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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gescheit für ihr Alter. Sie kennt die Straßen der Neustadt, und wenn sie sich verlaufen hat, dann muss sie in der Altstadt sein. Hat denn niemand gemeldet, dass ein Kind gefunden wurde, Herr Hauptmann?«
    Aggi schüttelte den Kopf und fragte, wo das Kind zuletzt gesehen worden sei. Dann bat er die Frauen, auf ihn zu warten, und ging noch einmal in den Henker . Er schnappte sich einen der jüngeren Wachsoldaten und schickte ihn hinauf zur Burg, ein Dutzend Männer zu holen. Sie sollten ihn im Gerberviertel am Kristallbach, wo das Mädchen gern spielte, treffen. Dann schickte er einen zweiten Mann zur Marktwache, damit die das verschwundene Kind ausrufen möge. Er verzichtete darauf, den Oberst zu unterrichten, und auch von den angetrunkenen Soldaten im Henker wollte er keinen bei der Suche dabeihaben.
    Sie begannen wenig später die Suche, fragten in der Nachbarschaft, ob einer das Kind gesehen habe. Doch beinahe jeder, den sie fragten, war vor der Burg gewesen oder dem Schatten nachgejagt. Die Brückenwache am Kristallbach war an jenem Tag auch nicht besetzt gewesen, und so fand sich zunächst keine Spur der kleinen Ada. Dann ordnete Teis Aggi zum Schrecken der Mutter an, das Bachufer abzusuchen. Das Mädchen wäre nicht das erste Kind gewesen, das in den Bach gefallen und ertrunken war, gerade im Herbst, wenn der Kristallbach ein wildschäumendes Gewässer war. Die Männer stocherten mit langen Stäben im Wasser, suchten das Ufer ab, und da sie innerhalb der Stadt nichts fanden, suchten sie außerhalb der Stadtmauern weiter. Es war schon beinahe Abend, als sie unter einer gebeugten Weide fündig wurden und ein altgedienter Sergeant mit wachsweißem Gesicht den kleinen, leblosen Körper aus dem Bachlauf barg.

Achter Tag
    Shahila stand am Fenster ihres Gemachs und blickte durch die dunklen Butzenscheiben in den engen Hof. Ein kalter Wind drückte von außen gegen die Scheiben. Vermutlich würde es bald wieder regnen, wie so oft in diesem nassen und freudlosen Land. Die Stadt war immer noch in Aufregung, weil man vor vier Tagen ein kleines Mädchen tot aufgefunden hatte. Ertrunken vermutlich, aber manche sagten, es sei kein Unfall gewesen, sondern böse Mächte seien im Spiel. Ausgerechnet am selben Tag waren endlich die zweihundert Bergkrieger eingetroffen, auf die sie schon gewartet hatte. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Atgather behaupteten, einer der wilden Damater hätte das Kind ertränkt. In der Stadt gab es viel böses Blut, und es kostete Shahila Mühe und Geld, das sie für andere Dinge gebraucht hätte, die Gemüter zu beruhigen. Sie gab reichlich Brot für die Armen und ein großes Fest für die Krieger in der Burg, um sie von den Gasthäusern der Stadt fernzuhalten.
    Es brannte Licht in den Nebengebäuden, und die Burg war so voller Leben wie lange nicht mehr, denn die Damater hatten in ihren Mauern Quartier bezogen, und sie feierten jeden Tag, den sie dem Gott der Schlachten abrangen, mit Gesang, Bier und Unmengen von Fleisch. Lange würden die Edelsteine, die der Schatten gebracht hatte, unter diesen Umständen nicht ausreichen, und auch das Silber von Meister Haaf schmolz dahin wie Butter in der Sonne. Shahila seufzte und lauschte dem Lärm, der aus den Quartieren der Damater drang. Sie waren nicht anspruchsvoll, diese Männer, aber streitsüchtig, und die Dienerschaft hatte Angst vor ihnen. War das vielleicht der Grund dafür, dass die Mägde, Knechte und Diener so bockig waren? Nein, es war fast, als würde irgendjemand die Leute gegen sie aufstacheln, sie ermutigen, sich ihr zu widersetzen; ihr, nicht ihrem kränkelnden Mann Beleran, nicht den Wachen oder Richter Hert, nein, ihr ganz persönlich verweigerten die Diener den Gehorsam, oder sie führten alle Befehle so langsam aus, dass es fast schneller gegangen wäre, wenn sie es selbst erledigt hätte.
    Die ersten schweren Regentropfen trommelten gegen die Scheiben. Selbst das Wetter scheint mich zu hassen, dachte Shahila. Wieder beherrschte die Kammer ihre Gedanken, der sie so nahe war, die ihr aber immer noch verschlossen blieb. Fünf Tage lag Hado nun schon unter der Erde, und noch immer war das Wort nicht zu Beleran gekommen. Sahif musste es haben, aber der war spurlos verschwunden. Die Männer, die zwischen Atgath und Felisan auf der Lauer lagen, hatten ihn immer noch nicht gesehen, und die Fährtenleser, die in den Bergen rund um Atgath nach ihm suchten, hatten keine Spur von ihm gefunden. Sollte er wirklich im Berg verschwunden sein,

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