Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
Seltsamerweise empfand sie das Wissen, dass Jack in ihrer Nähe war, als tröstlich.
Der Mann packte Brionys Hemd, und sie packte sein Handgelenk, umschloss es, übte Druck aus und sah ihm dabei fest in die Augen. Gleichzeitig stieß sie gewaltsam in sein Gehirn vor und zwang ihm ihre Gedanken auf. Wenn du mich anrührst, wirst du sterben. Geh jetzt. Nimm diese Männer mit und verschwinde, ehe es zu spät ist.
Er ließ sie los, als hätte er sich an ihr verbrannt, und murmelte das ortsübliche Wort für »Hexe« vor sich hin. Er entriss seinem Gefährten die Waffe, die er ihm gerade in die Hand gedrückt hatte, wandte sich abrupt von ihr ab, eilte hinaus und rief den anderen einen Befehl zu. Sie folgten ihm hinaus und schlugen die Tür fest hinter sich zu.
Briony sackte erleichtert in sich zusammen und schlug ihre zitternden Hände vors Gesicht. Jack rutschte an dem Seil hinunter und kam mit energischen Schritten auf sie zu; seine Gesichtszüge waren hart und verbissen, und in seinen Augen stand ein gefährliches Funkeln.
5
JACK SCHOB DEN Riegel mit einem lauten Knall vor die Tür und ging auf Briony zu, blieb direkt vor ihr stehen und packte mit seinen Händen ihre Arme. Er schüttelte sie kurz. »Was zum Teufel hast du vorgehabt? Er wollte dich vergewaltigen. Wenn ich das gefühlt habe, dann müssen dich seine Absichten wie eine Flutwelle überrollt haben. Wie kommst du dazu, ein solches Risiko einzugehen? Mit dir stimmt anscheinend etwas nicht.«
»Mich unterschätzen alle, weil ich so klein bin. Ich wusste, dass ich stärker bin als er. Ich hätte mich nicht von ihm anrühren lassen.«
»Er hat dich angerührt. Er hat dir eine Ohrfeige gegeben, verdammt noch mal, während ich mich wie ein Hund dort oben auf dieser Plattform versteckt habe. Er wollte dir wehtun. Er hat danach gerochen. Du musst es doch gerochen haben. Ihn hat die Vorstellung erregt, einer Frau wie dir wehzutun.« Seine Handfläche legte sich auf ihre gerötete Wange.
»Und ich konnte damit umgehen«, fauchte Briony, in der jetzt ebenfalls Wut aufstieg und sich mit ihrer nahezu geisttötenden Furcht vermischte. »Ich bin allein damit fertiggeworden. Ich kann durchaus auf mich selbst aufpassen. Ich würde mich nicht einfach von einem Mann vergewaltigen lassen.«
»Daher spricht man von Vergewaltigung .« Seine Augen
wurden schmaler. »Du warst in Gefahr, Briony. Du warst es und du bist es immer noch. Du solltest dir die Seele aus dem Leib schreien.«
»Ich denke im Traum nicht daran. Damit würde ich die Soldaten anlocken. Dann kämen sie hier hereingestürmt, und sie sind schießwütig. Ich habe keine Angst vor dir. Du willst, dass ich mich vor dir fürchte, aber ich fürchte mich nicht.«
»Das solltest du aber tun. Machst du dir überhaupt eine Vorstellung davon, was ich im Moment am liebsten täte?« Seine Hand legte sich wieder auf ihre Wange, und er presste seine Handfläche auf ihre brennende Haut, als könnte er ihr den Schmerz nehmen.
»Ja. Du versuchst noch nicht einmal Schranken gegen mich zu errichten.« Die Intensität seiner Gefühle überwältigte sie und beraubte sie ihrer Wut und ihrer Furcht. Er musste sie berühren, ihre Nähe spüren. Er brauchte es ganz dringend. Sein Verlangen war so stark, dass er nicht klar denken konnte. Briony hatte es nie erlebt, dass jemand sie so ansah wie er oder ihr gegenüber solche glühenden Beschützertriebe entwickelte.
»Ich will, dass du mich so siehst, wie ich bin, Briony. Ich bin hart, und ich kann grausam sein. Ich habe nicht diese zarten Gefühle, die du von einem Mann verdient hättest.« Schon während er das sagte, strafte seine Hand seine Worte Lügen, denn sein Daumen strich die ganze Zeit sanft und liebevoll über ihre geschwollene Wange.
»Ich kann dich nicht berühren. Du hast zu viele frisch genähte Wunden, Jack. Wir können unmöglich …«
Sie ließ ihren Satz abreißen, als er ihre Hände packte, seine Finger sich mit ihren verflochten, er sie gegen die Wand stieß und ihre Arme dort festhielt, während er
sich vorbeugte und sie küsste. Seine Küsse waren glühend und voller Verlangen. Drängend und begierig. Jeder Kuss wurde tiefer, gröber und fordernder als der vorangegangene.
Auf irgendeiner Bewusstseinsebene war ihm klar, dass er zu erfahren und zu grob für ein unschuldiges Mädchen war, aber er konnte nicht aufhören. Jeder Rest von Disziplin und Selbstbeherrschung schien in weite Ferne gerückt zu sein, außer Reichweite und unauffindbar, wenn er sich
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