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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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wie Sam die Kälte nichts ausmachte.
    Auf den Parkbänken saßen verstreut ein paar Leute, die ihre Mittagspause im Freien verbrachten. Zu meiner Erleichterung hoben sie nur kurz den Blick von Zeitschriften und Handy-Displays, als wir an ihnen vorbeigingen. Allein ein älterer Herrn ließ uns nicht aus den Augen, während ich mein Rad abschloss und wir - die Betreten-verboten -Schilder ignorierend - über die Rasenfläche auf das Wäldchen zuhielten. Vielleicht lag es auch bloß daran, dass Ranuken sich bereits den Pulli über den Kopf zog, als könnte er ihn keine Sekunde länger auf der Haut ertragen.
    In diesem Teil des Parks standen mehrere Birken, viele von ihnen nicht älter als zwanzig oder dreißig Jahre, weil die winterlichen Stürme, die vom Meer hertrieben, selbst in dieser geschützten Mulde die Bäume entwurzelten. Die Birken, die die Stürme überstanden hatten, standen zumeist schief, als suchten sie Schutz vor den Winden. Mitten im Wäldchen aber fand sich eine, deren weißgrauer Stamm zwar auch einen Bogen machte, die aber ausgesprochen kräftig gewachsen war. Die Krone leuchtete im schönsten Grün des Sommers.
    »Meine Birke«, sagte Ranuken stolz und tätschelte die verborkte Oberfläche. »Ein echtes Prachtstück.«
    »Sie ist wirklich ungewöhnlich elegant gewachsen«, pflichtete ich ihm bei. »Ob das daran liegt, dass sie sowohl in der Sphäre als auch hier steht?«
    Ranuken zuckte gleichgültig mit der Schulter, doch Kastor warf mir einen anerkennenden Blick zu. Er war gerade dabei, einen Steinkreis für sein Feuer anzulegen. Sobald er damit fertig war, packte er Ranuken am Arm und zerrte ihn dorthin und ich rechnete schon fast damit, dass er den Jungen gleich mit der Nase draufdrücken würde.
    »Habe ja schon verstanden, du Nervensäge.« Ranuken schüttelte den Griff ab und straffte sich würdevoll. Trotzdem war er gut und gern zwei Kopf kleiner als Kastor. »Sobald ich drüben bin, zünde ich den Zwergenscheiterhaufen an, den du dort aufgerichtet hast. Ich verspreche auch hoch und heilig, dass ich es sofort tue, ganz gleich, was für bessere Ideen mir auch durch den Kopf schwirren. Wie kann man nur so misstrauisch sein?« Dann kehrte er zu seiner Birke zurück und schlang seine Arme um den Stamm. »Was habe ich nur für ein Glück mit meiner Pforte. Meine Baby-Birke, mein Schätzchen.« Zärtlich schmiegte er seine Wange an den Stamm und im nächsten Moment rutschte er mehr oder weniger in die Birke hinein. Ich musste schallend auflachen, denn Ranuken glitt durch Rinde und Holz, als handle es sich um Wackelpudding, und guckte dabei völlig perplex. Ich glaubte sogar, ein leises »Plopp« zu hören, als er ganz in seiner »Baby-Birke« verschwand. Scheinbar erwischte ihn seine Pforte stets aufs Neue kalt.
    »War das jetzt ein beabsichtigter Wechsel oder bloß ein dummes Versehen?«
    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und freute mich, als Kastor es erwiderte. Einen Moment lang standen wir noch abwartend vor dem Baum, doch da Ranuken nicht zurückkehrte, gingen wir schließlich dazu über, weiteres trockenes Holz und Gras aufzutürmen. Während wir in angenehmem Schweigen arbeiteten, fiel mir auf, wie vertrocknet alles war. Trotz des schattigen Laubdachs waren die Gräser verdorrt, und selbst der Seelavendel sah schlapp aus. Die Vorstellung, hier ein Feuer anzuzünden, gefiel mir plötzlich gar nicht mehr.
    »Wie hoch müssen die Flammen denn lodern, damit du das Feuer als Pforte benutzen kannst?«
    Kastor deutete ungefähr auf die Höhe seiner Knie. Also kein sonderlich großes Feuer, nicht zu vergleichen mit dem Spektakel, das Ranuken am Strand veranstaltet hatte. Dem Kerl war wirklich nicht über den Weg zu trauen. Während Kastor das Lederband von seinem Hals nahm und anfing, die beiden Steine gegeneinanderzuschlagen, bis sie Funken sprühten, begann ich den lockeren Waldboden aufzuhäufen, damit ich das Feuer möglichst rasch wieder würde ersticken könnte. Wenn Kastor das nächste Mal wechseln wollte, sollte er als Fixpunkt gefälligst den Kamin meiner Eltern nehmen, das würde deutlich weniger Scherereien machen.
    Als das Feuer endlich glomm und die Flammen selbst hier unter den Bäumen blass orange nach der erhitzten Luft schnappten, deutete Kastor eine Verbeugung an - zum Dank und als Verabschiedung. Unschlüssig stand ich da und fragte mich, ob es wohl unhöflich war, ihm beim Wechseln durchs Feuer zuzusehen. Die Frage erledigte sich von selbst, als Kastor mit einem

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