung bringen, Almisan?«
» Ich habe mich umgehört. Er hat dem Herzog einige Kräuter gegen seine Schmerzen besorgt, und er scheint gut mit dem Feldscher der Burg befreundet zu sein.«
Shahila nickte grimmig. » Er führt irgendetwas im Schilde. Denkst du immer noch, dass seine Anwesenheit gerade jetzt ein Zufall ist?«
» Vielleicht, ich denke, er verfolgt seine eigenen Pläne, nicht unsere. Und ich denke, dass es ein Fehler wäre, ihn zu töten, Hoheit. Wir wissen nicht, wer ihn geschickt hat oder was ihn herlockt. Er scheint jedenfalls nicht auf Quents Seite zu stehen.«
» Aber er steht auch nicht auf unserer, Almisan.«
» Ich schlage vor, dass wir uns seiner versichern, sobald es die Umstände erlauben. Ich werde meine besten Männer auf ihn ansetzen. Sie werden ihn festnehmen, sobald gewisse andere Angelegenheiten erledigt sind.«
» Was ist mit dem Boten, den Quent nach Felisan schicken wollte?«
» Er hat die Burg bereits verlassen, allerdings wird er den Hafen nie erreichen, dafür habe ich gesorgt. Es ist doch besser, wenn vorerst niemand weiß, dass die Prinzen vermisst werden.«
Shahila nickte – der Rahis war ein umsichtiger Mann. Eines fügte sich zum anderen, aber noch lag das Schwerste vor ihr. » Glaubt Ihr, Hamoch wird der Herausforderung gewachsen sein?«, fragte sie. Sie starrte hinab in den dunklen Innenhof. Wenn sie das richtig sah, kehrte ihr Gemahl gerade zurück.
» Ich werde ihm helfen, Hoheit, oder er mir, je nachdem, wie man es
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