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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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werde jetzt noch einmal kurz fortfliegen, um etwas abzuholen. Ein Geschenk.« Dann wandte sie sich Mila zu. »Wenn ich zurück bin, sollten wir beide uns ein wenig unterhalten, falls du tatsächlich beschlossen hast, weiterhin an Samuels Seite hierher zu kommen.«
    Sobald Mila zustimmend genickt hatte, trat Shirin einen Schritt zurück und stieß sich vom Boden ab. Mila schaute der rasch aufsteigenden Schattenschwinge hinterher, als würde sich dieser Anblick für immer in ihren Geist einbrennen.
    »Das war interessant, was du über Shirins Augenfarbe gesagt hast.« Ich unterbrach nur ungern ihre Gedanken, aber dieses Thema wollte mir einfach nicht wieder aus dem Kopf gehen. »Für mich sind ihre Augen nämlich einfach bloß grau. Alle Schattenschwingen, denen ich bislang begegnet bin, haben graue oder schwarze Augen.« Kurz tauchte die Erinnerung an Asamis zorniges Gesicht auf, an seine funkelnden Kohlestückaugen, doch ich verdrängte sie rasch wieder. Den heutigen Abend wollte ich mir ganz bestimmt nicht von ihm verderben lassen.
    Mila dachte einen Moment lang darüber nach. »Meinst du, das hat etwas zu bedeuten?«
    »Zumindest so viel, dass ich als Schattenschwinge nicht sagen könnte, welche Pforte Shirin oder jemand anderes zum Wechseln benötigt. Ich habe bislang noch nicht weiter darüber nachgedacht, weil außer mir ohnehin keiner daran interessiert zu sein scheint, in eure Welt zu wechseln. Vielleicht können es viele auch einfach nicht länger, so wie Shirin - wer weiß.«
    »Welche anderen Schattenschwingen hast du denn bislang kennengelernt? Shirin sieht umwerfend aus, als hätte sie jemand gemalt. Einfach fantastisch. Allein diese irre langen Nägel. An den Füßen hatte das direkt was von einem Vogel. Dass sie damit überhaupt auf dem Boden stehen kann.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute Mila abwägend an. Nach ihrer Begegnung mit Shirin schien ihr die Vorstellung, weiteren spektakulären Gestalten der Sphäre zu begegnen, ausgesprochen gut zu gefallen. Eigentlich ein Pluspunkt, trotzdem gefiel mir diese Reaktion nicht so richtig. »Wir sind keine Freak-Show«, neckte ich sie.
    »Das ist es nicht!«
    Ehe Mila anfangen konnte, sich voller Eifer zu verteidigen, lenkte ich ein. »Mir geht es doch auch so. Das ist alles schon ziemlich faszinierend, man merkt den meisten Schattenschwingen an, dass sie schon seit einer Ewigkeit nichts mit Menschen zu tun gehabt haben. Eigentlich leben nur Shirin, mein Freund Ranuken und Lorson, der Jäger, in diesem Bereich der Sphäre. Von hier aus kannst du sogar einen Horst sehen, den er für seine Jagd gebaut hat.« Ich deutete auf die Spitze einer außergewöhnlich hohen Fichte, um die - fast unsichtbar fürs Auge - ein Plateau gebaut worden war. Mila musste sich ordentlich anstrengen, um den Horst zu erkennen, doch dann schnaubte sie überrascht auf. »Der Wald ist Lorsons Jagdrevier. Eigentlich witzig, denn er ist fast noch scheuer als das Wild, auf das er es abgesehen hat. Jedenfalls ist dieses Revier so weitläufig, dass ich in meinen ersten Wochen weder über Lorson noch über Shirin oder Ranuken gestolpert bin. Aber in der letzten Zeit lassen sich immer häufiger auch Schattenschwingen aus anderen Ecken der Sphäre blicken, so wie Asami. Shirin meint, sie wären neugierig, weil ich der erste Neuzugang seit weiß der Teufel wann gewesen bin. Das mit der Neugierde kann ich gut verstehen. So, wie die mich anstarren, starre ich nämlich auch zurück. Allerdings freuen sich nicht alle, mich zu sehen.«
    »Bist du mal von einem angegriffen worden?«
    »Nein, nur angefeindet. Aber deutlich unangenehmer finde ich die Körperlosen, die sehr merkwürdig auf mich reagieren - wahrscheinlich, weil ich mich noch so nach Mensch anfühle.« Als Mila voller Unbehagen zusammenzuckte, hätte ich mir am liebsten auf die Zunge gebissen. Warum nur hatte ich ausgerechnet dieses unheimliche Thema anschneiden müssen? Doch nun war es zu spät, da halfen auch keine Ausflüchte mehr. »Wie soll ich dir das mit den Körperlosen erklären? Einige Schattenschwingen haben die Menschenwelt nicht nur fast vergessen, sondern ihre Spuren regelrecht getilgt. Unser Körper ist mehr oder weniger menschlich, aber diese Schattenschwingen lassen ihn hinter sich. Sie nehmen das Menschliche als minderwertig wahr und verwenden all ihr Sinnen darauf, es abzustreifen. Sie sehen dann aus wie ihre Schwingen, nur noch viel verschwommener. Als wären sie eine wandelnde Erinnerung an die

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