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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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erkennen, zusammengekauert wie ein Embryo, die Augen starr zum Himmel gerichtet, in einer unnatürlichen Körperhaltung, die kaum zu dieser stolzen Frau passte. Doch was auch immer ihr widerfahren war, musste ihr eine grauenhafte Angst eingejagt haben, bevor es sie niedergeworfen hatte.
    Oh Gott, sie sind alle tot!, schoss es mir durch den Kopf. ER hat sie getötet, sie ausgelöscht mit diesem Sturm von Energie, den ER durch mich hindurchgejagt hat.
    Während mir Panik die Kehle zudrückte und mich am Boden gefangen hielt, begannen einige der Schattenschwingen zu zucken und leidvolles Stöhnen erklang. Zuerst glaubte ich, mich zu täuschen, bis inmitten des Schlachtfelds ein zerzauster Blondschopf auftauchte und wankend auf die Füße kam, die Schultern bebend vor Anstrengung. Bevor ich mein Glück fassen konnte, hatten Sams Augen mich gefunden. Wenn er befremdet war, mich zu sehen, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Seine Lippen formten meinen Namen, dann setzte er sich auch schon in Bewegung, dem Chaos um sich herum keinerlei Beachtung schenkend. Obwohl ihm anzusehen war, dass er seinen Körper kaum wieder unter Kontrolle hatte, kletterte er über die gerade erwachenden Schattenschwingen hinweg, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von mir zu nehmen. Gerade so, als würde ich mich wie eine Fata Morgana auflösen, wenn er auch nur einmal blinzelte. Oder wie ein Traum.
    Als er endlich vor mir ankam, riss er mich mit einer solchen Gewalt in seine Arme, dass ich fast vor Schmerz aufgeschrien hätte. Seine Finger gruben sich zwischen meine Rippen und in meine Schulter. Morgen würde meine Haut zweifelsohne mit den Spuren seiner Berührung übersät sein.
    »Mila«, sagte Sam mit rauer Stimme, und dann noch einmal: »Mila.« Er presste mein Gesicht so fest an seinen Hals, dass ich kaum Luft bekam. Dafür spürte ich sein wild schlagendes Herz und für dieses lebendige Trommeln hätte ich alles ertragen. Ich gab keinen Ton von mir, als Sam seine Umarmung löste, um meinen Kopf in den Nacken zu legen und mir forschend in die Augen zu blicken. Er prüft mich, begriff ich. Er ist sich nicht sicher, wer ich bin. Nicht nach dem, was eben geschehen ist. Was auch immer er in meinen Augen fand, es beruhigte ihn, denn sogleich glitten seine Finger über meine Haut, tastend, liebkosend, als wolle er sich immer wieder aufs Neue bestätigen, dass er mich auch wirklich im Arm hielt.
    Vorsichtig beugte ich mich vor und streifte seine Lippen mit meinem Mund. Sie waren heiß, regelrecht glühend. Sam versteifte sich, ehe er den Kuss erwiderte, dann jedoch umso leidenschaftlicher. Einen Moment lang vermischte sich meine Freude, ihn wieder bei mir zu haben, mit einer Spur von Furcht, während Sam mich küsste, als hätte er die Welt um uns herum vergessen. Fast verzweifelt, als wolle er sie unbedingt vergessen. Ich spürte seine Kraft und seinen Willen mehr als je zuvor. Was hätte ich ihm entgegensetzen können, wenn er etwas anderes in meinen Augen gesehen hätte als nur mich, Mila? Was, wenn jener Schatten, der in mich eingedrungen war, eine Spur hinterlassen hätte?
    Schließlich wurden Sams ungestüme Küsse sanfter, bis es ihm sogar gelang, sich von mir zu lösen. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt mir war. Als Sam seine Fingerspitzen betrachtete, sah ich es auch: Ein feiner silberner Schimmer haftete dort - derselbe Schimmer, der sich auf mich gelegt hatte, damals, als das Dunkel schon einmal nach mir gegriffen hatte. Er hatte ihn damals von meinem Gesicht gestrichen. Während meiner Ohnmacht war etwas geschehen, das ich mir nicht im Geringsten erklären konnte, das aber so grauenhaft war, dass der Junge, der Welten gewechselt hatte, um bei mir zu sein, mich einen Augenblick lang für seine Feindin gehalten hatte. Immer noch brannten meine Wangen unter seinem forschenden Blick.
    »Was ist mit mir passiert?«, fragte ich Sam, unsicher, ob er meine leisen Worte überhaupt verstehen konnte.
    Sam schüttelte nur schweigend den Kopf. Der Geste haftete etwas Ratloses an, das mir Tränen in die Augen steigen ließ. Was auch immer ich getan hatte, es war böser und mächtiger gewesen als Asamis Angriff und die Auseinandersetzung unter den Schattenschwingen. Doch nicht ich hatte das getan: Jemand hatte mich benutzt, einer, dessen verborgene Kraft größer war als die aller Schattenschwingen zusammen. Das machte die Sache aber keineswegs leichter.
    »Mila, nicht.« Unerwartet liebevoll strich Sam mir über die Augenlider und lehnte

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