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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ihn. Der braucht immer einen Kumpel, der ihm hilft.«
    Jetzt wurde mir einiges klar. »Du hast also dieses Feuer am Strand gemacht! Rufus hat erzählt, dabei wäre der halbe Steg draufgegangen.«
    »Konnte mir nicht sicher sein, wie groß das Feuer sein muss. Und dieses Holz, das da rumlag, war knalltrocken. Das hat gebrannt wie Zunder, eine super Show.«
    »Und was hat es mit der Asche auf sich, die über den ganzen Strand verteilt ist?«
    »War ganz schön beeindruckend, als Kastor gewechselt ist. Das Feuer ist mit einem Mordsknall auseinandergeflogen. Ein kleineres hätte es wohl auch getan. Mann, war der Spartaner vielleicht sauer auf mich.« Ranuken sprang vom Stromverteiler und zeigte auf mein Fahrrad. »Darf ich mal?«
    Ohne groß darüber nachzudenken, sagte ich: »Nein.« Ich hegte keinen Zweifel daran, dass er problemlos damit umgehen konnte, selbst wenn er noch nie Fahrrad gefahren sein sollte. So ein Typ war Ranuken einfach. Aber das Risiko, dass ich ihn und das Bike nie wieder sah, war mir zu hoch. Vor allem, weil es das Fahrrad meiner Mutter war. Außerdem hatte er bestimmt noch nie etwas von der Straßenverkehrsordnung gehört.
    Missmutig kratzte er sich an der Brust. »Muss das mit diesem Ding hier wirklich sein?«
    »Der Pulli bleibt an. Du bist auch so die absolute Attraktion«, erwiderte ich, den Blick stur auf sein mit Sommersprossen übersätes Gesicht gerichtet, während drei Mädchen aus dem Jahrgang unter mir kichernd an uns vorbeigingen. Glücklicherweise strahlte Ranuken nicht halb so hell wie Sam, sonst hätten sie sich vielleicht gar nicht von ihm losreißen können. »Ist mir ein Rätsel, wie du überhaupt an das Eis gekommen bist, so wie du aussiehst.«
    »Ach, du solltest erst mal Kastor sehen. Von Kopf bis Fuß schwarz. Wusste gar nicht, dass Asche so schwierig abzubekommen ist.«
    Meine Gedanken überschlugen sich. Flog hier irgendwo eine von Asche geschwärzte Schattenschwinge herum, schrie altgriechische Verwünschungen und versetzte die Menschen von St. Martin in Angst und Schrecken? »Wo steckt dieser Kastor denn im Augenblick?«
    Ranukens Finger betasteten die Fahrradklingel, die wie ein Marienkäfer aussah, und nachdem er sie zufällig zum Schrillen gebracht hatte, machte er vor Schreck einen Schritt zurück. Nur, um sogleich einen weiteren Versuch zu starten. Ich ließ ihn noch ein paar Mal klingeln, dann legte ich meine Hand über den Marienkäfer.
    »Kastor?«
    »Ich hab ihm ein Stück Seife besorgt«, antwortete Ranuken, offensichtlich in der Hoffnung, ich würde meine Hand wegnehmen. »Und Hosen, damit er was zum Anziehen hat, wenn er wieder sauber ist«, ergänzte er und deutete auf ein Paar orange geblümte Bermudashorts, die auf dem Stromverteiler lagen.
    Großartig. Eine nackte, rußverschmierte Schattenschwinge. »Kannst du ihn rufen?«
    »Du klingst wirklich wie Sam. Der bestimmt auch immer über alles und jeden.«
    »Weiß Sam denn, dass ihr beiden euch hier rumtreibt?«, hielt ich dagegen.
    Die indirekte Drohung zeigte sofort Wirkung. »Ich rufe Kastor, aber dann bist du wieder friedlich, einverstanden?«
    War ich. Und während wir warteten, beschäftigte Ranuken sich mit meinem Fahrrad, wobei ich ihn immer wieder mal daran hindern musste, Dinge abzuschrauben und irgendwo die Finger reinzustecken. Die Zeit vergeht überraschend schnell, wenn man auf jemanden aufpassen muss, der sich wie ein Kind verhält, das nach einer Geburtstagsparty zuviel Cola und Süßes intus hat. Gerade hielt ich Ranuken ein Taschentuch hin, weil er sich die eh schon schmierigen Finger an der Fahrradkette eingesaut hatte, als ein junger Mann sich zu uns in den Schatten an der Hauswand gesellte. Er hatte einen athletischen Körper, von dem man dank eines Unterhemdes und einer Jeans nur normal viel sah - von den nackten Füßen einmal abgesehen. Und alles, was ich sah, wirkte ausgesprochen sauber. Er duftete sogar ganz schwach nach Zitrone anstatt nach Pech und Schwefel. Um den Hals hing ihm ein Lederband, an dem zwei Steine befestigt waren. Das dunkle Lockenhaar war kurz geschnitten und das Gesicht mit den ausgeprägten Zügen wäre vermutlich auch ohne die flammend rote Iris mit dem schwarzen Ring der Hingucker gewesen. Waren Shirins Augen schon absolut faszinierend gewesen, so waren diese hier fast zu viel des Guten. Warum hatte ich bloß meine Sonnenbrille zu Hause vergessen? Sonst hätte sie ich ihm jetzt leihen können. Den Leuten hier würden die Münder offen stehen, wenn sie einen

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