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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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verstrickt seid, Meister Ured – falls das überhaupt Euer Name ist. Ihr seid gerissen, das ist sicher, zu gerissen für einen Pilger, vielleicht zu gerissen für mich, aber sicher nicht für Meister Quent, der die Wahrheit schon herausfinden wird.«
    » Oh, ich habe nichts zu verbergen«, behauptete Ured, und seine Hand glitt über die Schüssel, als wolle er sie festhalten. Seine Finger berührten das Wasser. Es waren gute Menschen, mit einem Freundschaftszauber konnte er sie zunächst dazu bringen, ihm völlig zu vertrauen. Und dann würden sie sterben. In Gedanken ging er schnell die Gifte durch, die ihm zur Verfügung standen. Das Baumechsengift schied aus, denn es hinterließ Spuren auf der Haut, die Quent schon bei dem alten Fernhändler aufgefallen waren. Ein zweites Mal würde ihm das nicht entgehen. Oder er musste die Spur verdecken. Ein Feuer? Das würde vielleicht reichen, die Spuren zu verwischen, wenigstens würde ich Zeit gewinnen, dachte er. Er würde sie erst vergiften und dann das Haus anzünden. Faran Ured tauchte einen Finger in das Wasser und begann, eine sanfte Melodie zu summen. Mit seiner linken Hand durchsuchte er unauffällig den Beutel nach dem kleinen Fläschchen, das das passende Gift enthielt. Sie sollen nicht unnötig leiden.
    Er konnte spüren, wie die Aufregung aus der Küche schwand und sich Gelassenheit ausbreitete. Nein, Feuer weckt zu viel Aufmerksamkeit, dachte er dann, und es dauert zu lange, es zu legen. Aber konnte er es vielleicht aussehen lassen wie eine Tat aus Leidenschaft? Eine zurückgewiesene junge Frau, die das Objekt ihrer vergeblichen Liebe, ihre Rivalin und am Ende natürlich sich selbst tötete, das Messer noch in der Hand? Es war vielleicht nicht sehr glaubhaft, aber im besten Fall würde es wenigstens so lange geglaubt werden, bis andere Ereignisse dieses Drama in den Schatten stellten. Er summte, mit der Hand rührte er langsam durch das Wasser in der Schüssel, und die drei jungen Menschen schienen dem beruhigenden Plätschern zu lauschen. Seine Stimme zitterte ein wenig, und er spürte, dass ihm Schweiß ausbrach.
    Er zog die Hand aus der Tasche. Gift war hier die falsche Waffe. Das Messer auf dem Tisch lag doch schon dort. Er musste schnell sein, denn der Überlebensinstinkt eines Menschen war stark. Der leichte Bann, den er über die drei gelegt hatte, war noch nicht so tief, dass sie sich nicht wehren würden. Ured konzentrierte sich auf den Zauber, das Summen, die kleinen Wellen, die seine Finger umspielten. Mit der Linken nahm er das Messer an sich. Eine Bewegung, die Aggi mit leichtem Stirnrunzeln verfolgte. Ihn musste er auf jeden Fall zuerst töten, dann die ruhigere der beiden Schwestern. Der Dritten musste er dann helfen, das Messer selbst in ihrer Brust zu versenken. Er war unzufrieden. Das alles war schlecht geplant und nicht sehr durchdacht, aber er sah keine andere Möglichkeit. Er legte sich das Messer zurecht.
    Plötzlich polterten schwere Stiefel ins Haus herein. Als Ured aufblickte, sah er zwei Soldaten, die ihn und die unwirkliche Szene in der Küche anstarrten. Das Fläschchen war schon an der Teekanne. Ein dritter Mann trat ein, kein Wachsoldat, sondern ein Krieger aus den Bergen. Er stieß einen Fluch aus, und dann flog ein Messer durch die Luft. Ured zog im letzten Augenblick die Hand aus der Schüssel. Das Messer traf sie, und sie zersprang. Wasser ergoss sich über den Tisch und das Pergament. Der Zauber verflog augenblicklich, und die jungen Frauen und der Leutnant schreckten hoch.
    » Was …?«, fragte der Leutnant.
    Faran Ured seufzte bekümmert und blickte auf das Messer, das auf dem Küchentisch lag. Warum hatte er so lange gezögert? Jetzt war es zu spät.
    » Jener dort ist ein Zauberer«, sagte der Bergkrieger und deutete mit seinem kurzen Speer auf Ured. » Der Rahis befahl uns, ihn festzunehmen und unter allen Umständen von Wasser fernzuhalten.«
    » Ein Zauberer? Wasser? Aber er trägt gar kein Zeichen«, wandte Teis Aggi verwirrt ein.
    » Einige Zauberer tragen die magischen Linien nicht«, sagte der Krieger düster. » Ihr wisst, was das heißt.«
    » Er ist … er ist ein Schatten?«, fragte Aggi verblüfft.
    » Oder Schlimmeres«, antwortete der Krieger.
    Nestur Quent schritt den Kreis ab und wiederholte leise die magischen Worte: » Saru ziqu, galabu sami, awur dabawu nesu Gajan ti Olan.« Vielleicht war es ein Fehler. Er hatte den Kreis gezogen, um zu erfahren, was in Atgath vorging, doch er konnte nicht anders, er

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