Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Zauberer warfen, aber dafür war es noch ein wenig zu früh. Jetzt musste sie sich darum kümmern, dass der Baron sich nicht zu viele Sorgen machte, denn sie wollte ihn nicht in der Burg wissen, wenn ihr Plan zu seiner Vollendung reifte. Also sagte sie: » Quent hat wohl Recht, ich mache mir einfach zu viele Gedanken. Es ist wahrscheinlich nichts, und schon morgen werden wir darüber lachen.« Und dann umarmte sie ihren Mann und küsste ihn innig. Wenn es so weit ist, werde ich dir die Augen schon noch öffnen, dachte sie, und dann wirst du sehen, was ich dich sehen lassen will.
Als Quent wütend – wütend über den Adlatus und über sich selbst – durch die Flure zurück zu seiner Turmkammer stapfte, wurde er unerwartet aufgehalten.
» Meister Quent, auf ein Wort!«
» Graf Gidus? Verzeiht, aber das ist ein ungünstiger Augenblick.«
» Es ist wichtig, Quent, sehr wichtig.«
Der Gesandte stand im kahlen Gang, der zum Ostturm führte. Er versperrte ihn geradezu mit seiner Leibesfülle. Kalter Wind drang durch die nackten Fenster ein, die auf die Berge blickten. Ob dieser Wind bessere Nachricht weiß?, fragte sich Quent und blieb notgedrungen stehen. » Aber, bitte, fasst Euch kurz.«
Zu seiner Überraschung packte ihn der Graf am Ärmel und zog ihn in eine der vielen leerstehenden Kammern der Burg. » Kommt«, sagte er, » diese Wände haben Ohren, und nicht alle dienen dem Herzog von Atgath, wie ich fürchte.«
» Darf ich fragen, was dieser Unsinn zu bedeuten hat?«, polterte der Zauberer.
» Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen, Quent. Ich halte es für meine Pflicht, Euch über ein Gespräch zu unterrichten, das ich heute mit der Baronin von Taddora führte.«
» Belerans Frau?«
» Ich muss anerkennen, dass sie eine hervorragende Diplomatin wäre, denn was sie mir sagte, waren nichts als Andeutungen, Gerüchte, nichts, was man festhalten könnte.«
» Verzeiht, Gidus, aber für Tratsch und Klatsch habe ich keine Zeit.«
» Ich auch nicht, auch wenn es sonst mein täglich Brot ist«, sagte Brahem ob Gidus mit schwachem Lächeln. » Ich sollte Euch dennoch sagen, dass ihre zarten Andeutungen alle in eine Richtung wiesen, nämlich in Eure, Quent.«
» In meine? Inwiefern?«
» Nun, der Herzog, der keinen Besuch empfängt, die Einladungen mit Eurem Siegel, ein fremder Heiler, mit dem Ihr Euch lange unterhalten habt, das Kopfgeld auf den Schatten, das Ihr nicht aussetzen wolltet, die Ermittlungen, die Ihr Eurem Adlatus abgenommen habt; so, wie sie es schilderte, schien alles, was hier in letzter Zeit an Merkwürdigkeiten geschah, von Euch auszugehen.«
Quent starrte den Gesandten an. » Das ist Unsinn, das wisst Ihr, Gidus.«
» Natürlich, Quent, denn ich kenne Euch besser, als Ihr ahnt. Aber nicht alle in dieser Stadt kennen Euch so gut wie ich. Seid auf der Hut vor der Baronin und vergesst nicht, wessen Tochter sie ist.«
Der Zauberer schüttelte den Kopf. » Ihre Herkunft ist mir bewusst, doch gibt es auch einiges, was Ihr nicht wisst, Gidus. Gerade heute erst hat mir die Baronin in einem anderen, sehr heiklen Fall geholfen.«
» Hat sie das? Und das ganz ohne eigenen Nutzen?«, fragte der Gesandte zweifelnd.
» In der Tat. Jedenfalls vermag ich keinen Nutzen für sie in dieser Angelegenheit zu sehen. Im Gegenteil, sie hat einen Mann, der ihr freundlich gesinnt war, als gefährlichen Scharlatan entlarvt.«
Gidus runzelte die Stirn, und Quent fragte sich, ob der Gesandte vielleicht von Hamochs finsterem Treiben wusste. Natürlich, er hat seine eigenen Ohren und Augen in der Dienerschaft, dachte Quent plötzlich. Wahrscheinlich spioniert er uns schon seit Jahren aus. Der Seebund war ohne Zweifel schon aus Gewohnheit interessiert an dem, was in Atgath geschah. Er nahm sich vor, so bald wie möglich der Dienerschaft gründlich auf den Zahn zu fühlen. Auch das hatte er viel zu lange nicht mehr getan.
Jetzt sagte der Gesandte: » Und es gibt Euch nicht zu denken, dass sie einen vorgeblichen Freund so leichten Herzens ans Messer liefert?«
Quents Miene verfinsterte sich. » Glaubt mir, Gidus, ein Zauberer des neunten Ranges ist nicht leicht zu täuschen, weder von einer oramarischen Prinzessin noch von einem frialischen Gesandten. Guten Tag.« Und damit ließ er den verdutzten Grafen einfach stehen.
Es waren nur ein Dutzend Pergamente. Bahut Hamoch wog die Rollen in der Hand. Schwer waren sie nicht, und doch hatten sie ihn ins Verderben gestürzt. Zwölf Rollen Pergament, Abschriften aus
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