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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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leichten Sonnenbrand und die dunklen Ponyfransen waren mit Mehl bestäubt.
    »Im Ofen ist noch Platz für eine Tiefkühlpizza, wenn du keine Lust auf mein Selbstgekochtes hast, Rufus.« Dabei wischte sie ihre Hände an ihrem sommerlich dünnen Kleid ab und dann starrten wir gemeinsam auf die nassen Spuren, die zurückblieben. Der Stoff haftete leicht an ihren Oberschenkeln. In diesem Augenblick hätte ich viel dafür gegeben, die Schale noch vor meinen Körper zu halten.
    »Hallo, Sam«, sagte Mila und es klang nicht besonders überschwänglich. »Ich habe schon fast nicht mehr mit dir gerechnet. Du bist wirklich mutiger, als ich dachte.«
    »Ja, Rufus sagte auch schon etwas in der Art. Dein Vater würde sich richtig auf mich freuen.«
    Mit einem Schlag lief Mila so rot an, dass der Sonnenbrand nicht mehr auszumachen war. »Ich meinte eher, du bist mutig, weil der Geruch von diesem namenlosen Zeug im Topf dich nicht bereits an der Haustür in die Flucht geschlagen hat.«
    Erst jetzt fiel mir auf, dass das ganze Haus von einem ungewöhnlichen Duft erfüllt war. Nicht schlecht, es war nur eine Note darin, die ich nicht kannte. Scharf, ein wenig beißend und dann wieder süß. Ich trat neben Mila und linste in den Topf. Ich konnte die lilafarbene Schale von Auberginen erkennen, außerdem rosa Brocken und alles wirkte rot übertüncht, also waren vermutlich auch Tomaten dran.
    »Was auch immer es ist, ich esse es.«
    Mila lachte, woraufhin ich sie wie gebannt anschaute. »Wählerische Gäste sind mir die liebsten.« Dann trat sie dicht neben mich und sah ebenfalls in den Topf. »Es fehlt an Orange.«
    »Ich könnte einfach mal probieren«, schlug ich vor und griff nach dem Holzlöffel, wobei meine Hand ihren nackten Unterarm streifte. Mila zuckte leicht zusammen, nahm den Arm aber nicht weg.
    »Das wäre allerdings ein Regelbruch.« Die voll klingende Stimme in meinem Rücken sorgte dafür, dass ich schnell einen Abstand zwischen Mila und mich brachte. Herr Levander stand in der Mitte des Raums, die Hände lässig in den Hosentaschen steckend.
    »Und Regelbruch, da stehst du doch nicht drauf, Sam! Du bist doch einer von den guten Jungs.« Rufus hatte die Schale auf den hölzernen Esstisch gestellt und sich mit der Hüfte gegen die Kante gelehnt. Für einen Augenblick konnte ich es kaum glauben, dass es mein bester Freund war, der mich gerade dreist grinsend vorführte. Mir war klar gewesen, dass Rufus von Milas Essenseinladung nicht wirklich begeistert gewesen war. Das hatte mir nicht weiter Kopfzerbrechen bereitet, denn für gewöhnlich konnte ich seine überhebliche Tour ganz gut ausbremsen. Aber ausgerechnet heute versagten meine Abwehrmechanismen und ich stierte ihn bloß warnend an. Später würde ich ihn mir schnappen, aber dann war ja keine Mila mehr da, vor der ich meinen Stolz retten wollte. Ich war tatsächlich ein Idiot gewesen, als ich die Einladung angenommen hatte.
    Herr Levander ließ mich unhöflich lange zappeln, ehe er sagte: »Dass nicht probiert wird, ist doch der Trick bei Milas Essen. Sie tut da alles Mögliche in den Topf, ganz nach Gefühl, und es schmeckt immer sensationell. Hier vorab probieren zu wollen, macht noch alles kaputt.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du abergläubisch bist, Daniel.« Frau Levander schritt an ihrem Mann vorbei, nahm mir den Kochlöffel aus der Hand und probierte kurzerhand. »Da fehlt noch Salz, Liebes. Und dann auf den Tisch damit, ich sterbe nämlich vor Hunger. Sam, du stellst bitte den Salat auf den Tisch und Daniel, hol du doch das Brot aus dem Ofen.«
    Froh über die plötzliche Geschäftigkeit, schnappte ich mir den Salat und riskierte einen Blick auf Mila, die stocksteif dastand. Dann blinzelte sie und zeigte ein Lächeln. »Ich liebe meine Mutter«, sagte sie leise. Ich liebte diese Frau in just diesem Moment auch, aber das behielt ich lieber für mich.
    Das Essen verlief locker und ich vergaß fast, dass ich unter Beobachtung stand. Frau Levander - stopp!, Reza, wie sie nicht müde wurde, mich zu korrigieren - konnte reden wie ein Wasserfall. Es plätscherte in einer Tour, gelegentlich unterbrochen von Milas Vogelgesang oder Herrn Levanders Donnerhall. Von Rufus, der das Essen in sich hineinschaufelte, als stünde er kurz vorm Verhungern, und mir wurde nur ein gelegentliches Nicken erwartet, nachdem ich bestätigt hatte, dass das Essen wirklich gut schmeckte. Was es auch tat.
    Langsam entspannte ich mich. Diese einträchtige, so erstaunlich gut aufeinander

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