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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Höchstwahrscheinlich war sie tot, vernascht von irgendeinem betrunkenen Trottel, der keine Ahnung hatte, dass er Prinz Cesares Besitz schlürfte und zugleich Flay zum Tode verurteilte. Die erkaltende Leiche des lästigen Mädchens lag vermutlich gekrümmt und verdreht unter einem Baum oder in einem von Kadavern überquellenden Rinnstein, wo sie nie jemand finden würde.
    Es war ein Schicksal, das sie redlich verdient hatte, dachte Flay, während sie sich an die Kuppel der St. Paul’s Cathedral klammerte und in den dunstig grauen Morgen starrte. Der gedämpfte Lärm der zur Neige gehenden Bacchanalien hallte zu ihr herauf. Mehrere Mit glieder ihrer Pale hockten neben ihr. Irgendwann würde sie Cesare vom Verschwinden der Prinzessin berichten müssen. Und das würde ihren Tod bedeuten. Was für ein Pech! Flay hätte gerne Gareths Gesicht gesehen, wenn er erfuhr, dass seine kostbare Trophäe fort war. Die Kriegsführerin zog die Möglichkeit in Betracht, Cesare zu ermorden und sich Gareths Gnade zu unterwerfen. Wenn dem älteren Prinz der Tod seines Bruders als Fait accompli präsentiert würde, musste er die Kontrolle über den Clan übernehmen.
    Oder sie könnte Cesare töten und aus Großbritannien fliehen. Ihr guter Ruf eilte ihr weit voraus. Aber kein Clan würde eine Verräterin akzeptieren, deren Hände dunkel vom Blut ihres Herrn waren.
    Flay hielt den Atem an und versuchte nachzudenken. Allmählich spürte sie die Auswirkung des warmen Wetters in Verbindung mit Erschöpfung und Hunger. Dank Cesares ständiger Forderungen hatte sie seit zwei Tagen nicht mehr die Zeit gefunden, sich zu nähren.
    Es gab keinen Beweis dafür, dass die Prinzessin tot war. Vielleicht war sie mit der Hilfe des Greyfriar entkommen. Flay hatte den Kampf mit ihm abgebrochen, um das Mädchen zu jagen, doch am Ende hatte sie beide verloren. Wenn irgendein Mensch die Freiheit der Gefangenen sicherstellen konnte, dann wäre es dieser hassenswerte Schwertkämpfer.
    Vielleicht würde Cesare Flay für eine so unvorhergesehene Komplikation keine Schuld geben. Greyfriar war in ganz Europa wohlbekannt dafür, das Unerwartete und Unvorhersehbare zu tun. Flay war noch nie einem Menschen begegnet, der so gut kämpfte, und sie hatte im Laufe ihres Lebens schon gegen Tausende von ihnen gekämpft und sie getötet. Er war anders. Deshalb musste er sterben.
    Flay musste schnell handeln. Sie würde ihre besten Jäger von der Leine lassen und die Prinzessin aufspüren. Sie würde die Gefangene finden, noch bevor dieser Tag zu Ende ging. Und vielleicht würde sie obendrein auch noch Greyfriar bekommen. Sie lächelte bei dem Gedanken.
    Einer der Pale flüsterte und zeigte nach Osten. Durch den feuchten Nebel erhaschte Flay einen flüchtigen Blick auf ein kleines Kriegsschiff, das aus einer tief hängenden Wolkenbank glitt. Sie hatte keine Zeit mehr.
    Flay schnauzte einen Befehl, die Rudel zusammenzutrommeln und sie beim Tower zu versammeln. Dann stieg sie in die Luft und schwenkte dem Fluss zu, während sich das gespenstische Schiff wieder in Wolken hüllte. Sie verspürte einen Schauer köstlicher Erwartung. Senator Clark kam tatsächlich ins Herz der Vampirhauptstadt London, um seine Gefährtin zurückzuholen. Es war eine gewaltige Geste, der Flay Beifall und Spott gleichermaßen zollen konnte, doch sie war völlig aussichtslos, selbst wenn die Prinzessin im Tower darauf gewartet hätte, dass er sie rettete.
    Nun hatte Flay die Gelegenheit, Cesare Clarks Kopf zu präsentieren, hoffentlich die Prinzessin wieder in ihre Gewalt zu bringen und vielleicht auch noch den Greyfriar zu erledigen. Die Herzen der Allianz und der Widerstandsbewegung in einer einzigen Nacht zu vernichten.
    Es wurde doch noch eine recht bedeutsame Clanzusammenkunft.
    Adele konnte alleine nicht überleben. Er hatte versagt.
    Greyfriar kauerte unter einer Brückenstrebe und lauschte dem Fluss und den Vogelrufen, die mit der aufgehenden Sonne lauter wurden. Seine berauschten Brüder schleppten sich zurück in ihre dunklen Löcher für einen Tag voll Schlaf nach einer Nacht voller Völlerei.
    Es war mühsam gewesen, der betrunkenen Meute, die Flay auf ihn gehetzt hatte, zu entkommen. Greyfriar hatte die nächsten Stunden lichter werdender Dunkelheit mit dem fieberhaften Versuch verbracht, Adele durch das Blutbad hindurch aufzuspüren. Dabei hatte er sich wieder auf seine vampirischen Fähigkeiten berufen, aber diese waren stark eingerostet. Tatsächlich hatte er gelegentlich einen

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