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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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schließlich in den kurzen Flur, wo er zwischen Haustür und Küche unruhig auf und ab lief. Ured musste sich schnell etwas einfallen lassen.
    Doch zuerst musste er seine Wunde versorgen. Der Schmerz wurde schlimmer, und ihm wurde klar, dass er für das sorgfältige Aufschneiden der Wunde keine Zeit hatte, denn dafür hätte er unbeobachtet sein müssen. Er bat eine der beiden Frauen, doch nach dem Leutnant zu sehen, der so allein an der Tür stand, ein Wunsch, dem sie nur zu gerne nachkam, die andere beschäftigte er, indem er sie fragte, ob sie nicht vielleicht doch einen Tee zubereiten könne. Und als sie sich am Herd zu schaffen machte, ihm den Rücken zuwandte und recht unbescheiden ihre eigenen Qualitäten in der Küche lobte, schritt Faran Ured kurz entschlossen zur Tat: Er setzte das Messer an die Wunde, öffnete sie ein wenig, um den zu erwartenden Schmerz auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, und riss dann den Bolzen mit einer einzigen schnellen Bewegung heraus. Es war, als würde ihm das Bein abgerissen, und der Schmerz verschlug ihm den Atem. Ein dunkler Schwall Blut schoss aus der Wunde, und Ured wurde schwarz vor Augen. Als er die Augen wieder öffnete, sah er das Mädchen vor sich knien, sie drückte ihre Schürze auf die Wunde, und ihre Hände waren blutverschmiert. Ured ächzte.
    » Was macht Ihr denn?«, fragte die junge Frau, und ihr Blick war warm, freundlich und besorgt.
    » Der Bolzen war gar nicht tief drinnen, und ich dachte …«
    » Ihr könntet verbluten«, unterbrach sie ihn.
    Er spürte, dass ihre Sorge echt war. Er war drauf und dran, sie nach ihrem Namen zu fragen, um ihr seinen Dank zu sagen, aber dann ließ er es und bat sie stattdessen, ihm doch endlich seine Tasche mit den Kräutern zu geben. Er wollte gar nicht wissen, wie diejenigen hießen, die er doch töten musste.
    » Und du willst mich wieder nicht begleiten?«, fragte Beleran. » Ich bin sicher, die Atgather wären hocherfreut. Sie kennen dich doch gar nicht, und es wäre mir wichtig, dich an meiner Seite zu wissen, Shahila«, fügte er hinzu.
    Er wirkte zerstreut, und Shahila wusste, dass er sich Gedanken um seine Brüder machte. Er hatte sogar einen Diener zu Quent geschickt, um den Zauberer um eine Unterredung zu bitten. Es hatte Shahila drei Silbergroschen gekostet, den Mann mit der Meldung zurückkehren zu lassen, dass der Zauberer derzeit nicht zu sprechen sei – etwas, das Beleran sichtlich irritierte. Es trägt Früchte, dachte sie, Beleran beginnt, an dem Alten zu zweifeln. » Ich gehe morgen mit, versprochen. Du weißt, ich mache mir nichts aus diesem Trubel.«
    Er seufzte. » Glaubst du denn, mir macht es Freude? Weißt du, ganz in der Nähe der Stadt gibt es einen Hain von Riesenbuchen. Ich wäre lieber dort, mit dir, ganz allein unter den mächtigen Baumkronen, und würde dir die herbstlich stille Schönheit unserer Berge und Wälder zeigen. Ich könnte mein Leben unter diesen herrlichen Bäumen verbringen – solange du an meiner Seite bist. Aber ich muss nun einmal meinen Bruder vertreten. Auch wenn Hado mich nicht sehen will, so kenne ich doch meine Pflicht.«
    » Nun, Liebster, es ist Quent, der sagt, dass dein Bruder uns nicht sehen will.«
    Aber Beleran hatte sie wohl nicht gehört. Er öffnete ein Fenster und blickte hinaus. Aus der Stadt wehte der Lärm des Jahrmarktes heran. » Ich habe mich sehr gefreut, hierherzukommen, noch einmal die Gassen meiner Jugend zu durchstreifen, auf den Jahrmarkt zu gehen wie früher, als ich noch ein staunendes Kind war, aber irgendwie hat sich alles verändert. Es ist mir fremd geworden, und ich glaube, es ist deine Schuld.« Er lächelte, als er das sagte. » Ich weiß, unsere kleine Baronie macht nicht viel her, aber für mich ist sie schon Heimat geworden, durch dich, Shahila.«
    Shahila blickte zu Boden. Seine naive Zuneigung überraschte sie immer wieder.
    Jetzt sagte er: » Was würdest du eigentlich davon halten, wenn wir auch in Taddora so ein jährliches Fest einführten? Kleiner natürlich, aber einfach etwas, worauf sich die Leute freuen.«
    » Wenn wir so etwas einführen, geht vielleicht niemand hin, Liebster. Du magst dich dort heimisch fühlen, aber ich fürchte, uns werden sie bis ans Ende unserer Tage als Fremde betrachten.«
    » Ach, mit der Zeit werden sie sich schon an uns gewöhnen. Wirklich, ich kann es mir vorstellen, ein kleines Fest an der Küste, im Spätsommer, wenn die Heide blüht. Und statt der Faust- und Ringkämpfe machen wir einen

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