Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
gearbeitet. Seine Muskeln bewegten sich unter seiner vernarbten Haut, und er kam an ihre Seite, nahm ein T-Shirt von der Kommode und wischte sich damit das Gesicht ab. Er sah seinen Bruder über das T-Shirt hinweg an, und seine Augen hatten eine eigentümliche silberne Färbung angenommen.
»Ich dachte, das hättest du bereits getan«, sagte Ken leichthin.
Briony zog die Stirn in Falten. Kens Stimme klang relativ unbeschwert, doch seine Körperhaltung veränderte sich geringfügig, und er nahm eine Stellung ein, in der er sich besser verteidigen konnte. » Hallo! Seid ihr beide schwachsinnig? Ich bin schwanger . Das heißt, ich reagiere überempfindlich. Ich sollte hier nicht diejenige sein, die einen kühlen Kopf bewahrt. Von mir wird erwartet, dass ich beim geringsten Anlass durchdrehe; das ist mein Vorrecht. Von euch beiden wird erwartet, dass ihr lächelt und nickt und allem, was ich sage, zustimmt.«
Kens Augenbrauen schossen in die Höhe, und für einen Moment spielte die Andeutung eines Lächelns um seine Mundwinkel, verschwand jedoch sofort wieder. »Habe ich dich durcheinandergebracht, Briony?«
»Das ist bei mir im Moment ein Dauerzustand«, betonte sie noch einmal. »Ich war noch nie schwanger. Ich habe nie auch nur daran gedacht, Kinder zu haben.« Sie ließ sich wieder auf das Bett sinken und blickte zu Jack auf. » Nie . Es fällt mir so schwer, Menschen um mich zu haben, dass ich nie auf den Gedanken gekommen bin, es würde sich mir eine Gelegenheit dazu bieten.«
Jack baute sich vor ihr auf und hob mit seinem Daumen ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen sehen musste. »Du willst dieses Baby?«
Sie nickte und schluckte schwer. »Es ist trotzdem unheimlich. Im Moment ist alles so beängstigend. Ich wünschte, ich wäre nicht ein solcher Feigling.«
Jacks Daumen rieb jetzt ihre Unterlippe. »Es ist in Ordnung, sich zu fürchten, Briony. Angst macht dich noch lange nicht zum Feigling. Weshalb solltest du dich nicht
fürchten?« Er kauerte sich vor sie hin und nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Ich möchte dich hier haben. Ich wünsche es mir mehr als alles andere im Leben, was ich mir jemals gewünscht habe. Und ich bin fest entschlossen, dir über alle Schwierigkeiten hinwegzuhelfen. Du bist hierhergekommen, weil du deinen eigenen Instinkten vertraut hast. Ich bin sicher, dass deine Brüder dagegen protestiert haben.«
Ein mattes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Sie haben energisch dagegen protestiert.«
»Aber du wusstest, dass es trotzdem richtig war, zu mir zu kommen. Man kann vieles gegen mich sagen, Briony, und mit mir zusammenzuleben ist die reinste Hölle, aber du bist zu mir gekommen, um Schutz zu suchen, und den kann ich dir garantieren. Du musst mir nur weiterhin vertrauen. «
Ken kam jetzt auch auf sie zu und stellte sich auf ihre andere Seite. Es war herzzerreißend, wie ähnlich er Jack sah. Er legte seinem Zwillingsbruder eine Hand auf die Schulter und die andere Hand auf ihre Schulter. »Wir müssen zusammenhalten – bis zum Letzten, Briony. Hier, wo wir leben, haben wir es zum Grundsatz erhoben, dass es in Ordnung ist, so zu sein, wie wir wirklich sind. Bei Jack weiß man manchmal nicht recht, woran man ist, und das kann etwas brenzlig werden, und ich habe meine eigenen Dämonen. Wenn du dich fürchtest oder dir übel ist oder du draußen stehen und schreien willst, ist das vollkommen in Ordnung.«
Briony nickte und rang darum, nicht zu weinen. Sie wusste nicht, was es hieß, akzeptiert zu werden. Das war etwas, was sie noch nie erlebt hatte. Sie hatte sich immer in das Zirkusleben eingefügt, weil ihre Familie darauf angewiesen
war, dass sie sich einfügte – nicht aus freier Entscheidung. Sie hatte an jedem einzelnen Tag ihres Lebens darum gekämpft, normal zu wirken. Hier, bei Jack und Ken, fühlte sie keinen Schmerz, wenn sie in ihrer Nähe war. Beide schirmten sie ab, nicht nur vor ihren Gedanken, sondern Jack war es außerdem gelungen, sie davor zu bewahren, dass sie die Auswirkungen von Gewalttätigkeit in ihrer Nähe wahrnahm.
War es wirklich so einfach? Sie warf einen flüchtigen Blick in das Innere der beiden Brüder und fand Aufrichtigkeit. Sie hatten beide ihre Sorgen und trauten der neuen Situation nicht so recht, denn sie waren es nicht gewohnt, eine Frau, die ihnen noch dazu fast fremd war, in ihrer behaglichen, sicheren Welt zu haben, aber beide waren mehr als bereit, sie zu akzeptieren und zu lernen, wie sie mit ihr leben konnten.
Wie sie mit ihr
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