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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Blick aus blassen eisblauen Augen huschte schnell und intelligent durch die Kammer und durchbohrte Adele für einen langen Augenblick, bevor er weiterglitt. Sein Gesicht war stark, und seine Lippen kräuselten sich zu einem schwachen Lächeln, was ungewöhnlich wirkte.
    Das plötzliche Auftauchen des neuen Vampirs veränderte die Atmosphäre im Raum. Flay stand wie erstarrt. Und Cesare war wütend, und diesmal spielte er es nicht. Er war wirklich rasend vor Wut. Aber darüber hinaus wirkte er überrascht und verwirrt, weil er nicht länger die absolute Kontrolle hatte – wie ein bösartiges Tier, das sich plötzlich zum ersten Mal in einem Käfig wiederfindet.
    Finster starrte Cesare den Neuankömmling an. »Wie kannst du es wagen, Hand an mich zu legen!«
    Der große, dunkle Vampir verbeugte sich leicht. Seine Bewegungen waren sparsam und reserviert. »Ich bitte um Vergebung, Cesare, aber ich hatte Angst, du würdest sie töten.«
    »Was geht dich das an, Gareth?«
    »Eine ganze Menge. Sie ist jetzt meine Gefangene.«
    »Wie bitte?« Aus schmalen Augen starrte Cesare ihn an, seine Kiefer arbeiteten.
    »Ich bin der Thronerbe. Ich erhebe Anspruch auf sie. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass ich die Angelegenheiten des Clans schon zu lange vernachlässigt habe. Ich beabsichtige, mich mehr dafür zu interessieren. Und wenn du mich nun entschuldigst, würde ich gerne meine Gefangene verhören.«
    Cesare strich sich unwirsch über die Ärmel seiner Jacke und zog die Augenbrauen hoch. Dann wandte er sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort oder eine Geste den Raum. Flay blieb in der Tür stehen und sah Gareth mit einem Blick an, der Adeles Aufmerksamkeit erregte. Dann folgte die Kriegsführerin ihrem Herrn.
    Wartend lauschte Gareth auf die verklingenden Schritte seines Bruders, die für Adele nicht hörbar waren. Dann musterte er die Prinzessin für einen langen Augenblick.
    Adele starrte Gareth an. Irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor, doch sie wusste nicht, warum. Sie war vor dieser Reise noch nie einem lebenden Vampir begegnet, doch inzwischen hatte sie viel mehr von ihnen gesehen, als ihr lieb war. Vielleicht begannen sie für sie alle gleich auszusehen.
    Der Vampir verbeugte sich leicht. »Ich bin Prinz Gareth, Lord von Schottland. Geht es dir gut?«
    Beinahe hätte Adele geantwortet, doch dann schloss sie den Mund und wandte sich wieder dem Kohlenbecken zu. Gareth wartete eine lange Minute, bevor er erkannte, dass keine Antwort kommen würde. Enttäuscht stieß er den Atem aus. »Nun gut. Ich werde dich in bequemere Gemächer verlegen lassen. Du befindest dich nun in meiner Obhut. Cesare wird dich nicht mehr belästigen.«
    Adele nahm an, dass dies nur eine List bei der Befragung war. Der eine Bruder behandelte sie grob. Der andere Bruder schritt ein und war freundlich zu ihr. Aus Dankbarkeit, verschont worden zu sein, sollte sie einknicken. Sie ertappte sich dabei, wie sie Gareth verstohlen musterte, als sich der Vampir abwandte und durch die Tür verschwand.
    Mehrere Minuten lang bewegte sich die junge Frau nicht. Es war typisch für Cesare, zu gehen und dann unvermittelt zurückzukehren, um sie zu überrumpeln. Aber offensichtlich würde Gareth nicht zurückkommen. Adele stand auf und ging zum Fenster. Ein paar Schatten huschten in der Ferne über den wolkenverhangenen Himmel. Nur eine weitere Nacht im toten London.
    Sie steckte die Finger tief in eine Ritze in der Steinmauer und holte ein dünnes Stück Stein hervor, das etwa fünfzehn Zentimeter lang und sieben Zentimeter breit war. Seine Kanten waren scharf. Prüfend strich sie mit dem Daumen darüber. Noch nicht scharf genug. Die junge Frau setzte sich auf den Boden und spuckte auf den Stein, dann zog sie die Schneide des behelfsmäßigen Messers über einen Wetzstein, den sie auf dem Fußboden platziert hatte.
    Nun hatte sie einen weiteren kleinen Vampirlord, den sie töten musste.

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    W ie Prinz Gareth es versprochen hatte, wurde Adele in bessere Gemächer gebracht, fort von dem tückisch baufälligen Hauptturm mit seinen großen, offenen Aussparungen, die die stinkenden Brisen vom Fluss hereinließen. Die neuen Räume hatten alte, aber funktionierende Kohleheizöfen. Es gab Möbel, um ihren schmerzenden Körper vor dem kalten Stein zu schützen, doch das Bett war so verdreckt und stinkend, dass Adele sich damit begnügte, die sauberste der Decken zu nehmen und auf dem Fußboden nahe dem warmen Gitter des Ofens zu schlafen. Während Ungeziefer

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