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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Aufblitzen von Licht im Innern zog Adeles Aufmerksamkeit auf sich. Verblüfft starrte sie auf Stapel von Metall in dem Raum. Waffen! Vielleicht fand sie darunter eine Ergänzung zu ihrem Dolch. Etwas Längeres und Tödlicheres.
    So schnell und leise sie konnte, wühlte Adele in den stählernen Trümmern. Schließlich war es reine Vorsehung, die sie darüber stolpern ließ. Ein Blick nach unten, und sie sah eine ausgezeichnete Waffe. Es handelte sich um die Klinge einer Hellebarde, bei der der Griff abgebrochen war, weshalb sie nicht mehr als einen guten Meter maß. Es war eine Waffe, die man für niederschmetternde Hiebe und mächtige Stöße entworfen hatte. Auch ohne den langen, hölzernen Schaft dahinter besaß die Hellebarde eine Klinge, die durch das Fleisch von Vampiren schneiden würde.
    Adele spähte hinaus in die Gasse, und ihr Mut geriet ins Wanken, doch sie hatte keine Wahl. Sie umklammerte die Hellebarde fester und trat auf die Straße. Nebel und Schatten nahmen sie in Empfang, was ihr von Vorteil war. Adele durchforstete ihre Erinnerung und entschied, dass sich der Fluss links von ihr befand. Sie setzte sich in Bewegung in der Hoffnung, dass ihr Instinkt sie nicht trog. Vielleicht würde sie keine Gelegenheit für einen zweiten Versuch haben. Doch bald verriet ihr das Geräusch schwappender Wellen, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte.
    Der Sockel einer gewaltigen Brücke kam in Sicht, und ihr Herz sank. Vampire drängten sich in der Nähe. Sie betete, dass sie auf ihrem Weg noch eine weitere Brücke finden würde. Nachdem sie am Ufer über Felsbrocken und durch Dornenranken gestolpert war, entdeckte Adele einen kleinen Pfad, der am Fluss entlangführte, und folgte ihm mit tauben und schmerzenden Beinen, während ihr Blick zu jedem Schatten huschte.
    Der Morgennebel begann sich zu lichten. Durch den grauen Dunst über ihr sah Adele rote Flecken. Ihr Herz tat einen Satz beim Gedanken an ihre eigene Weiße Garde. Dann wurde ihr bewusst, dass es Flays Pale waren. Sie suchten nach ihr, und sie waren sehr nahe.
    Adele stürzte sich ins Unterholz, wo ihr spitze Dornen mühelos die Kleidung zerrissen. Unvermittelt prallte sie frontal gegen eine Ziegelmauer, längst vergessen und hinter Schlingpflanzen verborgen. Während sie zurücktaumelte, sah sie hoch und erblickte ein kleines kreisrundes Gebäude. Sicher lebte dort niemand. Dazu war es viel zu klein. Wahrscheinlich sollte es nur irgendetwas vor der Witterung schützen, aber es würde genügen, um sich zu verstecken. Sie behielt den Himmel auf Anzeichen sich nähernder Pale hin im Auge und umrundete suchend das Gebäude, bis sie auf halber Strecke eine Tür fand. Heftig stemmte sie sich mit der Schulter dagegen, doch sie hielt stand. Verzweiflung verlieh ihr zusätzliche Kraft, und langsam schob sich die hölzerne Tür nach innen. Angehäufter Schutt schabte über den Boden, als sie die Tür weit genug aufdrückte, um hineinzuschlüpfen. Dann presste sie sich mit dem Rücken an die Wand und wartete. Ihr rasender Atem klang laut, deshalb versuchte sie, ihn zu beruhigen, doch das verstärkte nur den Schmerz in ihrer Brust. Nichts sprang ihr aus der Dunkelheit entgegen, und sie hörte keine Geräusche, deshalb riskierte sie es und schloss die Tür. Sofort versank ihr kleiner Zufluchtsort in völliger Finsternis. Es war so pechschwarz im Innern, dass nicht einmal genug Licht blieb, um auch nur die Andeutung eines Schattens zu werfen. Und Stille durchdrang den Raum wie ein Grab.
    Wie ein Grab.
    Adele ließ sich nieder und tastete mit den Händen über den Fußboden nach irgendetwas, das ihr einen Hinweis darauf gab, wo sie sich befand. Steife Finger berührten Dinge, die kaum bestimmbar waren: Metallschrott, seidiger, mit Schimmel überzogener Stoff und mehr. Sie hatte keine Ahnung, was es war.
    Vorsichtig kämpfte sie sich wieder auf die Füße und ließ dabei eine Hand an der Mauer ruhen. Das kleine Gebäude war nicht sehr breit, und sie entschied, es zu durchqueren, indem sie sich dicht an der Wand hielt. Sie streckte eine Hand schützend nach vorne und stützte sich mit der anderen an der Wand ab. Langsam folgte sie der Krümmung des Gebäudes und setzte dabei schlurfend einen Fuß vor den anderen. So glaubte sie, auf alles vorbereitet zu sein.
    Doch das war sie nicht.
    Morsches Holz gab unter ihr nach, und sie stürzte tiefer in die Dunkelheit.

20
    20
    P rinzessin Adele war fort, dachte Flay.
    Das elende kleine Biest befand sich irgendwo in London.

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