Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
würde.
»Verflucht noch mal. Normalerweise rede ich nicht so viel.«
Sie reichte ihm den Rucksack und kramte in den Schubladen, um eine Kopfbedeckung zu finden.
»Du packst deine Kleidung tatsächlich aus und hängst sie in den Schrank?«
Sie warf einen Blick auf ihn und begriff, dass er dringend das Thema wechseln musste. Es würde ihm immer unangenehm sein, über persönliche Dinge zu sprechen. »Selbstverständlich. Was fängst du denn mit deinen Kleidungsstücken an?«
Er sah sich in dem kleinen Zimmer um. »Genaugenommen halte ich mich selten in Hotels auf. Meistens bin ich draußen. Aber ein Seesack wäre doch eine Möglichkeit.«
Briony drückte ihm einen Hut in die Hand. »Der sollte genügen. Lass uns gehen.« Die Beengtheit des Zimmers begann ihr wirklich zuzusetzen. Jack schien überall zu sein. Sie war sich der Gegenwart eines Mannes noch nie so akut bewusst gewesen.
Jack hielt sie zurück, bevor sie die Tür öffnen konnte. »Warte. Sieh immer erst nach, ob die Luft rein ist. Immer. « Er schob sie auf die eine Seite neben der Tür und stellte sich auf die andere. Seine Waffe hielt er in der Hand, flach an seinen Körper gepresst. »Öffne die Tür langsam, nur einen Spalt.« Er ging in die Hocke und sah sich im Flur und dann im Treppenhaus um, bevor er ihr ein Zeichen gab und sie das Gebäude verließen. »Du musst ständig auf deine Sicherheit bedacht sein, Briony. Du bist ein Schattengänger, ob es dir passt oder nicht, und du bist entsprechend ausgebildet.«
»Ich werde nicht im Urwald Jagd auf Leute machen«, wandte sie ein. »Ich trete im Zirkus auf. Ich bin Luftakrobatin. «
»Bleib an meiner linken Seite, und halte Schritt mit mir. Falls wir Schwierigkeiten bekommen sollten, lässt du dich hinter mir zurückfallen und läufst fort. Benutze meinen Körper als Schutzschild. Ich werde dir Feuerschutz geben. Komm meiner Schusshand nicht zu nahe, und lauf im Gleichschritt neben mir her.«
»Hast du mir sonst noch Vorschriften zu machen?«
Wieder hob eine kleine Spur von Belustigung seine Mundwinkel, war jedoch gleich wieder verschwunden. »Du weißt nicht, wovon du redest.«
»Ich kann es mir denken.« Sie seufzte.
»Soldat auf sieben Uhr. Sieh ihn nicht an, sieh mich an. Bleib auf Höhe meiner Schulter, und leg mir eine Hand
um die Hüfte. Lass sie einfach dort liegen. Lauf weiter und sprich mit mir. Du musst lächeln und lachen, wie du es mit einem deiner Brüder tätest.«
»Meinen Brüdern würde ich einen Tritt verpassen, wenn sie mich rumkommandieren«, sagte Briony und lächelte ihn strahlend an. »Dir ist doch bekannt, in welchem Jahrhundert wir leben, oder nicht?«
»Das spielt keine Rolle. Ich weiß, wie man am Leben bleibt, und wenn du an meiner Seite bist, werde ich dafür sorgen, dass auch du am Leben bleibst.«
»Das ist wirklich tröstlich. Danke, Jack.« Sie lief langsamer und wies mit dem Kopf auf eine Lagerhalle. »Sie haben uns dieses Gebäude zur Verfügung gestellt, weil es so hoch ist. Es ist teuflisch heiß dort drinnen, aber es ist sehr geräumig.«
Jack hielt die Tür auf, und als er einen Blick hinter sich warf, sah er, wie der Soldat um die Ecke bog. Er folgte Briony in die Halle, blieb stehen und blickte zu dem Trapez und dem Hochseil auf. »Dort oben trittst du auf?«
Sie nickte. »Ich springe durch Feuerreifen und renne ohne Balancierstange über das Seil. Die Nummer ist einzigartig. Beim Fliegen lege ich ein hohes Tempo vor und gewinne so viel Schwung, dass ich einen vierfachen Salto schlagen kann. Den vierfachen Salto schlägt sonst keiner.«
Er sah ihr forschend ins Gesicht. »Macht es dir Spaß?«
Sie sah blinzelnd zu ihm auf und trat dann mit ihrer Schuhspitze gegen den Aufbau, als wollte sie die Spannkraft überprüfen. »Meine Familie ist schon seit Generationen beim Zirkus.«
Jack sah weiterhin in ihr abgewandtes Gesicht. »Das ist eine interessante Information, aber meine Frage ist damit nicht beantwortet. Du machst es nicht gern, stimmt’s?«
Sie zuckte die Achseln. »Es fällt mir schwer, mit so vielen Menschen in einem Raum zu sein. Es kann schwierig sein, aber ich bin es gewohnt.« Sie bedachte ihn mit einem kleinen Lächeln. »Es ist wirklich erstaunlich, dich um mich zu haben. Mir ist überhaupt nicht schlecht, und ich habe auch keine Schmerzen.«
»Warum machst du das mit?«
Sie streckte sich, um ein Seil zu packen, das herunterhing. »Weil es mein Leben ist. Das tun wir nun mal.« Sie kletterte mit geschmeidigen und anmutigen
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