Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
Vom Netzwerk:
es vor, durch ein Flüstern in des Königs Ohr zu regieren.
    Darüber hinaus konnte eine Clanversammlung seinen Bruder Gareth ins Spiel bringen. Gareth war ein unkalkulierbares Risiko, das zu gegebener Zeit eliminiert werden musste. Ihn zu vernichten erforderte sorgfältigste Vorbereitung in Anbetracht der Tatsache, dass sein älterer Bruder der rechtmäßige Thronfolger war und dass Vampire, da sie Geschöpfe der Zeit waren, nichts so sehr liebten wie Tradition, was ihre Führung anbelangte. Cesare würde seinen Bruder auf jeden Fall erledigen und den Clan nach dem greisen Dmitri regieren, doch das erforderte Geschick. Außerdem wollte er Zeit haben, es zu genießen.
    Vorerst hatte Cesare bereits einen Plan, das Massaker von Bordeaux zu seinen Gunsten zu verwenden. Er hatte Geschichten über Senator Clark gehört, einen Mann, dem ein einziger Sieg auf dem Schlachtfeld den Ruf eines »Vampirtöters« verliehen hatte. Nun musste der Mensch diesen Ruf verteidigen. Ohne Zweifel schien Clark der Illusion zu erliegen, dass Menschen Vampire besiegen konnten. Dumm, ja. Aber gefährlich. Trotz all der Ausreden, Bordeaux sei ein armseliger Haufen Wilder, gab der plötzliche und brutale Erfolg der menschlichen Streitkräfte Cesare Grund zur Sorge. Sie würden die Menschen nicht überrumpeln können wie beim Großen Morden. Dies war eine heikle Angelegenheit, und Männer wie Clark waren heikle Feinde.
    Cesare und Flay landeten auf dem abbröckelnden Steindach des Hauptturms und stiegen die düsteren, feuchten Stufen hinunter, um die Prinzessin zusammen gekauert neben einem glühenden Kohlenbecken vorzufinden. Sie blickte nicht auf. Ihre Kleider waren schmutzig und zeigten allmählich die Spuren ihrer Gefangenschaft. Außerdem lief ihr Haar trotz verzweifelter Bemühungen Gefahr, sich in ein großes, verfilztes Nest zu verwandeln.
    »Prinzessin«, sagte Cesare leise. »Ich fürchte, es gibt schlechte Nachrichten.«
    Adele hielt die Augen fest auf die glühenden Kohlen gerichtet.
    Der Vampirprinz fuhr fort. »Dein geliebter Verlobter hat mehrere Hundert meiner Brüder getötet. Ohne Provokation oder Veranlassung.«
    Nun hob Adele den Blick mit echtem Interesse – und einem Lächeln.
    Es machte Cesare wütend. »Ja. Wie stolz du sein musst. Dein tapferer Senator Clark hat die arme Bevölkerung von Bordeaux massakriert. Frauen und Kinder eingeschlossen. Die Menschen ebenfalls. Hunderte abgeschlachtet. Es ist eine entsetzliche Freveltat, und alle Clans nehmen gerechterweise großen Anstoß daran.«
    Adele blieb stoisch.
    »Natürlich besteht nun keine Möglichkeit mehr, dich freizulassen«, sagte Cesare. »Es sei denn, du kannst mir nützliche Informationen geben, mit denen ich die Clans von ihrem Blutdurst nach Rache ablenken könnte.«
    Die Prinzessin wandte den Blick wieder dem Feuer zu.
    »Erzähl mir von euren Spionen in Großbritannien«, wiederholte Cesare zum, wie es schien, tausendsten Mal.
    Wieder kam keine Antwort.
    Der Vampir trat näher und ließ seinen eisenschwangeren Atem über die junge Frau streifen. »Deine Leute nehmen offensichtlich keine Rücksicht auf dein Wohlergehen. Warum sollte ich dich am Leben lassen, wenn sie so oder so einen Krieg gegen uns anzetteln? Du bietest uns keinen Schutz. Erzähl mir von euren Spionen in Großbritannien.«
    Schweigen.
    »Ich verschwende nur meine Zeit mit Friedensverhandlungen. Dein Volk hat kein Interesse an Frieden. Ich sollte einfach zum Krieg rüsten.«
    Schweigen.
    »Ich sollte dich einfach töten. Dein Bruder ist tot. Und nachdem ich deinen Vater ermordet habe, wird dein Volk auseinanderbrechen.«
    Schweigen.
    »Ist es das, was du willst? Das Ende deiner Art? Dein Schweigen wird es zur Folge haben. Sag mir, was ich wissen will, und du kannst nach Hause gehen und dafür sorgen, dass dein Volk in Sicherheit ist. So einfach ist das! Rede, oder deine Leute werden alle sterben!«
    Schweigen.
    Ein gutturales Brüllen auf den Lippen, holte Cesare mit krallenbewehrter Hand aus.
    Doch der Schlag kam nicht. Eine Gestalt erschien über Adele und packte Cesares Handgelenk mit festem Griff. Dann ließ der große Vampir Cesare los, der taumelnd ein paar Schritte rückwärts torkelte.
    Adele starrte zu dem Neuankömmling empor. Er war in einen langen schwarzen Gehrock über einem weißen Hemd und schwarzen Hosen gekleidet. Langgliedrig und dennoch kräftig, mit langen, geschmeidigen Fingern. Sein Haar war dunkel und ein wenig zerzaust im Gegensatz zu Cesares kurzem Haarschnitt. Sein

Weitere Kostenlose Bücher