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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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über Bord und schrie laut auf. Gleich würde ich die Balance verlieren und runterstürzen. Ich klammerte mich an ihm fest.
    »Lass mich bitte vorher absteigen!«
    Rin zog behutsam an Larkis Zügeln. Er wechselte von Galopp in Trab und von Trab in Schritt. Eine Hand tätschelte liebevoll meinen Kopf. »Ach, Stadtmädchen. Du hast es bald überstanden.«
    Ich war heilfroh, als das Ortsschild von Calmwood in Sicht kam. Rin brachte das Pferd zum Stehen.
    »Weiter können wir dich nicht begleiten, Jorani. Aber von hier findest du den Weg selber.«
    Als ein Auto vorbeifuhr, erschreckte sich Larki so heftig, dass er nervös auf der Stelle tippelte und laut schnaubte.
    »Sssht, ruhig, Jaknuri.« Rins Zuspruch half.
    »Hab ich mich gerade verhört, oder nennst du mich endlich Jorani?« Ich freute mich, denn »Stadtmädchen« hatte immer ein bisschen abfällig geklungen. Die Art, wie er meinen Namen aussprach, gefiel mir. Es klang sanft und melodisch.
    »Du heißt doch Jorani, oder nicht?«, scherzte er.
    »Ja, schon, aber …«
    Rin saß ab und half mir herunter, indem er mich auffing und auf die Füße stellte. Meine Beine gaben unter mir nach. Sie zitterten vor Anstrengung. Rin stützte mich. »Vorsicht, deine Muskeln müssen sich erst ans Reiten gewöhnen.«
    »Besser nicht.« Ich hatte nicht vor, in absehbarer Zeit nochmals auf ein Pferd zu steigen.
    »Geht schon«, sagte ich und schüttelte meine Beine aus. Sie fühlten sich wie eingeschlafen an. Tausend kleine Ameisen schienen an meinen Waden hochzukrabbeln.
    Rin saß wieder auf und wendete.
    »Sehen wir uns wieder?«, fragte ich eilig, noch bevor er verschwinden konnte.
    »Calmwood ist klein«, erwiderte er.
    »Ich meine das ernst. Mir hat es heute viel Spaß gemacht. Auch wenn du mir das nicht glaubst.«
    Er hob skeptisch eine Augenbraue.
    »Du kannst ja einfach mal ins Desert Spring kommen. Ich würde mich freuen.«
    Er nickte. »Ja, vielleicht mache ich das.«
    Im Desert Spring erfuhr ich, dass Gladice von der Leiter gestürzt war, als sie die Preise über der Theke korrigieren wollte, und sich den Arm gebrochen hatte. Roger war so nett gewesen, sie nach Rapid City ins Krankenhaus zu fahren. Meine Tante hatte nun alle Hände voll zu tun.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte ich, nachdem ich mit meiner Mutter telefoniert und ihr ausführlich von meiner Ankunft berichtet hatte. Abigail schüttelte lachend den Kopf. »Du machst doch hier Urlaub. Genieß ihn.«
    Sie trug gleich mehrere Teller zur Spüle, es klapperte bedenklich, so, als würde ihr das Geschirr jeden Moment aus den Händen rutschen. Ich konnte das nicht mit ansehen.
    »Ist doch egal. Ich habe schon mal gekellnert, und das hat Spaß gemacht. Außerdem würde ich sonst nur den ganzen Nachmittag rumsitzen.«
    Abigail krempelte die Ärmel hoch und ließ Wasser ins Spülbecken ein. »Na schön. Heute ist hier wirklich die Hölle los. Wenn du die Tische im Garten übernehmen könntest, wäre ich dir sehr dankbar.«
    Ich salutierte und lachte. »Wird gemacht, Ma’am.«
    Ich band mir Gladice’ Schürze um und ging in den Garten. An einem Tisch saßen drei junge Männer, die ausgiebig die Karte studierten.
    »Haben Sie schon gewählt?«
    Sie waren ein bisschen jünger als ich. Das erkannte ich an den teilweise noch kindlichen Gesichtszügen. Einer hatte eine Igelfrisur, der andere versteckte seinGesicht unter einem tief heruntergezogenen Basecap mit dem Logo eines lokalen Baseballteams, und der Dritte hatte seine Haare zu einem schmierigen blonden Zopf gebunden. Auf seiner Stirn hatte sich Akne breitgemacht.
    Die Körperhaltung der Jungen verriet Anspannung, vielleicht sogar Aggression.
    »Ich nehme den Apfelkuchen«, sagte der Stachelkopf.
    »Ja, der soll ja ausgezeichnet schmecken. Ich hätte auch gern ein Stück.«
    »Tut mir leid, Apfelkuchen ist leider aus. Darf ’s etwas anderes sein?«
    »Kein Apfelkuchen? Sehr schade. In dem Fall muss ich mich wohl mit diesen beiden hübschen Äpfeln begnügen.«
    Im ersten Moment wusste ich nicht, worauf er anspielte. Als er auf meine Brüste deutete, fingen die Jungen an zu lachen. Offenbar steckten sie mitten in der Pubertät.
    »Möchten Sie nun etwas bestellen oder nicht?«, fragte ich deutlich gereizter als gewollt.
    »Hab ich nicht grade was bestellt?« Der Stachelkopf rückte mit seinem Stuhl zurück und klopfte mit beiden Händen auf seinen Schoß, als wollte er mich auffordern, dort Platz zu nehmen.
    »Was soll das hier? Hatte ich euch nicht Hausverbot

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