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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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seiner Mutter gehört. Dennoch verehrte er seinen Vater sehr, der ein großer Jäger und Krieger gewesen war. Wunderte es da, dass er besessen von Abenteuergeschichten aus Menschenbüchern war?
    »Meine Mutter hat mir oft diese Art von Geschichten vorgelesen«, sinnierte sie.
    Seine Hand berührte sanft die Bücher in ihrem Schoß. »Sind die Geschichten wahr? Gab es solche Leute?«
    Adele lächelte erneut. »Manche davon basieren auf der Wahrheit. Andere sind Märchen. Sie alle wollen eine Art Lektion erteilen.«
    »Dann glaube ich, dass ich die Lektionen gut gelernt habe.« Gareth blätterte zu einer Seite mit dem Bild eines Mannes in wehendem Gewand, der zwei Pistolen hielt und eine junge Frau vor wilden Piraten beschützte.
    »Das ist wahr genug.« Adele bemerkte, dass die junge Frau auf dem Bild wunderschöne, wehende Locken hatte. Verlegen berührte sie ihr eigenes Haar, das trotz ihrer größten Bemühungen immer noch ein fürchterliches, zerzaustes Durcheinander war. Seufzend wünschte sie sich einen Tag mit ihren Zofen, um diese verfilzte Katastrophe wieder in Ordnung zu bringen.
    »Was ist los?«, fragte Gareth.
    Adele bedachte ihn mit einem freudlosen Blick. »Nichts Wichtiges. Nur mein Haar.«
    Verständnislos starrte er sie an.
    »Es ist ein furchtbares Durcheinander«, fuhr sie fort. »Es war einmal so … hübsch. Und jetzt …« Ihre Stimme brach ab.
    »Und jetzt was? Was stimmt nicht damit?«
    »Das würdest du nicht verstehen. Du bist ein Mann.« Adele schaute sich im Zimmer um. »Hast du keine Spiegel?« Ein wenig beschämt sah sie ihn an. »Oh, tut mir leid. Vampire mögen keine Spiegel, nicht wahr? Ihr habt kein Spiegelbild.«
    Überrascht zog Gareth eine Augenbraue hoch. »Was? Ich habe nichts gegen Spiegel. Es gibt hier nur keine, weil sie im Laufe der Jahrzehnte alle zerbrochen sind.« Er lachte. »Mit unseren Spiegelbildern ist alles in bester Ordnung.«
    Adele lachte ebenfalls. »Oh. Ein weiterer Mythos zerstört. Jedenfalls ist mein Haar wie das meiner Mutter, dick und lockig. Aber jetzt ist es nur noch ein Haufen verfilzter Knoten. Eine Katastrophe. Ein einziges Nest. Ich werde es nie mehr in Ordnung bringen.«
    »Dann schneide es einfach ab«, schlug Gareth vor.
    Adele wollte schon entsetzt die Augen verdrehen, hielt aber inne. Es war eine Idee. Und je mehr sie darüber nachdachte, umso besser gefiel sie ihr. Warum nicht eine neue Frisur zu ihrem neuen Leben? Sie schlug das Buch zu und summte gedankenverloren vor sich hin, während sie mit den Fingern auf den Ledereinband trommelte.
    Gareth unterbrach ihre Gedanken. »Du erwähntest einmal, dass du eine Bibliothek in Alexandria hast. Ist sie sehr prächtig?«
    »O ja. Ich habe oft Tage dort verbracht. Sie ist mein Ort des Trostes. Natürlich weiß ich nie, welches Buch ich zuerst wählen soll, deshalb verbringe ich Stunden nur damit, sie zu durchstöbern.«
    »Stunden?«
    »In Alexandrias Bibliothek stehen Tausende von Büchern«, erklärte sie.
    Gareth war wie vor den Kopf gestoßen. »Tausende?«
    »Alexandria ist eine der ältesten Städte der Welt. Ihre Bibliothek ist eine der vollständigsten.«
    »Das kann ich mir nicht einmal vorstellen.«
    Adele ergriff seine Hand, eine impulsive Geste, die sie selbst überraschte. Seine Finger waren kühl und sanft. Aber es fühlte sich richtig an. Diesmal hatte sie nicht vergessen, welcher Spezies er angehörte, oder ihren Helden mit ihrem vermeintlichen Entführer verwechselt. Seine langen Finger schlossen sich um ihre, und ihr Herzschlag raste, als er ihre Hand leicht drückte. Der Atem stockte ihr bei der gewaltigen Kraft seines Blickes, der auf ihr ruhte. Er war nicht länger eisig und kalt, sondern warm und einladend wie das Blau ihres Mittelmeers.
    »Ich würde sie dir gern eines Tages zeigen.« Ihre leisen Worte waren aufrichtig. In Gareth steckte mehr von einer verwandten Seele, als sie es sich je hätte träumen lassen.
    Seine Augen leuchteten vor Dankbarkeit. »Das würde mir sehr gefallen.«

27
    27
    » L uftschiff, Sir.«
    »Auf welcher Position?«, rief Senator Clark.
    Der Bootsmaat deutete über die Reling und nach unten. »Vier Strich Steuerbord, Sir. Im Tiefflug.«
    Clark drängte sich zwischen seinen Offizieren auf dem Achterdeck hindurch und marschierte nach mittschiffs. Dort schnappte er sich das Fernrohr des Maats und beugte sich über die Reling. Er presste das Instrument ans Auge, wobei er gefährlich bei jedem unberechenbaren Windstoß schwankte.
    »Es ist ein Wrack«,

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