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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Riesenbuchen, warst du vielleicht bei den Riesenbuchen?« Bei diesen Worten trat Narok noch näher an ihn heran und senkte die Stimme zu einem Flüstern. » Es sind dort zwei unserer Männer gefallen, ermordet, doch nicht von der Wache. Nein, die Leichen wurden versteckt, und wäre nicht unser Hinkebein Owim mit ihnen dort verabredet gewesen, so hätten wir vielleicht niemals davon erfahren.«
    Ein junger Mann trat mit schleppendem Schritt an Narok heran und sagte: » Das ist er nicht, Hauptmann. Ich habe einen Fremden dort bei den Buchen gesehen, aus weiter Ferne zwar, doch der da war es sicher nicht.«
    Narok schüttelte den Kopf. » Vielleicht ist er es doch, und er verstellt sich nur. Sag, Freund, der du dich Anuq nennst, wo warst du in der vergangenen Nacht?«
    Anuq zuckte kalt mit den Schultern. Vielleicht sollte er vorsichtig sein, doch der Zorn in ihm verlangte etwas anderes. » Ich bin weder dein Freund, noch habe ich vor, es zu werden, Narok, der du dich der Listige nennst. Und ich weiß nichts von Riesenbuchen oder toten Straßenräubern. Aber wenn du mich fragst, ist ihnen doch wohl nur Gerechtigkeit widerfahren. Es ist besser, unsere Wege trennen sich hier.«
    Narok trat einen Schritt zurück. Seine Miene hatte sich weiter verfinstert. » Hast du nicht zugehört? Du gehst nirgendwohin, wenn ich es nicht erlaube. Packt ihn, Männer!«
    Hände streckten sich, um ihn zu greifen – aber sie griffen ins Leere. Der Namenlose war nicht mehr dort. Er war zwischen den Männern hindurchgeschlüpft, und er hörte an ihren Flüchen, dass sie ebenso wenig wie er selbst begriffen, wie er es angestellt hatte. Er fühlte Blut an seinen Händen. Ja, er hatte einen Mann mit dessen eigenem Dolch getötet, kalt, wie im Vorübergehen, weil er den Fluchtweg blockiert hatte. Er hatte auf das Herz gezielt und es durchbohrt. Inzwischen war er schon halb aus der Höhle geflohen.
    » Hinterher, ihr Narren!«, brüllte Narok.
    Er lief, aber er fragte sich, wie er an den beiden Männern im Stollen vorbeikommen sollte. Einer von beiden besaß eine Armbrust – und er konnte nicht schneller laufen als ein Bolzen. Er ließ den kurzen Gang hinter sich und stellte verblüfft fest, dass die beiden Wachen nicht auf ihrem Posten waren. Hinter ihm polterten Naroks Männer heran, und er rannte den Weg hinab, den er mit Habin gekommen war. Er musste einen Ausgang finden. Hinter ihm schrie jemand laut auf. Dann fluchten und stöhnten die Männer, und er hörte ein hässliches Geräusch. Es klang vertraut – eine Klinge, die auf einen Knochen traf. Er blieb stehen, obwohl alles in ihm danach schrie weiterzuflüchten, und drehte sich um. Eine zerbrochene Lampe lag auf dem Boden. Etwas von ihrem Öl war ausgelaufen und brannte noch. Im unruhigen Schein dieser schwachen Lichtquelle lagen zwei Männer im Stollen und rührten sich nicht. Ein dritter lehnte an der Wand und hielt sich den Hals. Er hustete Blut. Die anderen Männer standen dicht gedrängt, ihre Messer zitternd zur Abwehr erhoben. Habin war unter ihnen, Narok jedoch nicht. Sie wichen vor einem dunklen Umriss zurück, der den Gang verdunkelte. Ein einzelner Mann, wenn auch ein Hüne, stand dort und versperrte ihnen den Weg. Plötzlich hob er sein Messer und brüllte. Die Männer schrien auf, drehten sich um und stolperten davon. Der Hüne ließ sie laufen, wandte sich ab und kam durch den Gang gerannt. Anuq starrte den schwarzen Schatten mit offenem Munde an. Dieser rannte auf ihn zu, packte ihn am Arm und rief: » Komm schon, Bruder, genug getötet. Wir müssen hier raus!«

Nachmittag
    Leutnant Aggi überquerte die Brücke, die von der Altstadt zur Neustadt führte. Die doppelte Wache war auf ihrem Posten und grüßte, und er grüßte, halb in Gedanken, zurück. Seit er Ela bei Meister Hamoch abgeliefert hatte, dachte er über das nach, was sie gesagt hatte. Einerseits war er sicher, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagte, andererseits war sie nicht der Mensch, der einem Mörder half. Sie war verbittert über den ungesühnten Tod ihrer Mutter und litt unter ihrem Vater, der das bisschen Geld, das die Familie verdiente, gleich wieder versoff, aber sie würde sich auf eine solche Geschichte nicht einlassen. Aber wer konnte wissen, was in ihrem Kopf vorging? Sie hatte ihm gegenüber einmal angedeutet, dass sie die Stadt und das Tal von Atgath gerne verlassen würde, und er war so langsam gewesen, dass er viel zu spät erst begriffen hatte, dass es das war, was sie von einem Mann

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