Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
»Wohin ist er gegangen?«
»Wahrscheinlich in die Werkstatt. Dort hängt er einen Sandsack auf und trainiert, wenn ihn der Teufel reitet.« Er zuckte die Achseln. »Entweder das, oder er beschwichtigt sich, indem er etwas schreinert.«
»Weshalb sollte er glauben, ich könnte jemals seine Feindin werden, Ken? Ich habe zu ihm gesagt, ich wüsste, dass er mir niemals wehtun würde, außer vielleicht, wenn ich seine Feindin wäre, aber andernfalls niemals . Er fürchtet sich davor, mir wehzutun, stimmt’s?«
Ein Muskel an Kens Kiefer zuckte. Er rieb mit seinem Daumen eine Narbe auf seiner linken Gesichtshälfte. »Er fürchtet sich bei allen davor, ihnen wehzutun. Er muss es dir selbst sagen, Briony. Es muss von ihm kommen – und dann musst du entscheiden, ob du stark genug bist, um mit ihm zusammenzuleben.«
»Es ist nur eine Übergangslösung.«
Er schüttelte den Kopf. »Du machst dir etwas vor, und du weißt es.«
»Er ist gegangen. Er hat gesagt, ich sei eine Belastung für ihn. Er hat zu mir gesagt, er sei kein Mann von der Sorte, die jemals eine Frau oder Kinder haben würde.«
»Ich bin ganz sicher, dass er diese Dinge zu dir gesagt hat. Er ist der festen Überzeugung, er sollte keine Familie haben. Das heißt noch lange nicht, dass er sich keine Familie wünscht. Er wird nie wieder von dir fortgehen.«
»Ich will nicht, dass er deshalb bei mir ist. In einer Falle
gefangen, weil ein Einfluss von außen uns zusammengebracht hat, und jetzt hat er mich am Hals, weil ich Hilfe brauche.«
Ken lehnte sich mit einer Hüfte an den Türrahmen, eine Haltung, die sehr an Jack erinnerte. »Was glaubst du wohl, was er getan hätte, wenn du entführt worden wärst und er es erfahren hätte? Selbst wenn er nicht geglaubt hätte, dass es sein Kind ist, was glaubst du wohl, was er getan hätte?«
Briony zupfte an der Steppdecke. »Ich habe keine Ahnung. Ich kenne Jack kaum, und wenn ich glaube, ihn zu kennen, warnt mich jeder vor ihm – sogar er selbst.«
»Er hätte die Verfolgung aufgenommen, und er hätte niemals aufgegeben, bevor er dich gefunden und dich rausgeholt hätte … oder sie ihn getötet hätten. Jack würde jemanden, der für ihn getan hat, was du für ihn getan hast, niemals im Stich lassen.«
»Mein Bruder hat ihm geholfen, aus Kinshasa rauszukommen. Ich habe lediglich mit ihm geschlafen.«
Kens Augen nahmen ein stürmisches Grau an. »Tu das nicht, Briony. Setze das, was du getan hast, nicht herab, und würdige dich selbst nicht herab. Du hast ihm das Leben gerettet. Er hat mir erzählt, was passiert ist.«
»Er schuldet mir nichts. Wenn er es deshalb tut …«
»Du bist hier, weil du sein Kind austrägst, und er wollte ohnehin nie von dir fortgehen. Er hat es um deinetwillen getan. Er hat sich aus deinem Leben zurückgezogen, um dir ein normales Leben zu ermöglichen. Und diesmal wirst du diejenige sein müssen, die fortgeht, wenn du willst, dass es aus ist, denn er wird es nicht tun.«
Briony lachte laut los, doch es klang beinah hysterisch, und daher ging sie hastig auf die Kommode zu und kramte
in den Schubladen, um etwas zu finden, was sie zu dem Arztbesuch anziehen konnte. »Ich habe kein normales Leben, Ken. Ich kann gar kein normales Leben haben, weil irgendein Größenwahnsinniger mich aus einem Waisenhaus geschleift und an mir experimentiert hat.« Ihre Stimme wurde lauter, überschlug sich fast und drohte, außer Kontrolle zu geraten, doch sie konnte nicht mehr zurück. »Und als er mich zur Adoption freigegeben hat, hat er dafür gesorgt, dass er weiterhin an mir experimentieren konnte. Und als Erwachsene, tja …« Sie warf einen Pullover in die Schublade, drehte sich um, breitete die Arme aus und deutete um sich. »Hier bin ich jetzt. Nicht wie andere werdende Mütter. Nein, ich habe einen Mann, der nichts dagegen hat, aufgrund der Experimente Sex mit mir zu haben, dem es aber wesentlich lieber wäre, wenn ich ihm nicht zu nahe käme. Du siehst also selbst, Ken, dass meine Chancen auf ein normales Leben, offen gesagt, beschissen stehen.«
»Bist du da drin und bringst meine Frau durcheinander, Ken?« Die Stimme war gesenkt, so leise, dass Briony nicht sicher war, ob sie tatsächlich richtig gehört hatte, denn diese ruhig ausgesprochenen Worte klangen wie eine Drohung, doch ihr Körper erstarrte, und ihr Herz schlug schneller.
Jack kam ins Zimmer. Er hatte sein Hemd ausgezogen, und sein Oberkörper war mit einem dünnen Schweißfilm bedeckt, als hätte er gerade hart
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