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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Frage. Adele wusste es sofort und bereute, Gareth damit in Verlegenheit gebracht zu haben. Es wirkte, als wolle sie einen Streit vom Zaun brechen, was nicht der Fall war. Mit einer wegwerfenden Geste wischte sie die Frage vom Tisch, bevor er noch Gelegenheit hatte zu antworten. »Beachte mich gar nicht. Das lodernde Feuer und ein voller Magen machen mich wirklichkeitsfremd. Ich weiß, dass das unmöglich ist.«
    Gareth neigte den Kopf. »Nicht unmöglich. Vielleicht eines Tages.«
    Adele nahm ihr Mahl mit größerem Interesse wieder auf. Sie griff nach dem Wein, doch Gareth hob den Dekanter an und füllte zuerst ihr Glas und dann das seine. Es war dunkelroter Portwein, und sie versuchte sich nicht vorzustellen, wonach er im Schein des Feuers aus sah. Sie nahm einen großzügigen Schluck und musste ein Husten unterdrücken, als der pfeffrige Geschmack ihren Gaumen kitzelte. Der Wein wärmte sie von innen ebenso sehr wie das lodernde Feuer ihre Haut. Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie sich seit sehr langer Zeit nicht mehr so entspannt gefühlt. Sie ließ sich gegen die hohe Lehne ihres Stuhls sinken und stieß einen Seufzer der Zufriedenheit aus, was Gareth ein leises Lachen entlockte.
    Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihn an. »Ich mag guten Portwein.«
    »Das freut mich. Er war ein Geschenk der freien Menschen von Lissabon an Greyfriar. Ich habe ihn für eine besondere Gelegenheit aufgehoben.«
    Adele erlaubte sich ein sanftes Lächeln. Er gab sich so große Mühe. »Danke, dass du ihn mit mir teilst.«
    Darauf lächelte Gareth, wobei sich seine scharfen Zähne kaum merklich zeigten, bevor er die Lippen wieder fest zusammenpresste, damit der Anblick sie nicht verstörte. Seine frostgeränderten Augen funkelten, und ihre Blässe war gespenstisch und hypnotisierend gleichermaßen. Trotz der Tatsache, dass seine ganze Art diese Augen besaß, schimmerte nur in seinen etwas, das Wärme und Leben ähnelte.
    Er stand auf und reichte ihr die Hand. »Ich würde dir gerne etwas zeigen, wenn ich darf. Es würde mir eine Menge bedeuten.«
    Adele legte ihre Hand in seine, und er zog sie hoch und führte sie zur östlichen Tür. Die Prinzessin fragte sich, was so wichtig war, dass sie es sich ansehen sollte. Ihre Neugier wurde stärker, während er sie wie ein Mann mit einem Geheimnis durch die Burg führte, und ihre Aufregung wuchs mit seiner. Schließlich erreichten sie ein Zimmer, das sie bisher noch nicht gesehen hatte.
    »Meine Bibliothek«, flüsterte Gareth respektvoll mit der Hand an der halb geöffneten Tür. »Ich wünsche mir schon lange, dass du sie siehst.«
    »Eine Bibliothek!« Ihre Freude war beinahe körperlich. Sie wusste, dass eine Burg wie die von Edinburgh eine gewaltige Bibliothek haben musste, und wie konnte sie ihre Zeit dort besser verbringen als mit der Lektüre geheimnisvoller Bücher, die seit Langem verloren geglaubt waren.
    »Es sind nicht viele, aber die Sammlung ist mein wertvollster Besitz. In diesem Raum fühle ich mich am menschlichsten.«
    Die Tür schwang auf und enthüllte beschädigte und leere Wände. Es gab keine hoch aufragenden Bücherregale voll endloser Reihen von Büchern im Innern. Das knisternde Feuer im Kamin warf seinen Schein in einen Raum, der bis auf einen einsamen Ledersessel und eine alte Truhe leer war.
    Immer noch aufgeregt führte Gareth sie zu dem Sessel. Sie ließ sich hineinsinken, während er vorsichtig die Truhe öffnete. Der Deckel hob sich und gab den Blick auf einen Stapel von etwa fünfzehn Büchern frei. Seine Bibliothek . Adele fand keine Worte, um auf seine Begeisterung zu reagieren. Sie starrte die modrigen Bücher nur an, die mit großer Sorgfalt im Innern der Truhe ver staut waren.
    Gareth erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass etwas nicht stimmte. Verwirrt und beschämt warf er den Deckel der Truhe wieder zu, stand auf und wich zurück. Doch Adele hielt ihn mit einer Berührung auf und öffnete behutsam, ohne zu sprechen, die Truhe erneut.
    Bei den ganz zuoberst liegenden Bänden, die meisten davon sehr zerlesen, handelte es sich um ein Buch über grundlegende Grammatik, einen französischen Gedichtband, ein Pamphlet über Etikette, zwei Abenteuerromane für junge Leser und das Anatomiebuch, das sie auf dem Festland gesehen hatte. Von allen Büchern der Welt waren das also diejenigen, die er wie einen Schatz hütete. Mit einem Mal verstand sie ihn so viel besser.
    »Wie lange hat es gedauert, all diese Bücher zusammenzutragen?«
    »Ich sammle sie

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