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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nur auf der Tasche, aber wehe, es wird ernst!«, rief einer.
    In zunehmend düsterer Stimmung ging der Namenlose weiter. Er sah sich um, sog Gerüche und Geräusche auf, betrachtete die Stände, das Warenangebot, immer in der Hoffnung, dass er etwas Vertrautes wiedererkennen würde, sogar den Gauklern schenkte er Beachtung, weil er hoffte, irgendetwas zu sehen, was ihm die Augen öffnete – aber alles kam ihm fremd und unbedeutend vor. Nur, was über den Diebstahl gesagt worden war, das klang noch immer in ihm nach. War er also doch ein Dieb? Aber es war von Männern die Rede, die schon lange die Gegend unsicher machten, und er war doch fremd. Jetzt stand er an der Bühne eines Feuerschluckers, der sich die größte Mühe gab, seine Aufmerksamkeit zu erregen, und sah gedankenverloren durch die Darbietung hindurch.
    » Kommt er dir bekannt vor?«, fragte Ela leise. Offensichtlich hatte sie sich am Ende doch von ihren Stoffen und Tuchen losreißen können. Er erwiderte schlecht gelaunt: » Nicht mehr als der Vogelhändler, den du mir unbedingt zeigen musstest, und auch nicht mehr als dieser Fischhändler dort.«
    » Eine Spende, edler Herr, für den Künstler.« Der Feuerspucker war herangetreten und hielt ihm eine kleine Kappe hin.
    Er schüttelte unwillig den Kopf.
    » Ach, anderen Zuschauern die besten Plätze nehmen, aber dann nichts geben?« Jetzt hielt der Gaukler ihm die Kappe dicht unter die Nase.
    » Lass mich bloß in Ruhe, Mann! Es sind doch gar keine anderen Zuschauer da.«
    Außer ihm und Ela war nur ein Straßenkehrer vor dem Stand stehengeblieben, und der war offensichtlich schwachsinnig. Er stützte sich auf seinen ausgefransten Reisigbesen, grinste blöde und schien den sich anbahnenden Streit mit Interesse zu verfolgen.
    » Weil niemand neben einem schmutzigen Köhler stehen will!«, rief der Feuerschlucker.
    » Hast du Ärger, Freund?«, fragte ein Akrobat, der seinen Stand nebenan aufgeschlagen hatte.
    » Der hier sieht gerne zu, zahlt aber nichts«, rief der Feuerschlucker.
    Dem Namenlosen verschlug es die Sprache. Er hatte den Feuerschlucker nicht einmal bemerkt, und jetzt verbreitete der freche Kerl Lügen über ihn! Er fühlte jäh heißen Zorn in sich aufsteigen, ein Gefühl, das aus der Mitte jener Finsternis kam, die seine Vergangenheit verschluckt hatte, und es tat gut, überhaupt etwas im Inneren zu spüren. Seine Hand fuhr zum Gürtel, aber sie fand dort kein Messer. Er betrachtete seinen Gegner: sehnig, beweglich, aber unbewaffnet und nicht auf einen Angriff vorbereitet.
    » Komm jetzt, Anuq«, flüsterte Ela und zerrte ihn am Arm.
    Er dachte jedoch nicht daran, vor diesen beiden Gauklern zurückzuweichen. » Ich habe nichts gesehen, was auch nur einen zwölftel Schilling wert gewesen wäre«, zischte er.
    » Hoho, jetzt wird er auch noch beleidigend!«
    Ela war erleichtert gewesen, dass sie Anuq, den sie über einen Plausch mit einem Wollweber aus den Augen verloren hatte, wiedergefunden hatte. Offenbar war sie gerade noch rechtzeitig erschienen, um einen Streit zu schlichten. Sie verstand allerdings gar nicht, warum Anuq über dieses kleine Missverständnis so wütend geworden war. Ein paar Bürger blieben stehen und sahen zu. Vielleicht hofften sie auf eine handfeste Schlägerei.
    Wieder zerrte Ela an Anuqs Arm. » Die Marktwache hat es gesehen«, flüsterte sie. Dann sagte sie laut: » Aber ihr Herren, wir sind nur arme Köhler und haben gar kein Geld, das wir euch geben könnten.« Dabei schob sie sich vor Anuq und bedachte die beiden Gaukler mit einem süßen Lächeln, während sie gleichzeitig versuchte, ihn wegzuschieben.
    Aber Anuq wich immer noch nicht.
    Plötzlich winkte der Akrobat ab. » Ach, lass ihn doch. Wozu der Ärger? Nachher wirst du noch vom Markt verwiesen, Freund.«
    Der Feuerschlucker nickte grimmig. » Für dieses Mal soll es gut sein, aber lass dich hier nicht mehr blicken, Kleiner.«
    Anuq schien vor Zorn geradezu zu wachsen, und Ela, die ihn zurückhielt, stellte erstaunt fest, dass er viel stärker war, als er aussah. Zum Glück wandten sich seine beiden Gegner lachend ab.
    » Nun komm«, drängte Ela, » oder willst du Bekanntschaft mit der Wache machen?«
    Er sah sie mit einer Kälte an, die sie erschreckte, dann schüttelte er plötzlich den Kopf, als würde er seinen Zorn selbst nicht begreifen. Er nickte und folgte ihr ohne weitere Umstände. Sie zog ihn eilig zwischen einigen Ständen mit Tongeschirr hindurch und in eine Seitengasse.
    » Danke, ich

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