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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Adele befindet. Sie ist in einem der oberen Stockwerke des Hauptturms. Die Gaswolke sollte tief hängen. Der Prinzessin wird nichts geschehen, bis ich bei ihr bin, was schnell der Fall sein dürfte.« Der Senator berührte eine zweite Gasmaske, die an seinem Gürtel hing und für Adele bestimmt war.
    Dann heftete er einen sengenden Blick auf Stoddard. »Und nun zurück ins Glied, Major. Sie machen sich Sorgen wie meine Großmutter, und die ging mir gewaltig auf die Nerven. Wenn Sie das für diese Operation nötige Schweigen noch einmal brechen, werde ich dafür sorgen, dass Sie unehrenhaft entlassen werden!«
    Stoddard versteifte sich und spitzte die Lippen. Er salutierte zackig und kehrte zu seinem Trupp an der gegenüberliegenden Reling zurück.
    Derweil steckte Kapitän Root mit den Schiffsoffizieren die Köpfe zusammen und studierte im fahlen Licht des Kompasshäuschens eine alte Karte von London. Die Fregatte war kurz aus den Wolken geschlüpft, um ihre Position zu bestimmen, und hatte sich dann wieder in die Deckung zurückgezogen. Der Kapitän warf einen Blick auf seine goldene Taschenuhr und zeigte dem Senator an, dass er noch fünf Minuten bis zu seinem selbstmörderischen Sprung auf das Gelände des Towers hatte.
    Clark gab die Information per Handsignal an die geisterhaft grauen Ranger im Nebel weiter. Gasmasken wurden in den Reihen der Soldaten zügig an Ort und Stelle gebracht. Wenigstens hatte der Chefmeteorologe mit seiner Wetterfront wieder einmal recht behalten. Zwei Tage lang waren sie vor der Küste gekreuzt und hatten auf bestes Angriffswetter gewartet. Und nun war die Morgenluft feucht und warm. Nebel senkte sich genau zu der Stunde, die der Meteorologe vorhergesagt hatte. Das Nebelgas würde sich lange halten. Die Kommandotruppen sollten in der Lage sein, sich fallen zu lassen, die Prinzessin zu holen und im Schutze der Deckung zu entkommen.
    Wenn dieses Wagnis gelang – und Clark war überzeugt, dass es gelingen würde –, dann würde er der unanfechtbare Anführer der amerikanisch-equatorianischen Allianz werden. Sein Name würde an die Spitze der kurzen Liste von Männern rücken, die das Schicksal der Zivilisation verändert hatten.
    Clark lächelte.
    Die Gastanks des Kriegsschiffes ließen mit lautem Getöse Gas ab, und die Ranger sank tiefer. Herzen schlugen höher, und Hände krampften sich um Waffen und Fallleinen. Der Nebel wurde lichter, und graue Steingebäude tauchten gefährlich dicht an der Hülle des Luftschiffs auf. Segel killten, und mehr Gas entwich. Die Ranger drehte hart nach Steuerbord. Über der Reling kam die schmutzige Themse in Sicht.
    Dort war der Tower von London. Sofort entdeckte Clark den Teil des Bauwerks, in dem Prinzessin Adele angeblich festgehalten wurde. Er musste sich auf die Information verlassen, dennoch zweifelte er immer noch an dem japanischen Schulmeister. Falls Adele nicht am richtigen Ort war, würde diese Operation sehr schnell sehr übel ausgehen.
    Die Ranger richtete sich wieder auf und schrammte beinahe über die zinnengekrönte äußere Mauer des Towers, als sie sich zentimeterweise über den Hof schob. Kanonen entlang beider Seiten feuerten mit einem dumpfen Donnern, und Nebelgasbomben schraubten sich spiralförmig nach unten. Die großen Geschosse explodierten nahezu lautlos, und schmierig schwarzer Rauch breitete sich auf dem Boden aus, wand sich um Trümmer und kroch an den Mauern entlang. Die Ankerkanonen an Bug und Heck rumsten und schossen schwere Dregganker ab, deren Haken sich in die mittelalterlichen Steinmauern krallten. Die Fregatte kam jäh zum Stillstand.
    »Los!«, rief Clark, die gestiefelten Füße bereits auf der Mahagonireling. Das Quietschen von Flaschenzügen schnitt kreischend durch die schwere, feuchte Luft, als sich amerikanische Kommandotruppen mit roboterhaften Gesichtern auf den alten britischen Boden fallen ließen.
    Senator Clark landete auf der Erde, löste die Schnallen, griff zu den Waffen und rannte los, gefolgt von trampelnden Füßen. Es war keine Spur von Vampiren zu sehen, doch in der Ferne tanzten blaue Gestalten träge in der nebligen Luft. Clark gab einem Trupp roter Umrisse das Zeichen, ihm zu folgen, während der andere den Fuß des Turms bewachte. Soldaten huschten durch die Tür und hasteten die steinerne Wendeltreppe empor.
    Nun, da sie sich oberhalb des Nebelgases befanden, roch Clark den Rauch von Kohlenfeuer. Gut. Feuer war ein Anzeichen für Gefangene. Vielleicht hatte der Schulmeister doch recht.

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