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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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vorgetreten und schaute hinab. »Ja, könnte schon sein. Aber schau mal, es herrscht gerade Ebbe, also liegen die Höhlen trocken. Wenn wir hinter den Klippen auftauchen, sieht uns in der Dunkelheit kein Mensch. Ich würde sagen, ich setze dich für einen Moment in einer Höhle ab und sehe nach, ob die Luft rein ist. Was meinst du?«
    Was auf mich zukommen würde, wenn die Luft nicht rein sein sollte, stellte ich mir lieber nicht vor. Ich hatte zwar deutlich weniger Angst vor dem Meer als früher, seitdem ich mit Sam zusammen war, aber ein nächtliches Bad im Meer war trotzdem nicht gerade nach meinem Geschmack. Vor allem, weil das Wasser an dieser Stelle selbst an windstillen Tagen aufgewühlt war. Der Lärm, den es auch jetzt erzeugte, war der Beweis für die Gewalt, mit der es gegen den aufragenden Fels anpeitschte.
    Sam schien meine Bedenken zu erraten. »Ich weiß: keine besonders verlockende Vorstellung. Aber immer noch besser als ein Haufen schlecht gelaunter Schattenschwingen, die noch lange nicht alle Sinne wieder beisammenhaben. Da ist es besser, wenn ihr Blick nicht gleich als Erstes auf dich fällt, auch wenn du dafür einige Minuten lang in einer dunklen Höhle ausharren musst.«
    »Wie kommt es eigentlich, dass du schon wieder so fit bist?« Mein Ablenkungsversuch war kindisch, aber ich konnte mich einfach nicht so schnell mit dem Gedanken anfreunden, gleich völlig allein gelassen gegen meine Urängste ankämpfen zu müssen.
    Zu meiner Erleichterung ging Sam auf meine Frage ein. Vielleicht brauchte auch er eine Verschnaufpause nach den Schrecken dieses Abends. »Sieht so aus, als wäre meine Aura - oder was auch immer das ist, was mich umgibt - stärker als die der anderen. Deshalb habe ich diesen Übergriff einfach besser weggesteckt. Na ja, zumindest vermute ich das.« Sam schüttelte sich, als wollte er die Gedanken fortscheuchen und blickte auf seinen nackten Oberkörper. »Lass uns das Nachdenken auf später vertagen, ich brauche jetzt erst mal was, um den Bannspruch abzudecken. Wenn wir drüben sind, bleibt uns noch genug Zeit zum Kopfzerbrechen.«
    Erst jetzt bemerkte ich die tiefe Schnittwunde an Sams rechtem Arm, die mit verkrustetem Blut bedeckt war, das ich auch auf meiner Kleidung wiederfand. Zum Glück waren die Symbole auf seiner Haut unverändert. Asami war es trotz aller Anstrengungen also nicht gelungen, dieses Werk zu vollenden. Erleichterung breitete sich in mir aus und machte mich schwindelig. Es fühlte sich an, als wäre ich gerade zu schnell Karussell gefahren. Plötzlich war in meinem Kopf kein Platz mehr für all die Sorgen, nur noch für Sam, der dicht bei mir stand und im kalten Dämmerlicht der Sphäre schimmerte.
    »Meinen Pulli habe ich vor lauter Hektik auf dem Horst zurückgelassen. Meinst du, dass mein T-Shirt ausreicht, um die Zeichen abzudecken? Oder vielleicht nehmen wir doch besser meine Hose, unter dem Shirt trage ich nämlich nichts drunter«, bot ich an, und wie um das Ganze noch zu verschärfen, entfloh mir ein leises Kichern.
    Sam musterte mich eigenartig fasziniert, dann griff er mit einer gefährlich langsamen Bewegung nach dem Saum meines Shirts und lüftete es leicht. Augenblick nahm ich die kühle Nachtluft auf meiner Haut wahr. Bei der Vorstellung, dass Sams warme Finger, die vor einigen Minuten noch so zärtlich über mein Gesicht gestrichen waren, nun vom Saum zu meinem Bauch wandern würden, wurde meine Haut jäh von einer Glutspur überzogen.
    »Gar nichts also?«, hakte Sam nach und das Funkeln in seinen Augen verriet, dass ihm gerade ebenfalls ein paar Dinge durch den Kopf gingen, die nichts mehr mit den Geschehnissen vor der Ruine zu tun hatten.
    Ich nickte bekräftigend, unfähig, diesen Augenblick zu zerstören, obwohl in meinem Hinterkopf die Sorge aufblinkte, dass die Zeit nicht stillstand, nur weil wir beiden der Anziehungskraft zwischen uns nachgaben. Als Sams Finger tatsächlich über meinen Bauch strichen und langsam nach oben glitten, hatte ich auch diese Sorge schon wieder vergessen. Ich drängte mich näher an Sam, darauf bedacht, den Spielraum seiner Hand nicht zu beengen und trotzdem seinen Körper eng an meinem zu spüren. Auffordernd küsste ich ihn auf die Vertiefung seiner Halslinie, während meine Hände seinen Rücken erkundeten und auch nicht vor jener Stelle haltmachten, wo die Schwingen begannen. Die flüchtigste Berührung reichte aus und Sam entfuhr ein heftiges Atmen. Ich glaubte schon, seine Hand endlich auf meinem Busen

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