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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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bei der man aufpassen musste, dass man ihr nicht verfiel. Meine Träume waren nicht länger wirre, willkürlich aneinandergehängte Puzzleteile von Erlebtem, sondern sie zeigten immer das gleiche Bild: ein ineinander verschlungenes Dunkel und Hell, wie ein Gewitterhimmel, in den ich hineingezogen und von dem ich mitgerissen wurde. Dabei verlor ich immer stärker das Gefühl dafür, wer ich eigentlich war. Bislang war ich trotzdem jeden Morgen aufgewacht, ganz von allein und ausgeruht. Aber die Ahnung von der Gefahr, sich in diesem Strudel zu verlieren, blieb. Ob es den anderen Schattenschwingen ebenso erging, wenn sie schliefen, wusste ich nicht. Auch dies war ein Punkt, über den keiner von ihnen sprach. Warum, konnte ich nicht verstehen. Auch wenn der Schlaf in der Sphäre eine dunkle Seite hatte, musste man doch nicht so tun, als wäre er ein abgründiges Geheimnis.
    Anders als sonst erwachte ich am nächsten Morgen nicht von alleine, sondern, weil ich mich beobachtet fühlte. Hastig, noch bevor ich die Augen richtig aufbekam, stemmte ich mich auf die Unterarme. Neben meinem Lager zuckte ein Schatten zurück, doch ich bekam ihn zu greifen und packte fest zu. Der empörte Aufschrei und ein Aufschlagen sorgten jedoch dafür, dass ich sogleich wieder losließ.
    »Tut mir leid«, brachte ich hervor, während ich Shirin anblinzelte, die auf dem Boden saß und ihre Fessel betastete. Es zeichneten sich bereits blasse Flecken auf ihrer dunklen Haut ab, wo meine Finger zugedrückt hatten.
    »Ich wollte dich doch bloß wecken, verdammt. Das nächste Mal schmeiße ich aus sicherer Entfernung mit Steinen nach dir.«
    »Woher hätte ich denn wissen sollen, dass du es bist? Ich habe nur einen Schatten wahrgenommen, der mich beobachtet hat.«
    »Beobachtet? Von wegen.«
    Langsam richtete ich mich auf, darauf bedacht, mir gleichzeitig die Decke um die Hüften zu wickeln, und half anschließend auch Shirin auf. Die funkelte mich immer noch zornig an, dann straffte sie ihre Schulter und streckte ihr Kinn vor.
    »Allerdings tust du tatsächlich gut daran, künftig ein wenig vorsichtiger zu sein. So, wie es aussieht, hast du nicht nur ein Talent dafür, Freunde zu finden, sondern auch dafür, dir Feinde zu schaffen. Hartnäckige Feinde.«
    »Sprichst du von Asami?«
    Shirin verschränkte die Arme vor der Brust und nickte so würdevoll, dass ich mich ernsthaft fragte, wo genau diese Oase wohl gelegen haben mochte, von der ihre Iris immer noch erzählte. In dieser Haltung kam sie einer nubischen Göttin ziemlich nah.
    Obwohl ich der Sache gern sofort auf den Grund gegangen wäre, ging ich hinaus, ein Stück weit in den Wald hinein, wo eine kleine Quelle entsprang, die es drüben in der Menschenwelt auf keinen Fall gab. Das Salzwasser meines nächtlichen Wechsels hatte einen kristallinen Film auf meiner Haut hinterlassen und brannte auf meinen Lippen. Wenn ich das nächste Mal bei den Menschen war, würde ich mir Shampoo und eventuell sogar einen Kamm besorgen. Es fiel mir nämlich mittlerweile schwer, das Haar mit meinen Finger zu entwuseln. Erst als ich mich gewaschen und in meine immer noch klammen Jeans gestiegen war, gesellte ich mich zu Shirin, die auf dem Baumstamm vor der Ruine saß und ihr Gesicht in die Morgensonne hielt.
    »Hat Asami dir heute Morgen einen Besuch abgestattet?« Es machte wenig Sinn, diesem unangenehmen Thema noch länger aus dem Weg zu gehen.
    Einen Moment lang glaubte ich, Shirin wäre eingedöst oder fände die Wärme auf ihrem Gesicht wichtiger als eine Unterhaltung mit mir. »Er fühlt sich von dir herausgefordert. Asami ist es nicht gewohnt, dass junge Schattenschwingen sich seinem Willen widersetzen. Zum einem, weil er nun einmal der erste Vertreter der Regeln ist, nach denen das Leben in der Sphäre sich ausrichtet. Und davon gibt es ja wirklich nur ein paar, sodass es eigentlich nicht schwerfallen sollte, sie zu befolgen. Zum anderen versteht er deinen Eigensinn mittlerweile wohl auch als Kampfansage, und das will er nicht hinnehmen«, sagte sie schließlich, ohne mir jedoch das Gesicht zuzuwenden.
    »Darauf lege ich es nun wirklich nicht an.« Nach dem gestrigen Tag hatte ich gehofft, dass dieses Thema wenigstens vorläufig vom Tisch war. Dass Shirin so wenig Einfluss auf Asami hatte und dieser sofort wieder zum Angriff übergegangen war, schockierte mich mehr, als ich zugeben wollte. »Asami tut so, als hielte ich bloß aus Trotz an der Menschenwelt fest. Dabei geht es mir doch um wesentlich mehr:

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