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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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zahlen. Sieht ganz so aus, als müsstest du sie nüchtern durchstehen, wie fies.« Ich wollte noch etwas anderes Erheiterndes zu diesem Thema hinzufügen, doch mittlerweile schlugen meine Zähne vor Kälte hörbar aufeinander.
    Auch Sam war das nicht entgangen. »Wir sehen jetzt zu, dass du was Trockenes anziehst und einen Kaffee trinkst, bevor ich dich nach Hause begleite.«
    Obwohl Sam mich sanft, aber bestimmt in Richtung Kabine schob, spielte ich mit dem Ausschnitt seines T-Shirts. »Gute Idee, ich brauche dringend jemanden, der mich ins Bett bringt.«
    Endlich ging Sam auf meine Neckerei ein: Er nahm meine Hand und führte sie zu seinen Lippen. Erst gab er mir einen Kuss auf die Finger, dann biss er leicht zu. Es war nicht mehr als ein Knabbern, trotzdem jagte es mir einen Schauer über den Rücken. Ich stand stocksteif da. Bisse, auch wenn sie noch so zärtlich sein mochten, hatten bei mir bislang nicht auf der Agenda gestanden.
    »Fühlst du dich wieder ein wenig nüchterner, du kleine Schnapsdrossel?« Jetzt war es Sam, der vergnügt klang. »Du solltest dir wirklich sicher sein, was du willst, bevor du mich herausforderst.«
    Fieberhaft durchkramte ich mein Gehirn nach einer passenden Replik, da ging in der Kajüte plötzlich das Licht an. Ehe einer von uns beiden reagieren konnte, war Rufus bereits die Stiege hinaufgeklettert und stierte uns fassungslos an. Auf einer Seite standen seine Locken wie Spiralen ab, auf der anderen, auf der er bis eben gelegen hatte, lagen sie dicht an.
    »Das träume ich ja wohl«, sagte mein Bruder mit heiserer Stimme.
    Ich wollte freudig aufschreien und auf ihn zustürmen, da bemerkte ich den Ausdruck auf Rufus’ Gesicht: purer Zorn. Er starrte Sam an, der mich langsam aus seiner Umarmung freigab. Voller Verunsicherung darüber, dass mein Bruder in einer so feindlichen Haltung dastand und sich unübersehbar nur mit großer Mühe zusammenreißen konnte, trat ich auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus. »Ich bin so froh, dass du wieder da bist!«
    Doch Rufus ignorierte mich noch immer. Erst als ich seine Schulter berührte, schien er mich überhaupt wahrzunehmen. Aber auch mich sah er bloß mit diesem Wut erfüllten Blick an, als hätte ich ihm soeben etwas Grausames angetan.
    »Seit wann weißt du, dass er nicht tot ist?«
    »Erst seit gestern, aber …«
    Weiter kam ich nicht, denn wieder tat Rufus, als wäre ich Luft. Mit zu Fäusten geballten Händen hielt er auf Sam zu, in dessen Gesichtszügen die Anspannung zu lesen war.
    »Wo hast du dich die letzten vier Monate verkrochen, du blöder Penner? Hast du dich bei irgendwelchen Verwandten versteckt, dich einfach tot gestellt oder schlicht vergessen, wer in St. Martin sitzt und kurz davor ist auszuflippen?« Rufus’ Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern. Als Sam nicht antwortete, stieß er ihn vor die Brust. Sam schwankte kurz, machte aber keinerlei Anstalten, sich zur Wehr zu setzen oder eine Antwort zu geben. »Hast du eigentlich überhaupt eine Ahnung, was hier nach deiner Klippennummer losgewesen ist? Mila und mir ist der Arsch auf Grundeis gegangen, weil wir nicht mit der Sache klargekommen sind. Ein Anruf wäre echt nicht zuviel verlangt gewesen, aber offensichtlich sind wir dir ja scheißegal. Oder zumindest ich bin es dir.«
    »Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Sam endlich, aber das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben und ich erkannte die Qual in seinen Augen, weil er Rufus keine Erklärung geben konnte.
    Mein Bruder zog unterdessen seine eigenen Schlüsse. »Lüg nicht rum. Du hast dich aus dem Staub gemacht und nicht einen Gedanken an uns verschwendet. Wenn das nicht so ist, dann erklär mir jetzt doch bitte einmal, was dich in den letzten Monaten davon abgehalten hat, uns ein Zeichen zu geben, dass du tatsächlich nicht als Möwenfraß geendet bist. Koma? Zeugenschutzprogramm? Entführung durch Außerirdische? Nein, nichts? Keine Erklärung, außer der, dass du ein Scheißfeigling bist? Und egoistisch noch obendrein.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung gewesen, nachdem Sams Miene sich immer weiter versteinert hatte.
    »Auf deine Selbstgerechtigkeit kannst du dir wirklich was einbilden«, warf ich meinem Bruder an den Kopf und stellte mich wieder an Sams Seite. Diese Geste der Verbundenheit kam bei Rufus gar nicht gut an. Als er mich am Oberarm packte und zu sich ziehen wollte, löste sich Sam aus seiner Erstarrung.
    »Lass deine Wut nicht an Mila aus.«
    Unter Rufus’

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