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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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dann hier neben der Eingangstür …«
    Nervös trat ich von einem Bein aufs andere, obwohl ich mit der Ruine anscheinend genau das Richtige getan hatte, um Mila einen Platz in der Sphäre zu schaffen. Aber Kletterrosen …?
    In diesem Augenblick schwang die Tür auf und Shirin trat ins Freie. Anstelle einer Begrüßung schenkte sie Mila ein kleines Lächeln - eine große Leistung für Shirin, deren Züge für gewöhnlich von großem Ernst geprägt waren.
    »Shirin - das ist meine Freundin Mila. Mila - das ist Shirin. Falls du etwas Herzlicheres als dieses Lächeln zur Begrüßung erwarten solltest, muss ich dich leider enttäuschen. Das war schon das höchste der Gefühle und damit mehr, als sie gewöhnlich für mich übrighat.«
    Mila ging geflissentlich über meine Neckerei hinweg, dafür war Shirins Gestalt schlicht zu beeindruckend mit ihrem dunkelbraunen Haar, das ihr in Wellen bis über die Brüste fiel, den harten Gesichtszügen, die wie aus Ebenholz geschnitzt waren, und den langen, schwarz gefärbten Nägeln. Ein exotisches Wandgemälde, das lebendig geworden war. Um ihre Hüften hatte sie eins der gewebten Tücher geknotet, die auch das provisorische Schlaflager bedeckten, und um ihre Handgelenke lagen breite Armreife - das war alles, was sie trug.
    Mit ihren verwirrend langsamen Bewegungen, als wäre sie ein Reptil, dem die Wärme der Sonne fehlte, kam Shirin auf uns zu und blieb direkt vor Mila stehen. Sie streckte die Hand aus, um sie zu berühren. Einem Instinkt folgend wehrte ich sie ab. Sofort trat Shirin zurück und blickte mich entschuldigend an.
    »Ich wollte nicht … es ist nur so lange her, dass ich einem Menschen nah gewesen bin. Mir war nicht mehr bewusst, wie anziehend ihre Gegenwart sein kann. Das hätte mich fast meine Beherrschung gekostet. Entschuldige bitte, Mila.«
    Diese Reaktion war alles andere als erwartet gewesen und beunruhigte mich leicht. Mila hingegen schien sich nicht weiter darüber zu wundern, dass diese Fremde das Verlangen verspürte, sie zu berühren.
    »Kein Problem. Ich bin ehrlich gesagt auch etwas neben der Spur. Das ist hier alles mehr als überwältigend, und deine Erscheinung sorgt nicht gerade dafür, dass ich aus dem Staunen rauskomme.« Mila schlug sich die Hand vor den Mund, als wäre ihr ihre Ehrlichkeit mit einem Schlag unangenehm, doch Shirin nickte verständnisvoll. Vermutlich hatte sie in ihrem langen Leben schon so machen irritierten Blick hinnehmen müssen. »Allein die Farbe deiner Iris«, fuhr Mila ermutigt fort. »Im Inneren sandfarben, umfasst von einem leuchtend grünen Kranz. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Nun klappte Shirin doch die Kinnlade runter. Sie war fassungslos - eigentlich unvorstellbar bei diesem würdevollen, oftmals regungslosen Gesicht. Dann hatte sie sich auch schon wieder gefangen. »Ich hatte vergessen, dass ihr Menschen die Farbe unserer Augen lesen könnt. Was denkst du, verrät sie über mich?«
    Mila bedachte Shirin mit diesem speziellen Blick, der tiefer ging als jeder andere, dem ich je ausgesetzt gewesen war. Ich konnte regelrecht dabei zusehen, wie sich in ihrem Kopf Puzzlestücke zusammenfügten, bis sie ein Ganzes ergaben. »Sams Augenfarbe hat mich immer begeistert, weil sie so ungewöhnlich lebendig ist. Man könnte fast glauben, aufs Meer zu blicken. Vielleicht ist das ja Blödsinn, aber könnte seine Augenfarbe irgendwie damit zusammenhängen, dass er das Meer zum Wechseln braucht? Wenn ja, dann könnte deine Augenfarbe darauf hindeuten, dass du etwas wie Sand dazu benötigst.«
    Zuerst glitt ein heller Schein über Shirins Gesicht, als würde ihr eine glückliche Erinnerung kommen, dann verdunkelte er sich wieder. »Ja, du hast recht mit deiner Vermutung. Die Augenfarbe von uns Schattenschwingen verrät die Pforte, die wir benutzen können, um zwischen der Welt und der Sphäre zu wechseln. Bei mir ist es die Wüste. Oder genauer gesagt: eine Oase. Aber sie existiert schon lange nicht mehr. Zumindest nicht in der Sphäre.«
    Nun, wenn ich gehofft hatte, Mila könnte von Shirin das eine oder andere über das Leben in der Sphäre lernen, so war mein Wunsch mehr als erfüllt worden. Das mit der Augenfarbe hatte ich bislang nämlich nicht gewusst. »Was ist denn mit deiner Oase geschehen?«, fragte ich Shirin, die abwesend in Richtung Süden blickte, als wären ihre Gedanken in weiter Ferne.
    Sogleich verschloss Shirins Miene sich wieder. »Sie ist nicht mehr«, bekam ich als lapidare Antwort zu hören. »Ich

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