Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen
nicht, wahrscheinlich gab es sie auf der ganzen Welt nicht. Dann setzte ich mich neben ihn und zog die Beine an. Nicht nur, weil mir nun wirklich kalt war, sondern auch, um meinen Busen zu verbergen.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sagte: »Es tut mir leid, wie das eben abgelaufen ist. Aber nachdem du mich auf diese seltsame Weise berührt hast, ging mit einem Mal alles viel zu schnell und ich habe mich auch ganz komisch aufgeführt. So bin ich doch eigentlich gar nicht. Aber ich wollte dich auch ganz bestimmt nicht zurückweisen. Wenn du also immer noch möchtest, lasse ich mich darauf ein.«
Sam hob erstaunt die Augenbrauen und setzte sich schlagartig auf. Seine Lippen bewegten sich bereits, doch dann hielt er inne und schloss kurz die Augen, als müsse er erst einmal seine Gedanken ordnen. Ich konnte sehen, wie sich seine Brust dehnte, als er tief Luft holte.
»Okay, hör zu, Mila: Es wäre eine glatte Lüge, wenn ich behaupten würde, nicht mehr von dir zu wollen und zwar am liebsten gleich hier und sofort. Ehrlich gesagt, fand ich es nämlich alles andere als schlimm, dass sich das eben so rasant zugespitzt hat. Da ticken wir Jungs einfach anders. Deshalb ist es auch dein Job, die Grenzen zu ziehen. Vielleicht hätte ich dich nicht auf diese Art berühren oder die Situation zumindest entschärfen sollen, nachdem ich mitbekommen habe, wie heftig du darauf reagierst. Von daher musst du dich jetzt auf überhaupt nichts einlassen.«
Trotzdem spürte ich, wie der Druck hinter meinen Lidern zunahm. So einfach kam mir das alles nicht vor. »Du warst eben wütend auf mich, weil ich mittendrin aufgehört habe.«
Sam streckte die Hand nach mir aus, ließ sie dann jedoch fallen, bevor er mich überhaupt berührt hatte. Dabei wollte ich seinen Trost.
»Ich war nicht wütend auf dich, sondern auf mich selbst, weil ich übers Ziel hinausgeschossen bin und es nicht kapiert habe. Das war eine dämliche Idee von mir, dich auf diese Weise zu berühren, ohne wirklich eine Ahnung davon zu haben, was ich damit bewirke.« Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. »Auch wenn mir deine Reaktion durchaus gefallen hat.«
»Stimmt das denn auch? Ich habe eher das Gefühl, dass ich mich wie eine Verrückte aufgeführt habe, die dich dann auch noch weggestoßen hat. Ich möchte das wiedergutmachen.«
Das Lachen, das Sam von sich gab, klang alles andere als amüsiert. »Ich glaube kaum, dass Sex als Wiedergutmachung eine gute Idee ist. Es wäre eher der Beweis, dass ich nicht genug Verstand besitze, um meine Triebe unter Kontrolle zu halten. Und auch nicht genug Anstand, um meine Freundin nicht in die Ecke zu drängen. Allerdings kann ich dir nur schwer widerstehen, Mila, also sei lieber vorsichtig mit solchen Angeboten.«
Schlagartig löste sich meine Sorge auf und erleichtert blickte ich Sam an, der vor lauter schlechtem Gewissen unglaublich süß aussah. Es änderte einiges, wenn einem ein Junge gestand, dass man ihn um den Verstand brachte und er einem zugleich die Carte Blanche ausstellte. »Du nimmst es mir also nicht übel, wenn ich das Tempo wieder runterschraube?«
»Ganz und gar nicht. Außerdem verspreche ich dir, dass es künftig keine solchen Berührungen mehr geben wird - es sei denn, du hast Lust darauf. Was meinst du?«
Anstelle einer Antwort schaute ich meinen Fingern dabei zu, wie sie einer sandigen Spur auf Sams Brust folgten, ehe ich meine Hand auflegte. Seine Haut war immer noch kühl vom Wasser, aber unter meiner Berührung stellten sich die feinen, kaum sichtbaren Härchen auf. Ich konnte Sams Herzschlag fühlen, den Rhythmus seines Atems. Sanft umfasste ich mit der anderen Hand seinen Nacken und zog ihn zu mir, um ihn zu küssen. Zuerst nur ganz leicht, dann stürmischer, während meine Hände seinen nackten Körper erforschten, bis ich mir selbst eine Grenze setzen musste. Unter großer Anstrengung zog ich mich zurück und erwiderte Sams Grinsen.
»Das ist wirklich gar nicht so einfach mit der Zurückhaltung«, gestand ich ein.
»Macht es aber auch aufregender.«
Wir blieben noch einen Moment nebeneinander in den sanft auslaufenden Wellen sitzen, dann gingen wir zu unseren Klamotten, die wir am Strand zurückgelassen hatten. Dabei fiel es mir schwer, geradeaus zu gehen. »Das Schwimmen war ganz schön anstrengend. Fühlen sich deine Beine auch wie aus Gummi an?« Anstelle einer Antwort schenkte Sam mir lediglich ein Lächeln, aber ich verstand auch so, dass ihm ebenfalls ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher