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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Hacke.«
    » Gut«, sagte der Mahr zufrieden. Er hatte ein Messer in den Gürtel gesteckt.
    » Ist das alles, ein Messerchen?«, fragte Grams.
    » Gutes Schwert, schnell, braucht wenig Platz«, erwiderte Marberic. » Aber ich will nicht kämpfen. Wer kämpft, wird gesehen.«
    » Ich will kämpfen«, meinte der Köhler düster, » und ich hoffe, diese kleine Hacke reicht aus, um einem gewissen Hauptmann den Schädel einzuschlagen. Und es ist mir völlig gleich, wie viele Menschen das sehen.«
    Anuq folgte dem angeblichen Kehrer durch einige niedrige Gänge. Ihm ging bald auf, dass sie sich weit unterhalb der Keller dieser Stadt bewegten. In einigen der Gänge stand Wasser, andere waren feucht und mit Pilzen überwuchert, einmal scheuchten sie Ratten auf. Es gab auch düstere Kammern hie und da, in denen es nach Unrat roch. Er hatte das Gefühl, dass sie ein oder zwei Umwege gegangen waren, vielleicht, um ihn zu verwirren. Einige Gänge waren rau, seltsam gewunden und so niedrig, dass sie nur gebückt gehen konnten, andere waren sorgsam glatt gehauen und hoch genug selbst für große Menschen. Sie gingen schnell und redeten nicht viel. Habin schien es eilig zu haben, was die Umwege nur noch unverständlicher machte. » Führen diese Stollen eigentlich irgendwohin?«, fragte der Namenlose nach einer erneuten Kehre.
    Habin zuckte mit den Schultern. » Ja und Nein. Sie enden alle spätestens unter der Stadtmauer, wenn du das meinst.«
    Das meinte er eigentlich nicht. » Ich meine, ihr habt doch sicher einen Gang unter der Mauer hindurch, oder?«
    Der Straßenkehrer grinste kurz, sagte aber nichts dazu.
    Etwas später fragte Habin: » Eines wüsste ich gerne, Anuq: Da gab es einen Mord, gestern, an einem der Verwalter der Burg. Du hast nicht zufällig etwas damit zu tun, oder?«
    » Ich? Nein.«
    » Von uns war es keiner, und so, wie die Wachen hinter dir her waren …«
    » Nein, ich hatte nichts damit zu tun«, behauptete Anuq mit gespielter Ruhe. Hatte er vielleicht doch?
    Habin schien es dabei belassen zu wollen. Er wies auf ein Loch im Boden, eine enge Röhre im Fels, in der einige der alten Sprossen fehlten.
    » Da unten wird es jetzt ungemütlich, aber ich hoffe, du hast dich an nasse Füße inzwischen gewöhnt.«
    Der Namenlose zuckte gleichgültig mit den Schultern. Er hatte wirklich andere Sorgen. Er stieg hinter dem Kehrer hinab und fand sich am Ende knietief in eiskaltem Wasser wieder. Es floss schnell, der Stollen schien stärker geneigt als alle, die sie vorher durchquert hatten, und im Schein ihrer Laterne blitzte zu ihren Füßen etwas silbern auf.
    » Fische?«, rief Anuq laut, um das Rauschen des Wassers zu übertönen.
    » Sie sind blind, aber genießbar, wenn man lange genug nichts gegessen hat. Komm jetzt.«
    Sie stapften den Gang hinauf und bogen bald darauf in einen Seitengang ein, wo ihnen das Wasser nur bis zu den Knöcheln reichte. Plötzlich hielt ihn Habin auf. » Ruhig!«, flüsterte er.
    Der Namenlose lauschte in die Dunkelheit. Da war etwas, es klang wie nackte Füße, die durch Wasser stapften. Das Geräusch schien ihnen entgegenzukommen. Habin blickte sich hektisch um, entdeckte eine kleine Nische im Fels und zerrte ihn wortlos am Kragen hinüber. » Rein da, schnell«, flüsterte er. Die Vertiefung war kaum groß genug für sie beide. Kaum hatte sich der Kehrer hineingequetscht, löschte er die Laterne. Sie warteten. Die Schritte kamen näher, und ein schwacher Lichtschein erhellte den Gang.
    » Versteck uns«, zischte Habin.
    Der Namenlose begriff, dass er den Schatten meinte, unter dem er sich auf der Straße verborgen hatte, aber er wusste nicht, wie er das anstellen sollte. Er versuchte, es sich vorzustellen, aber nichts geschah.
    Die Schritte wurden langsamer. Sie waren jetzt fast heran, und ein leises Schnüffeln war zu hören. Der Namenlose hielt den Atem an. Dann war das Wesen da. Es war ein Kind. Nein, kein Kind, aber es war nicht viel größer als ein siebenjähriger Knabe, und sein Gesicht ähnelte auf den ersten Blick einem Kindergesicht: kaum ausgeprägte Gesichtszüge, völlig haarlos, mit einer winzigen Nase, einem lippenlosen Mund und seltsam geformten Ohrmuscheln – nein, es war sicher kein Kind, es war vielleicht nicht einmal ein Mensch. Er hatte noch nie etwas Abscheulicheres gesehen. Es war, als hätte man einen Menschen in Verkleinerung nachgeäfft. Das Wesen blieb stehen, starrte sie kurz aus großen, ausdruckslosen Augen an, dann tappte es im Dunkeln davon.
    Als

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