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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wirklich ausgezahlt hatte. Dann richtete sie ein letztes Mal die kostbaren, fast fingerdicken Elfenbeinnadeln in ihrem schwarzen Haar und ging endlich hinüber zu ihrem Mann, der immer noch ungeduldig auf und ab lief. Als sie seinen offenen Mund sah, wusste sie, dass sich die Mühe gelohnt hatte.
    » Wird uns Rahis Almisan nicht begleiten?«, fragte Beleran, der wusste, dass Shahila ihren Vertrauten und Leibwächter sonst fast immer in ihrer Nähe wissen wollte.
    » Ich glaube, in Burg Atgath brauche ich keinen Leibwächter, Liebster«, entgegnete Shahila, » und Almisan wollte sich um ein paar andere Dinge kümmern.«
    Immer wieder spähte der Namenlose aus seinem Versteck auf die Straße hinaus. Er hatte sich einen Platz ausgesucht, von dem aus er sowohl sein vorheriges Versteck wie auch die Hausruine mit dem versperrten Zugang zu den alten Stollen überblicken konnte. Einmal hasteten zwei Männer vorüber, später streunte ein Hund über die Straße, und einige Katzen sammelten sich auf einem der Dächer – ansonsten blieb es ruhig. Er konnte es nicht fassen: Endlich hatte er jemanden getroffen, der wusste, wer er war, und der weigerte sich, ihm irgendetwas zu erzählen. Nicht einmal seinen Namen hatte er enthüllt. Vielleicht sollte ich bei Anuq bleiben, dachte er grimmig und starrte weiter hinaus in die Dunkelheit. Eigentlich hatte er erwartet, dass Naroks Männer irgendwann auftauchen würden, aber sie kamen nicht. Hatten sie die Verfolgung vielleicht einfach aufgegeben? Er wartete, und seine Ungeduld wuchs. Er hatte Ela im Stich gelassen, das nagte an ihm. War sie entkommen? Er würde es nicht erfahren, wenn er blieb, wo er war. Warten bis Mitternacht? Stundenlang untätig herumsitzen, bis sein geheimnisvoller Helfer zurückkehrte, der vielleicht gar nicht kam, um ihm zu helfen, sondern um ihn zu töten? Je länger er darüber nachdachte, desto unsinniger erschien es ihm, weiter an Ort und Stelle auszuharren. Er musste sich umhören, um zu erfahren, was aus Ela geworden war, und umhören konnte er sich nur dort, wo Menschen waren.
    Er schlich sich die knarrende Treppe hinunter und aus dem Haus. Es war inzwischen dunkel geworden, und der Mond war noch nicht aufgegangen. Die Gasse lag verlassen, nur zwei Katzen streunten beinahe unsichtbar darüber. Anuq hielt sich eng an der Hauswand, sah immer noch keinen Menschen und schlich weiter.
    Da, ein leises Geräusch!
    Er hielt inne. Für einen Augenblick war ihm, als hätte er einen Menschen husten hören, aber nun war es wieder still. Vielleicht hatte der Wind Geräusche vom Jahrmarkt herübergeweht, der auf der anderen Seite der Stadt stattfand. Der Namenlose wartete dennoch eine ganze Weile, bevor er sich weiter hinaus wagte. Er erreichte eine Kreuzung, und jenseits davon fiel Licht durch die dünnen Schlitze der verriegelten Läden der Hütten. Er meinte, eine gewisse Feindseligkeit zu verspüren, die mit dem Licht aus den geduckten Häusern drang. Er hielt inne. Es roch feucht, obwohl der Abend doch trocken und kühl war. Die Gassen selbst lagen wie ausgestorben. Vorsichtig spähte er um die Ecke.
    » Da ist er, Männer! Packt ihn!«, rief es aus der Finsternis.
    Eine dunkle Gestalt stürzte sich mit einem Schrei von einem der Dächer auf ihn, aber der Angreifer fiel ins Leere, und der Namenlose fand sich plötzlich selbst auf der anderen Straßenseite wieder. Da war sie wieder, die eisige Kälte, die aus dem Nichts kam und für ihn handelte. Ein brüllender Mann tauchte vor ihm auf, eine Klinge blitzte in seiner Hand. Der Namenlose sah die Bewegung wie verzögert, es war, als würde ihn der Mann unendlich langsam angreifen, und er hatte alle Zeit der Welt, ihn hart in den Unterleib zu treten, sich zur Seite zu werfen, sich abzurollen und das lange Messer aufzuheben, das dem anderen aus der Hand gefallen war. Der Namenlose sah zu, wie seine Hand wie von selbst mit der Waffe nach einem weiteren Angreifer stach, der eine nagelgespickte Keule über dem Kopf schwang. Es knirschte durchdringend, als die Klinge eine Rippe spaltete und im Inneren des Mannes abbrach. Der Angreifer taumelte mit einem gurgelnden Aufschrei zurück.
    Der Namenlose wollte es beenden, aber noch bevor er begriff, was das sirrende Geräusch bedeutete, wich er stattdessen zurück, und ein Armbrustbolzen schlug dicht neben ihm in die Hauswand. Er duckte sich unter einem Schwert hindurch, rollte sich wieder ab, sprang auf, rammte jemandem die Schulter in den Magen und das abgebrochene Messer ins

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