Schattenprinz
Clanoberhaupt?«, murmelte Clark, während er das angeschlagene Ding zu seinen Füßen unter einer fragend erhobenen Braue hervor anstarrte. Es war ein entschieden kurzer Kampf gegen diese primitiven Kreaturen gewesen. Beinahe, als würde man einen Keller von Ratten säubern.
Captain Eskandari nickte. Rings um den persischen Offizier lehnten seine Marinesoldaten auf ihre langen, blutigen Piken gestützt und sahen dem Ding zu, wie es sich abmühte. »Kriegsführerin. Diese Bordeaux-Vampire sind nichts. Beinahe rückständig.«
Der Amerikaner lächelte höhnisch und stieß der Vampirin den Stiefel auf die Brust. Er hielt ihr eine Fackel dicht vors Gesicht. »Also gut. Rede. Wo ist Prinzessin Adele von Equatoria?«
Die Vampirin knirschte mit den Zähnen.
Clark warf Major Stoddard die Fackel zu und nahm einem der persischen Marineinfanteristen die Pike ab. Er hielt der Vampirin die gefährliche Klinge an die Kehle. »Ich weiß, dass du mich verstehst! Kein Clan stellt eine so große Unternehmung wie die Entführung der Prinzessin auf die Beine, ohne dass ihr Tiere alle darüber Bescheid wisst. Wo ist Prinzessin Adele? Sag es mir, oder ich schlage dir den Kopf ab!«
Die Kreatur beäugte die Pike. Ihre Stimme kam als rasselndes Gurgeln hervor. »Dmitri.«
»König Dmitri, Herr über London«, flüsterte Captain Eskandari einem Kameraden zu. »Sein Sohn ist Cesare. Der Schlächter.«
Senator Clark konnte Angst in Eskandaris Stimme hören, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Der Amerikaner drückte der Vampirin die Klinge gegen die Kehle, sodass die Haut aufgeschlitzt wurde und dünnes, wässriges Blut herausquoll. »Ich bin Senator Clark von der Amerikanischen Republik. Du bist die Letzte deines Clans. Ich habe jeden anderen Vampir in Bordeaux getötet. Der einzige Grund, warum du noch am Leben bist, besteht darin, dass du dem alten Dmitri eine Botschaft überbringen sollst. Sag ihm, dass er fünf Tage Zeit hat, Prinzessin Adele lebend und wohlbehalten freizulassen. Falls er das nicht tut, werde ich nach Großbritannien kommen und jeden einzelnen Vampir dort vernichten.« Clark warf die Pike fort und nahm den Fuß vom Körper des Vampirs. »Lass das Ding frei.«
Die Perser und ein paar Amerikaner richteten die Waffen auf die Vampirin, während zwei Marinesoldaten vorsichtig die Fesseln aufschnappen ließen und sich hastig zurückzogen. Die Vampirin befreite sich aus den Ketten und duckte sich lauernd, umringt von den Soldaten. Clark weigerte sich, vor ihr zurückzuweichen, legte aber die Hand an den Knauf seiner Pistole. In der Stille konnte er hören, wie der letzte der verwundeten Brüder der Kreatur hingerichtet wurde. Mit wildem Blick sah sich die Vampirin um und schien sich dann in Luft aufzulösen. Kurz klang noch das Geräusch ihrer Schritte nach, als sie sich durch die mit Trümmern übersäten Straßen davonmachte. Die Soldaten atmeten alle erleichtert auf, da sie wussten, dass sie sicher einige von ihnen hätte töten können, bevor sie von den anderen aufgehalten worden wäre. Doch offensichtlich wollten selbst Vampire leben.
»Senator«, fragte Major Stoddard. »Glauben Sie, die Kreatur wird Ihre Botschaft wirklich nach Großbritannien bringen?«
»Das spielt keine Rolle.« Clark schritt über das von Asche bedeckte Kopfsteinpflaster. »Ich habe meine Botschaft hier in Bordeaux klargemacht. Die Geschöpfe in Großbritannien werden davon hören.« Er ging an verbrannten Leichen vorbei, sowohl Vampiren als auch Menschen, und trat einen Haufen Vampirschädel beiseite. Manche davon waren die von Kindern. »Sie werden wissen, dass ich hier war, und sie werden wissen, dass ich nicht mit mir spaßen lasse.«
12
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C esare sah, wie sich erneut Verwirrung auf das Gesicht seines Vaters legte, und vor Verärgerung hätte der junge Prinz beinahe laut aufgestöhnt. Er beugte sich auf seinem Platz neben König Dmitris vergoldetem Thron vor und betrachtete die abgerissene Kriegsführerin von Bordeaux mit unbeteiligter Langeweile.
König Dmitris Kinn zitterte, während Speichel in seinen dünnen Bart sickerte. »Hat sie recht? Ist sie hier?«
Cesare verstand, dass sein Vater sich auf Prinzessin Adele bezog. »Ja. Ich habe sie.« Er deutete auf die Besucherin aus Bordeaux. »Sie hat recht, was diese Angelegenheit betrifft.«
Ein besorgtes Murmeln erhob sich unter den Ratsmitgliedern des Clans, während Cesare einen Ausdruck amüsierter Gleichgültigkeit aufsetzte, um deutlich zu machen, dass er nicht
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