Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Bein und rannte los. Sieben, es waren sieben Angreifer, aber auch noch einige mehr, die sich nicht gezeigt hatten. Der Namenlose begriff nicht, woher er das so genau wusste, aber er sah die Situation völlig klar, und die Dunkelheit, in der sich seine Feinde verbargen, war kein Versteck, nicht vor ihm, er konnte hören, wie sie atmeten und sich bewegten, es war beinahe besser als sehen. Auf einem Dach waren Armbrustschützen, er hörte das leise Klicken, als sie mit dem Abzug hantierten. Er schlug einen scharfen Haken, und zwei Bolzen schossen dicht an ihm vorbei, einer streifte sogar sein Ohr.
    » Ihm nach!«, brüllte jemand.
    Er rannte, aber etwas in ihm verlangte, dass er anhalten, kämpfen und töten solle, verlangte nach dem rauschhaften Gefühl von Kraft und Macht, wie es ihn im Henker erfüllt hatte. Er wusste, wo seine Feinde lauerten, er konnte sie erledigen, einen nach dem anderen. Sie waren keine Krieger, sie waren keine Gegner für ihn. Er schmeckte Blut auf den Lippen, und er wusste, dass jener andere – der, der sich in seiner inneren Finsternis vor ihm verbarg – für ihn reagiert hatte, ihn gerettet hatte, und nun war es, als verlange jener andere dafür nach noch mehr Blut. Plötzlich roch es nach Fisch, und er wich schnell zurück. Ein Fischernetz kam aus dem Dunkeln geflogen und erwischte ihn an den Beinen. Er stürzte, durchtrennte mit dem Messer die Maschen und war schon wieder auf den Füßen, bevor der Werfer ihn erreichte. Dieser zögerte, sein stoßweises Keuchen verriet seine Angst, er wich zurück – leichte Beute. An der Ecke war noch einer, dieser mit einem Speer. Der Namenlose hörte ihn gepresst atmen und konnte die eiserne Speerpitze im schwachen Licht schimmern sehen. Sie zitterte in den Händen eines Mannes, der nun schon so gut wie tot war. Der Namenlose würde erst ihn, dann den Netzwerfer töten.
    Doch dann, von einem Augenblick auf den nächsten, wich die eiskalte Sicherheit, und das rauschhafte Gefühl, es verflog. Der andere, der aus der Finsternis, war weg, und die Nacht war wieder eine Nacht, in der sich seine Feinde verstecken und ihm auflauern konnten. Sie jagten ihn, und er hatte keine Ahnung, was er nun machen sollte. Für einen Augenblick war er wie gelähmt von Furcht, und es war ein guter Teil Furcht vor sich selbst, aber dann erspähte er eine Lücke zwischen den Häusern und rannte hinein. Eine Mauer versperrte den Weg, er sprang hinüber, gelangte in einen Hinterhof, kletterte irgendwie auf ein Dach und rannte über die knirschenden Ziegel. Wieder sirrte es aus der Dunkelheit, und dieses Mal hörte er es erst, als es schon zu spät war – aber der Bolzen war schlecht gezielt und verfehlte ihn. Er blickte zurück. Ein Mann war ihm auf die Dächer gefolgt und hantierte mit seiner Armbrust. Er wartete nicht ab, bis der Mann wieder geladen hatte, sondern sprang auf das nächste Dach, rollte sich über den First auf die andere Seite, rutschte hinab und landete in einem weiteren Hinterhof. Er schwang sich über eine Mauer in den nächsten Hof, fand eine offene Pforte und rannte hinaus auf die Gasse. Er platzte mitten hinein in eine Gruppe von Menschen, die sich dort im Schein ihrer Laternen versammelt hatten. Das Messer, er hatte das Messer verloren! Aber die Männer und Frauen starrten ihn nur verwundert an, niemand machte Anstalten, ihn anzugreifen. Er hielt sich nicht weiter auf, schob zwei Männer zur Seite und rannte zwischen ihnen hindurch in die nächste Gasse. Erst einige Querstraßen weiter hielt er an. Ein rauschender Bach versperrte ihm den Weg. Er lehnte sich an eine Hauswand und schöpfte Atem. Er war beinahe froh, dass er das Messer verloren hatte, denn sonst hätte er die Männer, die ihm im Weg gestanden hatten, vielleicht einfach getötet.
    » Was hatte nun das zu bedeuten?«, fragte einer der Laternenträger verblüfft. Er hielt seine Frau im Arm und sah in die Richtung, in der der Unbekannte, der sie fast über den Haufen gerannt hätte, verschwunden war.
    » Er hatte es vielleicht eilig, zum Jahrmarkt zu kommen«, scherzte ein anderer.
    » Dann ist er aber in die falsche Richtung gelaufen. Es sei denn, er will in die Altstadt hinüberschwimmen.«
    » Er hat mich ganz schön erschreckt«, beschwerte sich eine der Frauen.
    » Erschreckt? Ich will niemanden erschrecken!«, rief jemand mit unsicher klingender Stimme.
    » Reisig? Bist du das?«, fragte einer der Männer und hob die Laterne.
    » Natürlich ist er das, oder siehst du den Besen nicht«,

Weitere Kostenlose Bücher