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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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anzuziehen. Seine erschütterte Miene über ihre Kühnheit war liebenswert.
    Gareth hörte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, und das herbe Aroma ihres Duftes veränderte sich erneut zu etwas sehr Angenehmen mit einer gewissen Schärfe. Wie konnte er ihr die Antwort, die sie haben wollte, vorenthalten? Er berührte seine Brust. »Das habe ich nicht. Ich meine, noch nicht.«
    Adele war sich nicht sicher, ob sie erleichtert war oder nicht. »Also, wie sorgen Vampire für ihre Nachkommen?«
    »Nach der Geburt nähren wir uns ein paar Monate lang von unserer Mutter, bis wir selbst jagen können.«
    »Nähren? Du meinst, von ihrem Blut?«
    »Natürlich. Wie jeder Säugling.«
    Adele wand sich innerlich und versuchte es zu vermeiden, sich Gareth als trinkendes Baby vorzustellen. Doch es gelang ihr nicht. »Nicht ganz wie jeder Säugling.«
    »Natürlich hat sich heutzutage die Art, wie wir Kinder großziehen, ebenso verändert wie alles andere. Viele Neugeborene nähren sich von Blutammen, Menschen, die ihnen Nahrung bieten. Seit der Eroberung haben unsere Frauen den Geschmack an der Gefahr der Mutterschaft verloren.«
    »Gefahr?«
    »Nun, Neugeborene können ihre Mutter leicht zu Tode saugen.« Gareth machte eine wegwerfende Handbewegung. »So etwas passiert. Wenn wir stark genug sind, um zu jagen, werden wir zusammen mit Gleichaltrigen in Rudel eingeteilt.«
    »Bist du so aufgewachsen? In einem Rudel?« Es klang so wild und barbarisch.
    »Innerhalb der königlichen Familie ist es etwas anders. Wir werden nicht mit Kindern von gemeiner Geburt zusammengesteckt. Ich wuchs in einem Rudel von Clanführern auf.«
    »Hältst du das für eine gute Vorgehensweise?«
    »Meine Pflichten als Prinz können mir am besten königliche Tutoren erklären.« Gareth machte es sich etwas bequemer. Er schloss den Deckel der Truhe und benutzte sie, um sich näher zu ihr zu setzen. »Und du als Prinzessin, wer hat dich in allem unterrichtet?«
    Mit den Büchern auf dem Schoß lehnte sich Adele in ihrem Sessel zurück. »Der größte Teil meines Unterrichts erfolgte ebenfalls durch einen Tutor.« Dann lächelte sie bei einer entfernten Erinnerung. »Aber manche Dinge hat mir meine Mutter beigebracht. Ich kann mich daran erinnern, dass ich in ihren Armen lag, während sie mir etwas vorlas. Und Tanzstunden! Ich wirbelte durchs Zimmer, während sie die Ney spielte.«
    Gareth unterbrach sie in ihrer Erinnerung. »Du kanntest deine Mutter?«
    »Ja. Aber nur kurz. Sie starb, als ich noch klein war. Doch ich erinnere mich an alles von ihr.« Adele berührte den Griff des Khukri, das immer noch sicher in ihrem Gürtel steckte. »Das hier gehörte ihr.« Sie sah Gareth an. »Kanntest du deine Mutter nicht?«
    »Nein.«
    »Ist sie gestorben?« Adele hatte Angst, Gareth direkt zu fragen, ob er seine Mutter als Neugeborener getötet hatte. Sie betete, dass es nicht so war.
    »Nein. Sie hielt es für besser, das Risiko nicht einzugehen. Cesares Mutter andererseits entschied, ihn zu nähren.«
    »Und?«
    »Er hat sie getötet.«
    Versunken in seine eigenen, dunkler werdenden Gedanken schien Gareth aufstehen zu wollen, deshalb fragte Adele schnell: »Du und dein Bruder, standet ihr euch jemals nahe?«
    »Nein. Nie.«
    »Bereust du das?«
    »Das Einzige, was ich bereue, ist, dass ich ihn nicht schon getötet habe, als er noch ein Baby war.«
    Der Raum wirkte plötzlich schattenverhangen und Furcht einflößend. Gareth hüllte sich in morbide Düsterkeit, und Adele wünschte sich sehnlichst, dieses Leichentuch von ihm zu nehmen. Angestrengt suchte sie nach etwas, das sie sagen konnte. »Erzähl mir von deinem Vater, dem König.«
    Gareth lächelte und richtete sich auf. »Ah, er bedeutete mir alles. Er hat mich gelehrt, wie man jagt und kämpft.«
    »Ist er auch ein großer Kämpfer?«
    »Das war er tatsächlich. Der beste, den ich je sah.« Der Prinz spitzte die Lippen. »Jetzt ist er nichts mehr. Er hat während des Großen Mordens den Verstand verloren. Oder jedenfalls hat er damals den Tiefpunkt erreicht. Sein Verstand war schon eine ganze Weile im Niedergang begriffen. Er ist gut über achthundert Jahre alt.«
    »Ist das alt? Für einen Vampir?«
    »Ja. Ziemlich. Er hat außerdem erst spät in seinem Leben Kinder gezeugt. Nur Cesare und mich. Nicht gerade das Vermächtnis, das er verdient. Der eine Sohn ein Monster und der andere ein Verräter.«
    Das stimmte Adele traurig. Ihr Blick fiel wieder auf den Abenteuerroman. Gareth hatte nie Geschichten von

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