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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wäre ihm beinahe an die Gurgel gegangen«, sagte er, als sie an der nächsten Kreuzung stehenblieben. Ela sah sich um. Sie wurden offenbar nicht verfolgt. Sie waren auf der Nordseite des Marktes, nicht mehr weit von der Burg entfernt. Das war eine Gegend, die sie selten betrat. Sie schlug vor, einen Bogen zu schlagen und es auf einer anderen Seite des Marktes zu versuchen. Anuq nickte, aber er wirkte mutlos.
    Sie waren mitten auf der Heugasse, als plötzlich aus einer Seitenstraße ein Dutzend Soldaten auftauchten. Sie waren keine fünfzig Schritte entfernt und nahmen lachend und scherzend die ganze Breite der Straße in Beschlag. Ein sicheres Gefühl sagte Ela, dass sie ihnen besser aus dem Weg gehen sollten. Anuq schien den gleichen Gedanken zu haben.
    » Schnell, von der Straße«, flüsterte er. Auf der linken Seite überragte ein großes, dunkles Gasthaus die anderen Häuser, und er zog sie hinein. Sie erhaschte einen Blick auf das Schild, das an einer Stange über der Tür prangte. Es zeigte einen Mann mit einer schwarzen Kapuze und einer großen Axt. Das Licht innen war schummrig, und nicht viele Tische waren besetzt. Der Wirt glotzte sie blöde an, vielleicht, weil Ela die einzige Frau unter den Gästen war. Sie fühlte sich unwohl. Irgendetwas warnte sie, sagte ihr, dass sie besser nicht hier sein sollte, und sie hoffte, dass die Wachen schnell vorübergingen und sie wieder verschwinden konnten, aber dann ging die Tür auf, die Soldaten traten lärmend und johlend ein und verlangten lautstark nach Bier. Jetzt wusste Ela, wo sie war, denn ihr Vater hatte ihr ausdrücklich verboten, auch nur in die Nähe dieses Ortes zu gehen: Es war der Schwarze Henker, das Stammgasthaus der Wachsoldaten. Und, noch schlimmer, Hauptmann Fals führte den Trupp an, und Leutnant Aggi war dicht hinter ihm.
    Faran Ured hatte es sich mit einem Krug Bier an einem großen Tisch in der Mitte des Schwarzen Henker gemütlich gemacht. Ludgars Witwe hatte das Wirtshaus erwähnt, und er war zuversichtlich, hier das eine oder andere zu erfahren. Betrunkene Soldaten redeten gerne, und er hatte genug Silber, um viele Soldaten betrunken zu machen. Er hatte bereits einem Schmied, der auf der Burg arbeitete, ein Bier ausgegeben, aber kaum Neues erfahren, nur, dass Prinz Beleran sehr unerwartet in der Burg aufgetaucht war und sich nun alles in heller Aufregung befand, weil man hastig ein Quartier bereiten musste für ihn, seine schöne Frau und die vielen Bewaffneten. Er nahm das als ein gutes Zeichen, denn es schien, dass noch niemand in Atgath etwas von dem Sturm ahnte, der sich über der Stadt zusammenbraute. Wenn er Glück hatte, konnte er sich damit begnügen, einfach zuzusehen, wie der Plan der Baronin Früchte trug, ohne dass er irgendwie eingreifen musste. Seine Auftraggeber würden zufrieden sein, und er würde der Stadt bald den Rücken kehren können.
    Doch gerade als er bereit war, höchst zufrieden an ein einfaches Gelingen seines Auftrages zu glauben, ging die Tür auf und die Köhlertochter und ihr angeblicher Vetter traten ein. Und dann, wenige Sekunden später, fiel ein ganzer Trupp Soldaten lärmend in den Henker ein. Immerhin war » Vetter Anuq« geistesgegenwärtig genug, das Mädchen in eine dunkle Ecke zu ziehen, aber es war dennoch nur eine Frage der Zeit, bis die Soldaten auf den Fremden aufmerksam werden würden. Der Hauptmann vom Bach führte sie an, und zu seinem Verdruss sah Ured, dass auch der junge Leutnant unter den Soldaten war. Einen Augenblick lang zog er in Erwägung, sich ganz aus dieser Sache herauszuhalten, aber wenn der junge Mann lebend in die Hände der Wachen fiel … Die Soldaten drängten sich an den Ausschank und warteten ungeduldig auf ihr Bier. Wenn sie sich erst an den Tischen verteilten, war es zu spät. Faran Ured schloss die Augen und seufzte. Es hätte so einfach sein können.
    Er stand kurzentschlossen auf, stieg auf eine Bank und sagte: » Ich möchte auf die tapferen Männer trinken, die diese Stadt vor allen Feinden schützen.«
    » Hört, hört«, rief einer der Soldaten. Die anderen lachten.
    » Und ich möchte auf die Stadt Atgath trinken. Ich sah die großen Städte, die schimmernden Perlen am Goldenen Meer, ich sah die Städte der Barbaren im Norden und der fernen Reiche im Osten, aber keine hat mich so tief berührt wie Atgath, das Juwel der Berge.« Das ist nicht einmal gelogen, dachte Ured, wenn man bedenkt, was mir hier widerfahren ist. Sein zweites Leben hatte hier begonnen. Damals

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