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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Brille.« Dabei strahlte Reza so über das ganze Gesicht, dass ich ihr einfach glauben musste.
    Ich lehnte mit meiner Schläfe an ihrer Schulter, der Stoff ihrer Seidentunika war von der Sonne aufgewärmt. Meine Augenlider schlossen sich ganz von allein. Ich fühlte mich so zufrieden und entspannt wie schon lange nicht mehr. Nachdem ich gestern endlich den Klassenraum verlassen hatte, war mir erst klar geworden, unter welcher enormen Anspannung ich wegen dieser verfluchten Mathearbeit gestanden hatte. Nun war sie vorbei und ich war mir ziemlich sicher, dass keine Fünf dabei rausgekommen war - Sams Nachhilfekünsten sei dank.
    Eigentlich hatte heute Segeln mit der Familie auf dem Plan gestanden, doch meine Mutter hatte kurzerhand entschieden, dass wir beide einen Frauentag einlegen sollten. Ich war damit mehr als einverstanden gewesen, denn zum einen war ich kein großer Fan der Segelei. So gern ich das Meer auch ansah, so wenig mochte ich es, damit in Berührung zu kommen. Seine salzige Kälte löste bei mir jedes Mal die Vorstellung aus, von etwas Unsichtbarem umschlungen und in die Tiefe hinabgezogen zu werden. Dabei war mir im Wasser nie etwas Schlimmes zugestoßen. Zum anderen hatte ich mich darauf gefreut, Zeit mit meiner Mutter zu verbringen. Das Einkaufen von Krimskrams und das anschließende Essen bei unserem Stammitaliener waren dabei nur schöne Nebensächlichkeiten. Meine Mutter gehörte zu dieser entspannten Sorte Mensch, deren gute Laune immer abfärbte. Bei ihr konnte ich mich fallen lassen, denn sie wirkte wie ein Schutzmantel gegen jede Unbill des Lebens.
    Genau danach war mir heute gewesen, als Pingpong mich mit ihrem Gemaunze geweckt hatte. Nichts Kompliziertes, nur meine Mom, die summte oder vor sich hinplauderte, sodass ich gar nicht erst auf die Idee kam, über Sam und das morgige Mittagessen nachzudenken. Zu spät, da war er wieder, der Gedanke, der mir jedes Mal einen Stromschlag durch den Körper jagte. Automatisch richtete ich mich kerzengerade auf. Irritiert sah meine Mutter mich an.
    »Wir brauchen noch Süßkartoffeln«, brachte ich hervor.
    »Tatsächlich?«
    Die Beine meiner Mutter baumelten ein wenig schneller, dann zog sie sie hoch in den Schneidersitz. Sie holte eine Tüte mit getrockneten Papayas aus ihrer Tasche und bot sie mir an. Während wir vor uns hinkauten, war von Gemütlichkeit nichts mehr zu spüren. Auch wenn meine Mutter sich nichts anmerken ließ, spürte ich, dass ihr etwas auf der Seele lag. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis sie damit herausplatzen würde. Zu allem Überfluss ahnte ich, um welches Thema es gehen würde.
    Rufus hatte es nämlich ungefragt übernommen, unseren Eltern von der Mittagesseneinladung zu erzählen, ganz so, als wäre Sam sein und nicht mein Gast. Überrascht hatte mich das allerdings nicht, schließlich hatte Rufus mir auf der Rückfahrt unmissverständlich klargemacht, dass wenn ich Sams Nachhilfe weiterhin in Anspruch nehmen wollte, das gefälligst nicht mit seinen Verabredungen zu kollidieren hatte. Er würde kein weiteres Mal Kinder hüten, damit ich seinen besten Freund wie ein Mondkalb anstarren konnte. Darüber, dass Sam allem Anschein nach zurückgestarrt hatte, hatte er hingegen kein Wort verloren.
    Rufus war beleidigt, aber das kümmerte mich im Moment herzlich wenig. Denn ich war hin und weg, weil ich nicht nur einen Abend bei Sam verbracht hatte, sondern weil er sogar meine Gegeneinladung angenommen hatte. Nach außen hin musste ich in meiner Glückseligkeit wirken, als wäre ich auf Drogen. Meine Freundin Lena hatte am Freitagnachmittag eine entsprechende Bemerkung fallen lassen, als ich ihr völlig verträumt dabei zugesehen hatte, wie sie ihr Pferd Artemis striegelte. Normalerweise beschwerte ich mich in einer Tour, dass sie sich beeilen sollte. Zwar mochte ich die Stute gern leiden, nur hielt sich meine Begeisterung für Pferdepflege, vor allem aus der Zuschauerperspektive, in Grenzen. Aber gestern war mir diese geistige Auszeit ganz lieb gewesen, denn ein Teil von mir hatte die Geschehnisse der letzten vierundzwanzig Stunden immer noch nicht vollends begriffen.
    »Nun ist wenigstens das Geheimnis um den Sam-Zauber gelüftet, über den du dir schon seit Jahren den Kopf zerbrichst«, hatte Lena gesagt, während sie anfing, Artemis’ Mähne zu Zöpfen einzuflechten, wo ich doch schon mal nicht protestierte und drohte, mich allein ins Café abzusetzen. Neben meiner Mutter war Lena meine einzige Vertraute, wenn es um

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