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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Maulesel aufführen würde, wenn ich ihm damit jetzt kommen sollte. Also sagte ich möglichst neutral: »Bin dabei. Aber so gegen neun muss ich wieder zu Hause sein.«
    »Na, ich frag mal lieber nicht, wieso.«
    Trotzdem blieb Rufus stehen und sah mich abwartend an. Glücklicherweise kam just in diesem Moment Reza um die Ecke und schlang ihre Arme um ihn. »Mein Baby«, sagte sie laut. Rufus verdrehte die Augen, ließ sich aber trotzdem ein dickes Bussi auf die Wange geben. Ich grinste breit und eine Welle von Zuversicht packte mich. Alles würde gut werden, ganz bestimmt. Endlich waren die stillen Tage, in denen sich der Sommer wie eine betäubende Hitze über uns gelegt hatte, vorbei. Unser Haus versprühte wieder Lebenslust.
    Nur Lena schien all das zu viel zu sein, denn bereits gegen Mittag fing sie mich auf dem Flur ab und zog mich in ihr Gästezimmer. Sie hatte auf Rufus’ Rückkehr mehr angespannt als freudig reagiert, was mir jedoch erst jetzt auffiel, als sie mit einer verlegenen Miene vor mir stand.
    »Was ist denn los?«, fragte ich und ahnte doch schon, worauf das Gespräch hinauslaufen würde.
    Lena kaute nachdenklich an ihrem Daumennagel, eine alte Angewohnheit und vor allem keine gesunde, wenn man ihren blauen Nagellack bedachte. »Krieg das jetzt bitte nicht in den falschen Hals, aber ich möchte heute wieder nach Hause zurücksiedeln. Ich habe es deinen Eltern bereits erzählt und mich für ihre Gastfreundschaft bedankt, bevor sie losmussten. Meine Eltern kommen ja schon in ein paar Tagen heim und da wollte ich noch die sturmfreie Bude genießen. Du bist natürlich herzlich eingeladen mitzukommen.«
    Da erst bemerkte ich die gepackte Tasche auf ihrem Bett. »Es ist wegen Rufus, richtig?«
    »Ich bin gerade einigermaßen über ihn hinweg«, bestätigte Lena meine Vermutung. »Wenn ich ihn jetzt ständig vor der Nase habe, werde ich bloß wieder rückfällig und da habe ich wirklich keinen Bock drauf. Aber es ist nicht nur das. Irgendwie läuft zurzeit alles richtig gut. Ich meine, deinen Eltern geht es besser, und dir auch - das ist ja gar nicht zu übersehen. Das war für uns alle ein schwieriger Sommer und wir haben ihn, glaube ich, ziemlich gut gemeistert. Wenn ich nicht rechtzeitig den Absprung schaffe, bin ich zum Schluss die Einzige, die auf der Nase landet. Deshalb die gepackte Tasche, den Rest können meine Eltern dann mit dem Auto abholen.«
    Ich lächelte Lena an. »Was hältst du davon, wenn ich auch ein paar Klamotten einstecke und dir Gesellschaft leiste?«
    Augenblicklich sah Lena noch verlegener aus. »Wenn es dir nichts ausmacht, dass Julius gelegentlich mal da ist.«
    Aha, aus der Richtung wehte also der Wind. »Also ist das doch was Ernstes?«
    Sofort flogen Lenas Mundwinkel in die Höhe und sie grinste mich an. »Mit Julius, dem Ex-Seitenscheitel? Wohl kaum. Ich nehme nur die lustige Phase mit, in der er gegen Mami rebelliert, bevor er wieder der Alte ist.«
    »Lena, du bist aber fies!«
    Das Grinsen wurde breiter. »Ja, außerdem vergnügungssüchtig und noch ein paar andere schlimme Dinge. Ich habe einfach voll Nachholbedarf, bevor die Schule wieder losgeht. Also, verstößt du mich nun?«
    »Blödsinn! Obwohl es mir ziemlich seltsam vorkommen wird, wenn du auf einmal nicht mehr da bist. Das klingt vielleicht verrückt, nachdem wir beide die Ferien über ziemliche Trauerweiden gewesen sind, aber wenn man den ganzen Kummer beiseiteschiebt, war sie trotzdem schön, unsere gemeinsame Zeit. Du bist einfach ein Schatz.«
    Obwohl Lena sich sichtlich über das Kompliment freute, war schon wieder der Daumennagel zwischen den Zähnen. »Und du? Ist denn wirklich alles in Ordnung bei dir? Ich meine, ich kann es dir ansehen, dass es dir wieder gutgeht, aber ich verstehe es nicht so ganz. Seit der Strandparty bist du wie ausgetauscht.«
    Augenblicklich überkam mich das schlechte Gewissen, weil Lena sich meinetwegen Sorgen machte - und weil ich mich selbst meiner besten Freundin nicht anvertrauen konnte. Doch selbst wenn ich Sams Wunsch, seine offizielle Wiederkehr erst noch zu überdenken, ignoriert hätte, was hätte ich Lena sagen können? Die Wahrheit etwa? Glücklicherweise sind Sam rechtzeitig Flügel gewachsen, sodass er nicht an den Klippen zerschmettert ist. Nun ist er unsterblich und lebt in einer Schattenwelt, von der er so gut wie nichts weiß. Aber man kann dort ganz toll und ungestört baden. In diesem Fall hätte Lena vermutlich eine glasklare Erklärung für meinen

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