Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
»Es hängt irgendwie mit den Schwingen und meiner Aura zusammen, die sich seit dem Wechsel ja regelrecht verselbstständigt hat«, erklärte ich widerwillig. »Die Aura ist so eine Art Schutzhülle und noch einiges mehr. Zwar spüre ich die Kälte, aber sie kann mir nichts anhaben. Ohne so was wie einen natürlichen Kälteschutz hätte ich es beim Fliegen auch ziemlich schwer. Ich kann auch essen, aber ich muss nicht, und ich kann jetzt superfantastisch tauchen, was ich ganz besonders klasse finde. Und ich bin kräftiger, zumindest nach menschlichen Maßstäben.«
    »Was ist mit Schlafen?«
    »Schlafen muss ich genau wie du, es läuft nur etwas anders. Aber das Thema heben wir uns für ein anders Mal auf. Shirin sagt, sie ist gleich zurück.«
    Kaum hatte ich das gesagt, da rollte auch schon die nächste Frage auf mich zu. Doch anstatt sie auszusprechen, blickte Mila mich zögernd an. Automatisch fragte ich mich, ob ich so genervt ausschaute, wie ich mich fühlte. Natürlich konnte ich gut nachvollziehen, warum Mila alles genau wissen wollte. Aber allmählich bekam ich auch eine Ahnung davon, wie es Shirin mit mir erging, wenn ich sie in einem fort bestürmte, bis sie mir ziemlich unwirsch Einhalt gebot. Ich riss mich zusammen und zog aufmunternd die Augenbrauen in die Höhe.
    Kurz wog Mila ab, ob sie mir über den Weg trauen konnte, dann fragte sie: »Wie hat Shirin dir Bescheid gegeben, dass sie kommt - durch Gedankenübertragung?«
    »Nicht direkt. Ich kann Shirin über unsere Aura berühren, so wie ich dich vorhin berührt habe.« Ich konnte Mila ansehen, dass sie sich sehr gut daran erinnerte. Und dass es ihr ganz und gar nicht gefiel, dass ich so etwas auch bei Shirin machte. Nur notdürftig konnte ich ein Grinsen unterdrücken. »Ich bin zwar noch kein Meister wie Kastor darin, jemanden zu berühren, aber ich kann einigermaßen bestimmen, wie es sich anfühlt. Shirin und ich stupsen uns quasi an, mehr nicht.«
    Mila wurde rot und machte eine vage Handbewegung. »Ich habe doch gar nichts gesagt.«
    »Nein, hast du nicht. Aber ich dachte, du möchtest vielleicht wissen, wie es sich anfühlt. Und dass es nicht das Geringste mit dem zu tun hat, was ich vorhin bei dir getan habe.«
    Sofort nickte sie eifrig, als hätte sie meinen letzten Satz überhört. »Diese Technik ist wirklich interessant. Kannst du das auch bei anderen Schattenschwingen machen, sie erspüren, als wärst du ein Radar und sie sind die kleinen Punkte, die ›ping‹ machen?«
    Was für ein Vergleich. Und dabei guckte sie vollkommen ernst. »Wir machen nur ›ping‹, wenn wir es wollen. Wenn Shirin nicht ›gepingt‹ werden will, macht sie einfach dicht.« Ich hatte den Verdacht, dass ich trotzdem zu Shirin vordringen konnte, wenn ich es unbedingt darauf anlegte. Aber das behielt ich lieber für mich. Von den dunklen Seiten der Sphäre hatte Mila heute schon mehr als genug erfahren.
    Ehe Mila weiterbohren konnte, zeichneten sich die Silhouetten von zwei Schattenschwingen am Himmel ab. Die eine stürmte wie ein Pfeil vorweg, während die andere versuchte, aufzuschließen. Plötzlich wendete die vordere mitten im Flug, packte ihren Verfolger und riss ihn mit sich, bis sie unser Blickfeld verlassen hatten. Nur ein dumpfer Schrei hallte bis zur Ruine. Während Mila und ich noch überrascht in den Abendhimmel starrten, tauchte die eine Schattenschwinge wieder auf, und ehe sie zur Landung auf der Ruine ansetzen konnte, zeichnete sich auch schon die zweite erneut ab. Dieses Mal hielt sie einen Sicherheitsabstand und kreiste so hoch über unseren Köpfen, dass sie nicht mehr als ein überdimensionaler Rabe zu sein schien.
    Selbst wenn ich nicht geahnt hätte, wer dort seine Kreise zog, ein Blick in Shirins verärgertes Gesicht hätte es mir auch so verraten. Kaum dass sie gelandet war, schüttelte sie genervt ihre Schwingen aus.
    »Na, hat Ranuken sich nicht abschütteln lassen?«
    Angesichts des Blicks, den Shirin mir anstelle einer Antwort zuwarf, war ich ausgesprochen froh, dass unser Gabenpaket keine Blitze aus den Augen beinhaltete. Sonst wäre ich jetzt vermutlich eine gegrillte Schattenschwinge. Geschäftig blickte Shirin sich um, während sie den Beutel, den sie mitgebracht hatte, zu Boden gleiten ließ.
    »Mila und ich werden im Wald nach getrocknetem Holz suchen und du machst bitte einen Steinkreis, in dem wir ein Feuer entzünden können. Los geht’s.«
    Zuerst wollte ich protestieren, dass Shirin Mila so ohne Weiteres in Beschlag nahm.

Weitere Kostenlose Bücher