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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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klüger als Hamoch, er wird herausfinden, dass ich die Wahrheit sage. Ich habe wirklich keine Ahnung, wer dieser Fremde ist.«
    » Ich habe meine Befehle«, sagte Aggi und zog sie weiter.
    » Bitte, Teis. Vor Meister Hamoch habe ich Angst.«
    » Das geht vielen so. Aber er ist ein Zauberer, und er kann die Wahrheit ebenso gut ergründen wie Meister Quent.«
    » Das glaubst du doch selbst nicht, Teis.«
    Der Leutnant blieb stehen und seufzte. » Es ist besser, du gewöhnst dir deine Widerborstigkeit ab, Ela. Ich habe mich inzwischen mit ihr abgefunden, wie wohl alle jungen Männer, die vergeblich um deine Hand angehalten haben, aber Meister Hamoch hat nicht viel Sinn für solche Späße. Mach es dir nicht schwerer, als es schon ist.«
    Sie schluckte und musste wieder mit den Tränen kämpfen.
    Er zog sie weiter, aber dann blieb er noch einmal stehen, seufzte und sagte: » Höre, ich kann nicht gegen meinen Befehl handeln, aber ich will Folgendes tun: Sobald ich dich abgeliefert habe, werde ich zu Meister Quent hinaufgehen und ihm den ganzen Fall schildern. Er ist wirklich weise, und wenn jemand noch etwas für dich tun kann, dann er. Doch erzähle das bloß nicht Meister Hamoch. Und jetzt Ruhe, wir sind da.«
    » Wirst du es meinem Vater erzählen?«, fragte sie plötzlich.
    Er klopfte an die schwarze Tür, sah sie mit einem seltsamen Blick an und schüttelte den Kopf. » Hast du denn immer noch nicht begriffen, dass deine ganze Familie unter Verdacht steht?«
    » Eine Spitzhacke ist keine Axt«, erklärte Heiram Grams unzufrieden. Sie waren irgendwo tief im Berg, in einer Art Lagerkammer. Eine Menge Werkzeuge hingen dort an der Wand. Sie alle waren von einer feinen, grauen Staubschicht bedeckt, aber keines zeigte auch nur eine Spur von Rost. Es war warm, und Köhler Grams schwitzte. Er stand gebückt in dem engen und niedrigen Zugang zur Kammer, sein Kopf schmerzte, und er litt immer noch Durst. » Viele Menschen waren wohl noch nicht hier, wie?«
    » Noch keiner«, antwortete der Mahr nach einer kurzen Bedenkpause.
    Grams’ Blick schweifte über die Wand. Er sah weder Waffen noch Äxte, dafür Zangen, Hämmer, seltsame Sägen, Scheren, Leisten, Winkel, Zirkel und noch viele andere Dinge, die er nicht kannte. In der Ecke entdeckte er etwas, das er für einen Webstuhl hielt, und er fragte sich, was die Mahre dort wohl weben mochten. Auch er war staubbedeckt. Wer immer dort arbeitete, er war sehr lange nicht hier gewesen. Marberic hielt ihm geduldig eine Spitzhacke hin. Sie war für einen Menschen zu klein, wie alle Werkzeuge, und Grams wäre eine gute Axt viel lieber gewesen.
    » Dies ist besser«, behauptete der Mahr, » bricht nicht.«
    Grams nahm die Hacke widerstrebend an und fand sie überraschend leicht. Er konnte sie gut mit einer Hand führen. » Mit einer Axt habe ich aber mehr Erfahrung, verstehst du?«
    » Wir haben keine Verwendung für eine Axt«, erwiderte Marberic.
    » Ist mir schon aufgefallen«, murmelte Grams schlecht gelaunt und schob sich aus dem engen Gang in den Stollen, wo er wenigstens aufrecht stehen konnte. Er durchlebte ein ständiges Auf und Ab, war abwechselnd beunruhigt, hoffnungsvoll, panisch, niedergeschlagen, übermütig, verzagt oder verzweifelt, und ihm dämmerte, dass das nicht nur an der Sorge um Ela lag. Er hatte lange nichts mehr getrunken. Die Zunge klebte ihm schon am Gaumen, und der Mahr konnte ihm nichts anderes als Wasser anbieten. Er rechnete es Marberic hoch an, dass er ihm sogar von seiner geliebten Milch anbot. Grams atmete tief durch. Es war seltsam hier unter der Erde und schwer vorstellbar, dass jemand hier lebte, so ganz ohne Himmel. Grams hatte natürlich immer gewusst, dass es unter Tage weder Bäume noch Kühe gab, aber nun begriff er, wie anders das alles war: keine Bäume – keine Äxte; keine Kühe – keine Milch. Er schüttelte den Kopf, um die seltsamen Gedanken und den dumpfen Schmerz zu vertreiben, aber es war vergeblich. Die Luft hier unten erschien ihm stickig, und er sehnte sich nach einem frischen Wind. » Sag, Marberic, wo sind eigentlich die anderen von deinem Volk?«, fragte Grams.
    » Nicht hier.«
    » Das sehe ich. Gibt es denn viele von euch?«
    Marberic antwortete mit einem Schulterzucken.
    Offenbar war er nicht bereit, ihn weiter als unbedingt nötig in die Geheimnisse der Mahre einzuweihen. Aber es ging ihn ja eigentlich auch nichts an. Hauptsache, er führte ihn in die Stadt. » Na schön, da es keine Axt gibt, nehme ich eben die

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