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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wie die Krieger sich erzählten? Sie hielt es für wahrscheinlicher, dass er irgendeine verborgene Felsspalte genutzt hatte, um zu entkommen. Und jetzt versteckte er sich irgendwo im Gebirge. Dort oben gab es nachts schon Frost. Vielleicht würde ja die Kälte ihr die Arbeit abnehmen, und er würde schmählich und ruhmlos in irgendeiner Höhle erfrieren oder verhungern. Hauptsache, er stirbt, dachte sie , damit endlich der Schlüssel zu Beleran kommt.
    Sie fröstelte und blickte hinaus, wo sie den verschwommenen Umriss der Reiter sah, die die Burg verließen. Beleran brach auf, um die Dörfer nördlich von Atgath zu besuchen. Das wenigstens war das, was man der Dienerschaft erzählt hatte. In Wahrheit zog es ihn in die Wälder oberhalb von Atgath, wo er gedachte, Pflanzen zu sammeln und über das Unglück nachzudenken, das seine Familie heimgesucht hatte. Es ging ihm nicht allzu gut, eigentlich ging es ihm von Tag zu Tag schlechter, und Shahila gab sich sehr besorgt. Trotzdem hatte sie ihn zu diesem Ausflug ermutigt und ihn immerhin davon überzeugen können, ihn mit einem Besuch der nördlichen Weiler zu verbinden. So würde er einige Tage aus dem Weg sein, und sie musste sich nicht um ihn kümmern.
    » Ich fühle mich immer noch kein bisschen wie ein Herzog, Liebste«, hatte er beim Abschied gesagt, » und ich glaube nicht, dass meine Brüder und meine Neffen wirklich tot sind. Es kann einfach nicht sein! Gibt es denn immer noch keine Nachrichten aus Felisan?«
    » Nur jene, die wir vor einigen Tagen erhielten, dass sie Schiffe ausgesandt haben. Ich nehme an, dass sie noch weitersuchen, Liebster. Doch ich fürchte, dass die Hoffnung jeden Tag geringer wird«, hatte Shahila geantwortet.
    Er hatte in den letzten Tagen darauf bestanden, im Thronsaal für » seine Bürger« da zu sein, hatte sich aber geweigert, auf dem Thron Platz zu nehmen. Stattdessen saß er auf einem einfachen Stuhl. Shahila fand das höchst lächerlich, aber als es sich in der Stadt herumsprach, wurde Beleran für diese Zurückhaltung gepriesen. Dann war da die Geschichte mit dem ertrunkenen Kind. Beleran hatte darauf bestanden, als » Bruder des Herzogs« die Beerdigungskosten zu tragen, und er hatte der armen Gerbermagd auch noch zwanzig Silbergroschen geschenkt. Natürlich wurde er auch dafür in den Straßen gerühmt. Niemand fragte, wo dieses Geld hergekommen war und ob es nun noch für die Lebenden reichte. Shahila lauschte auf den Hufschlag, der laut aus dem Hof der Burg heraufklang. Es mussten Entscheidungen getroffen werden, Entscheidungen, die Beleran nicht gefallen würden – einer der Gründe, warum sie ihn auf die Idee mit dem Besuch der Dörfer und Wälder gebracht hatte.
    Sie hatte ihrem Gemahl bisher erfolgreich verheimlicht, wie schroff, beinahe beleidigend die Briefe aus Felisan waren. Stets wurde Beleran darin als Baron und nicht als künftiger Herzog oder Thronanwärter bezeichnet, und immer waren sie hinhaltend, voller Ausflüchte, warum man Beleran noch nicht als Herzog anerkennen könne. Neben dem Siegel des Protektors von Felisan trugen sie auch das Siegel von Graf Brahem ob Gidus, des Gesandten aus Frialis. Es war inzwischen offensichtlich, dass Gidus mit allen Mitteln verhindern wollte, dass Beleran Herzog wurde. Die Schiffe, die sie ausgesandt hatten, nach Überlebenden zu suchen, mussten längst zurück sein, und wenn sie bis jetzt, acht Tage nach Hados Tod und sogar zehn Tage, nachdem die Galeere ursprünglich in Felisan hätte eintreffen sollen, nichts gefunden hatten, dann bestand doch wohl keine Hoffnung mehr. Damit gab es keinen anderen Thronanwärter mehr als Beleran. Aber Gidus erfand immer neue Vorwände, dessen Anerkennung zu verzögern, führte in weitschweifigen Briefen voller subtiler Beleidigungen aus, dass diese Ansprüche wohlwollender, aber sorgfältiger, leider zeitraubender Prüfung durch den Seerat bedürften. Er spielte auf Zeit.
    Shahila gestand sich ein, dass sie den Mann unterschätzt hatte. Es war ihr nicht gelungen, ihn einzuwickeln, obwohl sie sich wirklich bemüht hatte. Verwalter Ordeg und Richter Hert hatten nach bestem Wissen und Gewissen einen Bericht angefertigt, der anhand vorliegender – und von ihr sorgfältig gefälschter – Dokumente zu dem Schluss kam, dass Nestur Quent den Schatten angeheuert hatte, um den Herzog zu töten und sich zum Herrn der Stadt und » gewisser Geheimnisse« zu machen. Shahila erinnerte sich mit einem Lächeln daran, wie erschüttert der Richter gewesen

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