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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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dann seine Stirn an meine. »Egal, was vorhin passiert ist, es war nicht deine Schuld. Also mach dir keine Vorwürfe. Die muss sich ein anderer machen.«
    »Aber wer?« Ich wollte Klarheit, musste unbedingt wissen, wer sich meiner bemächtigt hatte.
    »Das werde ich noch herausfinden. Jetzt müssen wir dich allerdings erst einmal von hier wegbringen, bevor die anderen wieder bei Bewusstsein sind und dich hier bemerken. Schließlich gibt es schon genug Schwierigkeiten, auch ohne dass ein Großteil der Schattenschwingen zum ersten Mal seit einer Ewigkeit einen Menschen zu sehen bekommt.« Immer noch wackelig in seinen Bewegungen kletterte Sam hinter mich, um meinen angeschlagenen Hinterkopf in Augenschein nehmen zu können. »Das wird eine Mordsbeule, ist aber glücklicherweise nichts Schlimmeres. Kopfschmerzen und in ein paar Stunden etwas Übelkeit, wenn du Pech hast. Damit kannst du fliegen.«
    Während Sam noch meine Verletzung abtastete, ließ ich meinen Blick über die erwachenden Schattenschwingen gleiten. Einige hatten sich bereits bis auf die Knie hochgestemmt, während andere versuchten, einfach nur vom Hof wegzukommen, selbst wenn sie dafür bäuchlings über den Boden kriechen mussten. Sie wirkten, als würden sie aus einer Narkose erwachen: Ihre Körper funktionierten mehr oder weniger, doch ihre Wahrnehmung war anscheinend weiterhin in einem Nebel gefangen, aus dem sie sich nur langsam befreien konnten. Zu meinem Schrecken lag Shirin immer noch zusammengerollt da, jetzt jedoch mit geschlossenen Augen, als würde sie schlafen. Und schlecht träumen, wenn man ihren angespannten Zügen Glauben schenken durfte. Als ich sie so sah, spürte ich das dringende Bedürfnis, zu ihr hinüberzulaufen und sie zu berühren, irgendetwas zu tun, das sie den Angriff vergessen ließ.
    Bevor ich jedoch auch nur einen Schritt weit kam, hielt Sam mich zurück. »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, so leid es mir tut. Glaub mir, Shirin geht es den Umständen entsprechend gut - genau wie den anderen Schattenschwingen. Auch wenn es sie besonders arg erwischt zu haben scheint, wird sie wieder in Ordnung kommen.«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    Zum ersten Mal schlich sich wieder so etwas wie ein Lächeln auf Sams Gesicht, auch wenn es sogleich von der Anspannung überdeckt wurde. »Mein Radar funktioniert wieder, und Shirin piepst ganz eindeutig. Genau wie unser Freund Ranuken, der dort drüben platt auf der Nase liegt. Dem Kerl werde ich seine Schwingen stutzen, sobald ich dich nach Hause gebracht habe. Der ist wohl nicht ganz bei Sinnen, dich einfach in die Sphäre zu bringen, während hier eine Versammlung stattfindet.«
    Mit einem Rauschen breitete Sam seine Schwingen aus und schlang seine Arme um meine Taille. Ehe er zum Flug ansetzen konnte, tippte ich ihm gegen seine nackte Brust. »Wenn du unbedingt mit jemandem ein Hühnchen rupfen willst, dann mit mir. Ranuken hat mich nämlich ganz und gar nicht freiwillig hierher gebracht. Ich habe ihn erpresst.«
    Sam zog die Augenbrauen hoch. »Tatsächlich?« Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Anscheinend gefiel ihm die Idee, auch wenn ich dadurch ein solches Unheil angerichtet hatte.
    »Sieht so aus, als hieltest du mich immer noch für das Unschuldslämmchen, das ich mal war. Aber glaub mir, du solltest mich nicht unterschätzen. Ich habe auch ein paar Tricks auf Lager«, sagte ich fast übermütig, denn in seinen Armen fühlte ich mich ausgesprochen sicher.
    Ein kräftiges Schlagen der Schwingen und wir befanden uns in der Luft.
    »Von den Tricks möchte ich, glaube ich, gern mal ein paar kennenlernen«, sagte Sam zu sich selbst, aber ich hörte es trotzdem.
    Obgleich die Ruine nah am Grat der Steilküste lag, flog Sam ein ganzes Stück an ihr entlang, bis er schließlich knapp vor ihrem Ausläufer landete. Behutsam setzte er mich ab und ließ seine Arme so lange um mich liegen, bis er sicher sein konnte, dass ich auch wirklich stand. In der Tiefe unter uns schlugen die Wellen krachend gegen den Fels, obgleich die See verhältnismäßig ruhig war. Ich blickte zum Strand hinunter, der verlassen dalag, und fragte mich, ob sich um diese Uhrzeit in der Menschenwelt wohl noch einige Jugendliche beim Klippenausläufer herumtrieben und den Sommerabend ausklingen ließen.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es so eine gute Idee ist, gerade hier zu wechseln. Jemand könnte uns dabei beobachten«, gab ich zu bedenken.
    Sam war bis an die äußerste Kante

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