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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Längen besser, an die Socken zu denken als an die schmerzende Prellung an meiner Schulter, auch wenn die wenigstens niemand zu sehen bekommen würde.
    Erneut wünschte ich mir, Milas Einladung nicht angenommen zu haben. Ein Stück Pizza an der Strandpromenade hätte es doch auch getan, wäre sogar besser gewesen als dieser Familienevent, bei dem ich nur schlecht abschneiden konnte. Unwillkürlich spürte ich Daniel Levanders Blick auf mir, der besagte, dass er genau wusste, welche Sorte Kerl ich war, und der mir deshalb auch keine Sekunde über den Weg traute. Nicht, dass mich sein Misstrauen bislang gestört hätte. An diesen Blick war ich mittlerweile gewöhnt, damit kam ich gut klar. Aber heute Mittag würde ich nicht einfach nur an Daniel Levanders Tisch sitzen und mit seinem Sohn über Autos oder sonst etwas reden.
    Bevor ich mich selbst in den Wahnsinn treiben konnte, drückte ich den Klingelknopf und vermied es, auf meine Stiefel zu starren, als die Tür aufschwang. Zu meiner Erleichterung öffnete Frau Levander, die gute Laune in Person.
    »Hallo, Sam. Schön, dass du da bist. Komm doch rein.«
    Ihr breites Lächeln spiegelte sich in ihren Augen, ihren blauen Augen, die so ganz anders als Milas waren. Milas Iris war wie poliertes Nussholz, ein tiefer weicher Ton. Hastig wendete ich den Blick ab.
    »Danke, Frau Levander. Das mit der Einladung ist wirklich nett. Könnten Sie die Schale bitte kurz einmal halten?«
    Ich stützte mich an der Wand ab, um aus meinen Stiefeln zu steigen. Eine reine Übersprunghandlung, verbunden mit dem inneren Zwang, genau das zu tun, wovor mir graute, ehe jemand anders es von mir verlangte. Kein Mensch in diesem Haus interessiert sich für Tennissocken, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Normalerweise machte ich mir über so etwas auch keine Gedanken, nur war heute nicht »normalerweise«.
    »Hör mal, nenn mich doch beim Vornamen, das ist gemütlicher. Ich heiße Reza.« Ich nickte etwas steif und nahm ihr die Schale wieder ab. »Schokopudding. Du weißt, womit man Mila ködern kann.«
    »Ehrlich gesagt, hat meine Schwester den gemacht, weil ich nicht wusste, was man zu einer solchen Einladung mitbringt. Blumen sind mir irgendwie eine Spur zu heftig vorgekommen. Wären Blumen richtig gewesen?«
    Sie dachte einen Moment nach. »Blumen sind nie verkehrt, aber Schokopudding ist eindeutig besser.«
    Wir grinsten beide, trotzdem hätte ich vor Erleichterung beinahe laut aufgeatmet, als Rufus die Treppe runterkam, um mich sofort in Beschlag zu nehmen. Obwohl er ein Stück kleiner war als ich, legte er mir den Arm um die Schultern und zwang mich in eine Schieflage. Ich biss mir auf die Unterlippe, als seine Hand direkt auf der Prellung zu liegen kam. Diese Blutergüsse brauchten immer ein paar Stunden, bis sie sichtbar wurden, und taten oft mehr weh als der Schlag selbst.
    »Hey, du bist ja tatsächlich gekommen. Hab eigentlich fast mit einer Absage auf den letzten Drücker gerechnet. Mein Dad freut sich so richtig auf dich, wenn du weißt, was ich meine.« Dabei boxte er mich in die Seite.
    Ich wusste leider nur zu gut, was er meinte. Rufus ließ keine Gelegenheit aus, mir unter die Nase zu reiben, dass sein Vater mich für eine verdorbene Kreatur hielt. Dabei war mir durchaus klar, dass Rufus gerade deshalb besonders gern mit mir zusammen war. Das machte mir nichts aus, denn ich mochte ihn ja auch ein Stück weit, weil er Teil dieser Sonnenschein-Familie war.
    Als ich nicht zum Gegenangriff ansetzte, boxte er mich erneut in die Rippen, aber im Augenblick hatte ich andere Sorgen. Mila werkelte in der offenen Küchenzeile, die Bestandteil eines großzügig geschnittenen Raums war, der neben einer Sitzecke auch ein Sofa samt Kamin beherbergte. Sie streute gerade klein geschnittenes Grünzeug in einen Topf, starrte konzentriert auf das Ergebnis und fügte dann noch etwas mehr hinzu. Für mich und Rufus, der immer noch an mir hing, als hätte er mindestens fünf Bier intus, hatte sie keinen Blick übrig.
    »Du solltest das Zeug mit Daniels Cognac flambieren, dann fällt der unangenehme Geschmack der Zutaten nicht mehr so auf.« Erneut boxte Rufus mich in die Rippen. Gröber als beabsichtigt schob ich ihn beiseite und drückte ihm die Schale in den Magen. Mit einem Stöhnen packte er sie und ich machte sofort einen weiteren Schritt von ihm weg, erleichtert, seinen klammernden Arm endlich los zu sein.
    Mila wandte sich uns zu und verdrehte die Augen. Auf Nase und Wangen hatte sie einen

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