Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel
Schraubzwinge um seinen Magen löste sich. Ein bisschen.
»Was zum Teufel?« Akina blickte von dem Holo zu ihm, als könne er ihr das erklären.
Garlyn zuckte nur mit den Achseln.
» Wir suchen dieses Mädchen «, sagte die Stimme. » Sie ist eine entlaufene Kriminelle. Eine Gefahr für sich ... und alle anderen in ihrer Umgebung. Jeder Hinweis, der zu ihrer Ergreifung führt, wird großzügig belohnt. Und ich meine großzügig . «
Garlyn blickte zu Akina. Sie starrte schweigend auf das Holo von Kirai.
Es passt , dachte Garlyn. Ihr Drang, so schnell wie möglich von der Station zu kommen. Ihr Talent als Taschendiebin. Und trotzdem ...
»Er lügt«, flüsterte er Akina zu.
Sie antwortete ihm nicht, nagte an ihrer Unterlippe. »Nur rein interessehalber«, sagte sie Richtung Kom-System, »von was für einer Summe sprechen wir?«
» Eine Million Galaks, Captain. «
Garlyn sah, wie Akinas Augen groß wurden. Sie war in Versuchung geraten. Das war nicht gut.
› Nicht gut?‹ , fragte er sich selbst. Alter, was ist los mit dir? Die Kleine hat dich beklaut, sie hätt’ mit Freuden zugesehen, wie du aus der Luftschleuse fliegst! Gib denen, was sie haben wollen und du hast deine Ruhe!
Aber er wusste, wie es war, auf der Flucht zu sein. Den Jägern ausgeliefert. Es war kein angenehmes Gefühl und er wünschte es höchstens seinen ärgsten Feinden.
»Captain«, raunte er, »Sie haben doch nicht ernsthaft vor –? Ich mein’, die Kerle verarschen uns! Das Schiff da draußen sieht nicht aus wie ’n Polizeikreuzer. Die haben uns ja nicht mal ihren Namen –«
Ihr Blick schnitt ihm das Wort hab. Halt den Mund, Junge! , sagte ihre Miene. Ich weiß, was ich tue!
»Warten Sie kurz«, sagte sie dem anderen Schiff. »Es ist gut möglich, dass wir einen blinden Passagier an Bord haben. Ich werde das überprüfen. Bleiben Sie auf Standby.«
Es kam keine Antwort. Akina kappte die Verbindung und hievte ihren fülligen Leib aus dem Sessel.
Mit schweren Schritten stapfte sie aus der Brücke, zu den Kabinen. Garlyn folgte ihr. » Captain, warten Sie!«
Kirai sah erschrocken auf, als sich die Drucktür ihrer Zelle aufschob.
Sie blickte zu Akina, die mit verschränkten Armen in der Tür stand. Eine unpassierbare Barriere.
»Dein Typ wird verlangt, Mädchen«, sagte die Terranerin kalt. »Wer sind die Kerle und vor allem: Was zum Teufel hast du angestellt, dass sie eine Million Galaks für deinen hübschen Kopf ausgeben?«
»Captain, ich –!«
»Ich kann das Geld gut gebrauchen«, sagte Akina. »Deine Geschichte sollte also besser gut sein.«
Kirai stand auf. Garlyn sah, wie sie nervös die Hände bewegte. Die Furcht in ihren riesigen Augen. »Captain, diese Männer wollen mich töten ! Sie dürfen Ihnen nicht –!«
»Wieso?«, fragte Garlyn. »Wieso wollen sie dich killen?«
»Weil ... Ich ... Sie ... Sie sind Sklavenhändler. Ich bin ihnen entkommen und nun wollen Sie mich dafür büßen –«
Garlyn lächelte müde. »Wie ’n guter Kumpel von mir zu sagen pflegt: gequirlter Warg-Dreck.«
»Die Wahrheit«, forderte Akina und tippte auf das Zeitdisplay ihres Armband-Koms. »Die Uhr tickt, Mädchen.«
»Bitte!« Kirais Augen blickten verzweifelt. Ob es echt war oder nur eine weitere ihrer Maschen, wusste Garlyn nicht. »Wenn Sie mir helfen, zahle ich Ihnen die Million! Zwei Millionen!«
Akina schien das fast komisch zu finden. »Du hältst mich wohl für selten blöde, was?«
»Wenn du ’ne Sklavin bist«, sagte Garlyn, »dann bin ich der König von Smartho. Du lügst wie gedruckt. Und nicht mal besonders gut. Aber«, er wandte sich Akina zu, »das tun die Kerle da draußen auch.«
Kirai sah ihn an, überrascht von seiner Unterstützung.
»Die Sache stinkt, Captain«, sagte Garlyn.
Akina nickte. »Zum Himmel.«
» Nun, Captain? «, ertönte die trügerisch freundliche Stimme über Akinas Kom. » Haben Sie schon irgendwelche blinden Passagiere entdecken können? «
Akina hob das Kom an ihre Lippen. Bitte nicht! , flehte Kirais Blick.
»Akina hier«, sagte der Captain. »Ich habe tatsächlich jemanden gefunden.«
Kirai gefror zu einer alabasterweißen Statue.
»Irgendeinen grauen Bengel. Hat sich in einem Frachtcontainer versteckt.«
Garlyn begriff sofort, er hielt sich selbst den Mund zu und protestierte nur halbverständlich: »Lass mich gehen, du terranisches Erdferkel! Ich will meinen Anwalt sprechen!«
»Hören Sie?«, fragte Akina und grinste. »› Erdferkel ‹?«, wiederholten ihre Lippen
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