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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Geisteszustand gehabt: komplett verrückt. Lena, die sich als Kind sogar Disneyfilmen verweigert hatte, würde sich vermutlich sogar selbst in die Psychiatrie einweisen lassen, wenn Sam ihr seine Flugkünste vorführte …
    Für Lenas Geschmack zögerte ich einen Tick zu lange mit der Antwort. Sie packte mich am Oberarm und sah mich eindringlich an. »Es ist etwas passiert bei dieser Party, ich sehe es dir an. Du hast jemanden kennengelernt.«
    Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Nun half auch die beste Flunkerei nicht weiter, also sagte ich schlicht: »Ja.«
    »Großartig. Und weil ich deine beste Freundin bin, hast du nicht lange gezögert und es mir sofort erzählt.« Lenas Stimme troff vor Sarkasmus, allerdings von der gut gelaunten Sorte.
    Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und beugte mich angriffslustig vor. Das Spiel konnte ich auch. »Ach, so wie mich Madame gleich wegen Julius eingeweiht hat? Oder wird hier seit Neuestem mit zweierlei Maß gemessen?«
    Lena stieß ein Kichern aus, eine echte Rarität bei ihr. »Na ja, so viel zu erzählen gibt es da schließlich nicht. Nur die Party und gestern im Stall …«
    »Wie bitte, im Stall?« Ich stand kurz davor, Lena einem ordentlichen Verhör zu unterziehen. Dann besann ich mich eines Besseren. Es wäre ziemlich unverschämt gewesen, nach ihren Geheimnissen zu bohren, wo ich mein eigenes auf keinen Fall preisgeben konnte. »Behalt die Details ruhig für dich. Sieht ganz danach aus, als wenn sich unsere beiden Geschichten erst mal etwas entwickeln müssten.«
    Sichtlich erleichtert stimmte Lena mir zu. »Ich finde die Geheimniskrämerei ja auch blöd, nur weiß ich im Moment selbst noch nicht so richtig, was das Ganze soll. In ein paar Tagen sehe ich bestimmt klarer und dann erzähle ich dir so viel davon, dass dir die Ohren wehtun.«
    »Das sind ja tolle Aussichten.« Lächelnd nahm ich den einen Henkel der Tasche, während Lena nach dem zweiten griff. Als wir gemeinsam das Zimmer verließen, wurde mir doch leicht flau in der Magengegend. Am liebsten hätte ich sie hierbehalten, in meiner unmittelbaren Nähe. Nach den letzten Wochen fiel es mir schwer, mir meine Tage ohne Lena vorzustellen. »Übrigens, bei dem Jungen, den ich am Strand getroffen habe, ist es ähnlich wie bei Julius. Er war den Sommer über fort und hat sich … wie soll ich sagen … verändert. Er ist zwar noch der Alte, aber er hat jetzt ein paar neue Seiten. Sobald ich klarer sehe, erzähle ich es dir auf jeden Fall.«
    »Selbstverständlich, ansonsten prügle ich es einfach ohne viel Federlesens aus dir raus.« Lena winkelt ihren mageren Arm an und demonstrierte einen Bizeps, den sie nicht hatte. »Wollen wir morgen Nachmittag zum Strand: Leute beobachten, die großen Zehen ins Wasser tauchen und mit sandigen Fingern Pommes essen?«
    Ehe ich begeistert zustimmen konnte, tauchte Rufus um die Ecke auf. »Ihr wollt an den Strand? Würde ich bleiben lassen. Habe gerade gehört, dass da jemand in Allerherrgottsfrühe ein Riesenfeuer abgefackelt hat. Hat einfach die Platten des Holzstegs rausgerissen und in Brand gesteckt. Die Asche ist nur so durch die Gegend geflogen und hat sich fies mit dem Sand vermischt. Wenn man sich jetzt einmal ausstreckt, sieht man anschließend aus, als hätte man die Blattern. Also sonnt euch mal lieber im Garten.«
    Er warf einen Blick auf die große Tasche, während Lena angestrengt zur Seite schaute.
    »Wir wollen erst morgen hin«, erklärte ich hastig. »Jetzt will Lena nach Hause.«
    »So plötzlich?« Es war Rufus nicht anzuhören, ob er nun erleichtert oder enttäuscht darüber war. »Ist vielleicht auch besser, bevor das nächste Haarfärbexperiment ansteht und unser WC pink färbt. Da fällt mir was ein: Hast du in meinem Parfüm gebadet, Schwesterchen? Es ist nämlich alle.«
    Ich zuckte lässig mit der Schulter, während Lena mich anhand der Tasche in Richtung Ausgang zerrte. »Bestimmt ist es verdunstet. War ja ein paar Mal ganz schön heiß in St. Martin.«

    Als ich mich von Lena verabschiedete, hatte die Sonne ihren Zenit bereits überschritten, was sie jedoch nicht daran hinderte, weiterhin gnadenlos auf uns hinabzuknallen. Meine Augen mit der Hand abschirmend, drehte ich mich um, um Lena zuzuwinken. Sie sah ein wenig verlassen aus, wie sie da in der Eingangstür ihres Elternhauses stand, und ich fühlte mich ebenfalls einsam. Natürlich war das albern, schließlich zog keine von uns in eine andere Stadt, trotzdem würde ich mich erst

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