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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nicht. Ein Schatten? Er hatte versucht, sich nicht anmerken zu lassen, wie beunruhigt er war. Ein Schatten in Atgath? Das war eine besorgniserregende Entwicklung. Konnte er diese Angelegenheit wirklich seinem Adlatus überlassen? Der schien in letzter Zeit mit anderen Dingen beschäftigt. Es waren ihm Gerüchte zu Ohren gekommen über seltsame Experimente in den Katakomben der Burg, Experimente, die mit wahrer Magie wenig zu tun hatten. Ein Schatten, ausgerechnet jetzt. Quent starrte aus dem schmalen Turmfenster nach Osten, wo der Sattler, der Hausberg von Atgath, lange Schatten warf. Sagte man nicht dem Padischah von Oramar nach, dass er im Geheimen gute Verbindungen zu diesem verfemten Orden pflegte? Und war nicht eine seiner Töchter gerade in Atgath eingetroffen? Eine Verbindung war naheliegend – aber wozu das alles? Warum sollte ein Schatten – nach allem, was man hörte, ein doch recht kostspieliger Auftragsmörder – einen kleinen Verwalter ermorden? Das ergab keinen Sinn. Quent fiel ein, dass er sich noch nicht nach der Geschichte mit den Einladungen erkundigt hatte. Er war schon auf dem Weg in die Kanzlei gewesen, aber irgendetwas hatte ihn dann aufgehalten und abgelenkt. Er würde das nachholen, am besten jetzt gleich! Und der Mann auf dem Dach? War das der Schatten gewesen? Und wenn ja, was hatte er dort oben gewollt?
    Unzufrieden warf Quent die Tabelle auf den Tisch. Nicht einmal Prinz Beleran kannte das wichtigste Geheimnis der Burg, also konnte seine Frau auch nichts davon wissen. Es passte einfach nicht zusammen. Dann kam ihm sengend heiß ein Gedanke: Wenn der Herzog ermordet würde … Er schüttelte den Kopf. Nicht einmal ein Schatten würde Hado töten können, und Beleran kam außerdem weit hinten in der Erbfolge. Gajan und Olan standen vor ihm, und Gajan hatte bereits Söhne, die ebenfalls vor Beleran standen. Nein, diese Idee war also auch abwegig. Das alles war verwirrend. Er nahm die Tabelle wieder zur Hand. Die Sterne waren anders. Ihre Wege waren viel klarer als die der Menschen. Und wenn er heute Nacht den Wanderer beobachten konnte, würde er die Tabellen verbessern und noch genauer machen. Meister Hamoch hatte die Sache vermutlich im Griff. Er hatte doch schon eine Verdächtige verhört, und er kannte ohne Zweifel Wege, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
    Während Teis Aggi Meister Hamoch im Vorraum des Laboratoriums die ganze Geschichte vom Kampf im Wirtshaus noch einmal geschildert hatte, hatte Ela nur stumm danebengestanden. Sie war am Boden zerstört. Ihre Familie war unter Verdacht, das hatte Teis gesagt, und ihr Leichtsinn hatte ihren Vater und ihre Brüder in diese Gefahr gebracht. Anuq, ein Mörder? Das konnte einfach nicht sein! Und wenn doch? Er hatte Soldaten umgebracht, hätte den Hauptmann beinahe getötet, mit einem Schwertwurf! Erst jetzt wurde ihr klar, wie schwierig es war, ein Schwert auf diese Art zu werfen. War denn die ganze Geschichte mit seinem verlorenen Gedächtnis nur gelogen? Er wirkte so aufrichtig, so verletzlich. Er konnte einfach kein kaltblütiger Mörder sein. Ja, man tat ihm sicher Unrecht. Und man tat vor allem ihr Unrecht, ihr und ihrer ganzen Familie, wieder einmal. Und jetzt war sie dem Adlatus ausgeliefert, ausgerechnet jenem Mann, der seinerzeit ihrer Familie zu ihrem Recht hätte verhelfen können, es aber nicht getan hatte. Sie wurde wütend. Das war besser, viel besser als die Verzweiflung, die sich ihrer bemächtigt hatte. Sie schaute Teis Aggi nicht hinterher, als er ging. Er würde sich bald bei ihr entschuldigen müssen.
    » Du hast also dem Schatten geholfen?«, begann der Adlatus und betrachtete sie mit unverhohlener Neugier. Ihre Hände waren immer noch gefesselt, aber sie fragte sich dennoch, ob sie sich nicht einfach auf ihn stürzen sollte. Besonders kräftig sah er nicht aus. Wenn er zu dumm war, um ihre offensichtliche Unschuld schnell zu erkennen, würde sie das vielleicht auch tun. Aber jetzt sagte sie: » Nein, Herr, ich habe nur einem Fremden geholfen, der zu unserer Hütte kam. Er ist mir bei einer Lieferung Holzasche zur Hand gegangen, und dafür habe ich ihn in die Stadt mitgenommen. Am hellen Tag, ohne jede Heimlichkeit, Herr.«
    Der Adlatus hob eine Augenbraue, was seine von Natur aus düstere Miene ein wenig aufhellte. » Und du glaubst nicht, dass ein solcher Mann Möglichkeiten hat, die Wachen zu täuschen?«
    » Wenn, dann habe ich nichts davon bemerkt, Herr.«
    » Was soll mit ihr geschehen, Herr?«, fragte eine

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